Berlin. Die Nato stärkt mit dem Beitritt Schwedens und Finnland ihre Nordost-Flanke. Für Putin ist es eine selbst verschuldete Niederlage.

Das war eine Einigung in letzter Minute: Um der Nato beitreten zu können, haben Schweden und Finnland dem türkischen Präsidenten Erdogan zum Schluss deutliche Zugeständnisse bei der Kurdenpolitik und Waffenexporten machen müssen – erst dann beendete Erdogan im Gegenzug seine Blockade, kurz bevor die Hängepartie beim Nato-Gipfel zur echten Blamage für die gesamte Allianz geworden wäre.

So aber kann die Nato wie geplant eine historische Zäsur besiegeln: Um nichts anderes handelt es sich bei dem Beitritt der beiden bislang neutralen Länder. Ihre Aufnahme ist für die Nato ein immenser strategischer Gewinn: Das Bündnis der bald 32 Staaten deckt jetzt den Großteil Europas von Nord bis Süd komplett ab, kontrolliert damit auch den Ostseeraum und kann über die maritime Präsenz das Baltikum, das sich von Russland besonders bedroht fühlt, besser schützen.

Nato-Erweiterung ist eine schwere Niederlage für Putin

Christian Kerl, EU-Korrespondent.
Christian Kerl, EU-Korrespondent. © Privat

Für den russischen Präsidenten Putin ist das eine schwere Niederlage. Er wollte die Allianz unter Druck setzen, damit sie ihre Truppen aus Osteuropa zurückzieht und auf jede Erweiterung verzichtet.

Erreicht hat Putin das Gegenteil: Die Nato dehnt sich aus und rückt in Finnland zusätzlich auf 1300 Kilometern direkt an die Grenze Russlands heran. Das Bündnis hat es darauf nicht angelegt, es hat Schweden und Finnen nicht umworben. Beide Länder sehen durch Moskaus Überfall auf die Ukraine ihre bisherige Sicherheitsstrategie zertrümmert.

Sie suchen den Schutz der Nato, bevor ein aggressives Russland sie bedroht oder angreift. Darum ist ihr Beitritt eigentlich kein Grund zum Feiern. Er zeigt, dass sich die Sicherheitslage in Eu­ropa dramatisch verschlechtert hat. Feiern aber darf Erdogan: Sein Erpressungsmanöver war erfolgreich.

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