Moskau. Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verrät, wie der Weltmeister mit dem Wirbel um die Erdogan-Fotos umgegangen ist.

Kapitän Manuel Neuer hat am Tag des Turnierauftakts gegen Mexiko eingeräumt, dass die Erdogan-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan die Vorbereitung der Fußball-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft beeinträchtigt hat. "Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war sogar belastend", sagte Neuer in einem Interview der "Bild am Sonntag".

Head-to-Head: Deutschland vs. Mexiko

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    "Wenn jemanden etwas belastet, dann spricht man eben"

    Nach dem Treffen und den Fotos der beiden in Gelsenkirchen geborenen DFB-Spieler mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan müssen sich der DFB und die Sportliche Leitung um Bundestrainer Joachim Löw permanent mit der Thematik beschäftigen, ebenso die Spieler. "Wir haben es dann thematisiert, auch in Einzelgesprächen. Wenn jemanden etwas belastet, dann spricht man eben", sagte Neuer. In Deutschland sorgt das Thema nach wie vor für kontroverse Diskussionen, eine eingeschlagene Scheibe an Gündogans Auto sorgte im Schatten der Affäre für weitere Schlagzeilen.

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    Gegen die beiden Spieler mit türkischen Wurzeln gab es auch Pfiffe bei den Länderspielen im Vorfeld der WM-Endrunde in Russland. Neuer warb darum, mit dem Beginn der deutschen WM-Spiele zumindest vorerst einen Schlussstrich zu ziehen. "Grundsätzlich liegt das jetzt aber alles in der Vergangenheit, wir müssen nach vorne auf unser Ziel schauen. Jetzt ist WM! Wir haben das für uns aus der Welt geschafft und benötigen jetzt alle einen klaren Kopf", sagte der 32 Jahre alte Torhüter.

    Neuer: "Vielleicht ziehen wir jetzt noch mehr an einem Strang"

    "Seit wir in Russland gelandet sind, haben wir uns konzentriert auf das Spiel gegen Mexiko vorbereitet", berichtete der Kapitän. Er äußerte sogar eine Hoffnung: "Vielleicht ziehen wir jetzt noch mehr an einem Strang und die Probleme der Vorbereitung werden am Ende in positive Energie umgewandelt."

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    Das wollen auch Teamkollegen und Verantwortliche. "Wir sind fokussiert auf das Turnier, die Stimmung ist gut. Ich glaube, es wurde aus vielen Nebengeräuschen mehr gemacht als da eigentlich war", sagte Mittelfeldspieler Julian Draxler am Tag vor dem Mexiko-Spiel im Moskauer Luschniki-Stadion.

    Über Özil sei geschrieben geworden, dass er lustlos und irgendwie bedrückt und gehemmt wirke, sagte Draxler: "Und das stimmt nicht. Mesut ist gut drauf, Mesut ist fröhlich. Er macht viele Witze mit uns." Bundestrainer Joachim Löw plant den 29 Jahre alten Spielmacher weiter als Fixgröße im Team ein. "Mesut Özil macht einen guten Eindruck", sagte Löw. Er meinte die Gesamtverfassung.

    Eingeschlagene Scheibe an Gündogans Auto

    Am Tag vor der WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien am 8. Juni in Leverkusen war an Gündogans Auto, einem schwarzen Mercedes, eine Scheibe eingeschlagen worden. Das bestätigte am Wochenende die Kölner Polizei, nachdem die "Bild"-Zeitung (Samstag) zuvor darüber berichtet hatte. Der Vorfall ereignete sich laut Polizei bereits am Abend des 7. Juni zwischen 23.00 Uhr und 24.00 Uhr. Gündogan weilte zu diesem Zeitpunkt mit der Nationalmannschaft in Köln.

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    Ob die Attacke auf den Wagen mit den Erdogan-Fotos in Zusammenhang steht, ist ungeklärt. Es sei auch keineswegs sicher, dass der Täter gewusst habe, wessen Wagen er beschädigte, teilte die Polizei mit. Das Auto habe ein Stuttgarter Kennzeichen.