Berlin . Je nach Alter ändern sich ihre Einnahmen und Ausgaben an den Staat. Lesen Sie hier für wen die Belastung durch Steuer und Co. besonders hoch ist.

  • In Deutschland sind die Abgaben an den Staat im Vergleich zu anderen Ländern recht hoch
  • Doch je nach Alter und Geburtsjahrgang können diese stark variieren
  • Wer am für Rente, Steuern, Kindergeld und Co. am meisten an den Staat zahlt

Wer in Deutschland lebt und arbeitet, zahlt Steuern und Beiträge zu Sozialversicherungen. Dafür hat er oder sie dann Anspruch auf Leistungen wie Rente, Kindergeld oder auch Hartz IV.

Aber wie verhalten sich Abgaben und Leistungen eigentlich im Vergleich? Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat genau diese Frage mit Werten aus dem Jahr 2021 untersucht und die Ergebnisse nach Alter aufgeschlüsselt.

Ergebnis: Die 54-Jährigen zahlen in Deutschland aktuell das meiste Geld ein. Der Jahrgang 1968 kommt nach den Berechnungen des IW auf Abgaben von insgesamt 28,1 Milliarden Euro im Jahr. Pro Kopf macht das jährlich 20.460 Euro.

Steuer schlägt mit Mitte 50 am härtesten zu Buche

Den größten Teil davon bildet die Einkommensteuer. Sie schlägt für die 54-Jährigen durchschnittlich mit einer jährlichen Gesamtsumme von rund 9400 Euro pro Kopf zu Buche, schreibt der Autor der Studie, Martin Beznoska.

Dass die Abgaben in diesem Lebensabschnitt am höchsten sind, ist logisch. Denn dann erreichen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Schnitt ihr höchstes Einkommen. Je höher das Einkommen, desto höher die Abgaben für Steuer und Renten- sowie Krankenversicherung. Denn die Abgaben in Deutschland sind bis zu gewissen Ober- und Untergrenzen nach dem Äquivalenzprinzip aufgebaut, was auch für Steuergerechtigkeit sorgen soll. Einfach ausgedrückt: Wer mehr verdient, soll auch mehr zahlen. Wie das Verhältnis von Abgaben und Leistungen für ihren Jahrgang ist können Sie übrigens ganz einfach mithilfe des zugehörigen IW-Tools selbst herausfinden.

Rente und Steuer: Ab dem 60igsten Lebensjahr beginnt sich das Verhältnis umzukehren

Rund um das sechzigste Lebensjahr beginnen die Einkommen dann wieder zu sinken, weil die Menschen dann anfangen in Rente zu gehen. Pro Kopf sinkt die jährliche Einkommenssteuer dann auf rund 6500 Euro. Dafür gibt der Staat gerechnet auf alle 60-Jährigen dann pro Person im Jahr schon 2100 Euro für Renten und Pensionen aus. "Mit 65 Jahren kehrt sich das Verhältnis im Schnitt wieder um – also die bezogenen Leistungen übersteigen die Einzahlungen", so Beznoska.

Auch die Kosten für die Gesundheit der Menschen steigen dann auf Staatsseite kontinuierlich an. Gibt der Staat für die Gesundheit seiner Bürger und Bürgerinnen im Alter von 54 rund 4,33 Milliarden Euro aus, sind es für Menschen mit 60 Jahren schon gut eine Milliarde Euro mehr. Das Maximum an Gesundheitsleistungen vom Staat erhalten Menschen über 85 Jahre. Für diese Gruppe fließen insgesamt 9,526 Milliarden Euro pro Jahr.

Kindergeld: Wie und wann junge Menschen vom Staat profitieren

Auch bei Kindern fallen von Tag der Geburt Gesundheitskosten für den Staat an, wobei die Geburt selbst die höchsten Kosten für den Staat verursachen. Abgaben leisten Kinder und Teenager nach dem Modell des IW hauptsächlich über die Mehrwertsteuer. Und das gar nicht mal so wenig. Über diese Abgabe nimmt der Staat von Kindern aus der ersten Klasse (Sechsjährige) schon rund 630 Millionen Euro im Jahr ein.

Neben Ausgaben für ihre Gesundheit profitieren Kinder vor allem von dem Geld, welches der Staat für Betreuung und Bildung ausgibt. Dazu kommt noch das Kindergeld, das im IW-Modell jedoch den Eltern zugerechnet wird. Demnach erhalten Menschen im Alter von 42 Jahren das meiste Kindergeld vom Staat. Auf alle Bürger gerechnet sind es pro Kopf im Jahr rund 1800 Euro.

Steuer und Rente: Hochschulabschluss ist für den Staat am lukrativsten

Das IW-Modell lässt sich aber nicht nur nach Alter aufteilen, sondern auch nach Bildungsabschluss. Dabei zeigt sich: Der Staat macht am meisten "Gewinn" bei Menschen mit Hochschulabschluss. "Staatseinnahmen von über 355 Milliarden Euro der hier berücksichtigten Steuern und Sozialabgaben stehen Staatsausgaben für Transfers, Renten, Pensionen und Sachleistungen von 220 Milliarden Euro gegenüber", schreibt Beznoska.

Menschen mit Berufsausbildung zahlen zwar mit 450 Milliarden Euro im Jahr mehr Abgaben, sie nehmen aber auch Leistungen mit dem höheren Gesamtvolumen von jährlich 435 Milliarden Euro in Anspruch.

Ins Minus geht es für den Staat bei der Gruppe von Menschen ohne Berufsausbildung. Sie leisten insgesamt Abgaben von 80 Milliarden Euro im Jahr und bekommen dafür Leistungen im Wert von 125 Milliarden Euro. In seiner Analyse schlussfolgert Beznoska, dass dies vor allem an dem überdurchschnittlichen Erhalt von Sozialleistungen wie Hartz IV liegt. Dafür sind in dieser Gruppe die Renten "aufgrund des niedrigeren Lebenseinkommens" auch die niedrigsten. Das Rezept für einen gesunden Staatshaushalt ließe sich demnach einfach zusammenfassen: Je mehr Geld in die Ausbildung fließt, desto mehr Steuern fließen zurück. (jasc)

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.