Berlin. Der Drogenbericht der UN stellt Cannabis ein schlechtes Zeugnis aus. Der Drogenbeauftrage will an der Legalisierung dennoch festhalten.

Cannabis ist weltweit die meist-konsumierte Droge. Rund 284 Millionen Menschen rauchen Gras oder nehmen die Droge in anderen Formen zu sich. Das führt immer öfter auch zu gesundheitlichen Problemen, sagt der am Montag in Wien veröffentliche Jahresbericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

In der Europäischen Union etwa seien Hanf-Drogen die Ursache für rund 30 Prozent aller Drogentherapien. Mehr als die Hälfte alter Erstaufnahmen gaben an, dass sie die Droge täglich konsumierten. In Notaufnahmen werden laut dem Bericht zudem immer häufiger Menschen mit akuten Cannabis-Vergiftungen eingeliefert.

Verkauftes Cannabis wird immer stärker

Problematisch ist laut dem UN-Bericht, dass auf dem Schwarzmarkt verkaufte Cannabis-Drogen immer hochpotenter würden. Dazu käme der regelmäßige Konsum der Drogen, beides zusammen führe zu einem Anstieg von Sucht- und psychischen Erkrankungen in Westeuropa.

In den USA, wo Cannabis in einigen Bundesstaaten inzwischen legalisiert ist, werde ebenfalls mehr konsumiert, vor allem bei jungen Erwachsenen. Ein wachsender Anteil an psychiatrischen Störungen und Suiziden stehe dort im Zusammenhang mit regelmäßigem Gebrauch von Cannabis.

Drogenbeauftragter fordert schnellere Hilfe für Cannabis-Abhängige

Im Zusammenhang mit der Vorstellung des UN-Drogenberichts hat der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, schnellere Hilfe für Cannabis-Abhängige gefordert.

„Unser Ziel muss sein, dass Menschen, die einen problematischen Konsum haben, früher und besser in das hiesige Beratungs- und Hilfesystem kommen“, sagte Blienert unserer Redaktion. Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Legalisierung von Cannabis. Der Verkauf soll in Fachgeschäften ausschließlich an Erwachsene erfolgen.

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    „Somit erwarte ich langfristig nicht nur eine wirksamere Prävention, sondern auch einen niedrigschwelligeren Zugang zu Beratungs- und Hilfsangeboten.“ Blienert ergänzte: „Wir müssen Suchtprävention frühzeitig - zum Beispiel im Schulunterricht – einbinden, die Lebens- und Risikokompetenz der Menschen insgesamt stärken.“

    Zahlen zeigen: "Umdenken bei Cannabis überfällig"

    Der Drogenbeauftragte hob zudem hervor: „Niemand soll beim Cannabiskonsum in Zukunft mehr Angst vor Strafverfolgung haben.“ Die Zahlen des UN-Drogenberichts würden zeigen, dass „ein Umdenken beim Thema Cannabis mehr als überfällig ist“, sagte Blienert.

    „Es ist eine weitere Bestätigung dafür, dass unser mit dem Koalitionsvertrag geplanter Paradigmenwechsel richtig ist, denn ein ‚weiter wie bisher‘ würde in Zukunft weder den Konsum, noch die Kriminalität eindämmen.“

    Cannabis in Deutschland: Das zeigen die Zahlen

    In Deutschland ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Rund 20 Prozent der ambulanten Suchtbehandlungen entfallen laut Deutscher Suchthilfestatistik auf cannabinoidbezogene Störungen, bei den stationären Behandlungen sind es knapp 10 Prozent.

    Werden sie planmäßig beendet, sind die Behandlungen überwiegen erfolgreich: In knapp 80 Prozent der stationären Behandlungen bessert sich die Diagnose, bei den ambulanten sind es knapp 60 Prozent. Letztere werden etwas häufiger frühzeitig beendet.

    Spitzenreiter bei der Behandlung von gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang mit Drogenkonsum ist in Deutschland der Alkohol: Fast 64 Prozent der stationären Behandlungen entfallen auf ihn, bei den ambulanten sind es 48 Prozent. Der Erfolg der Behandlungsmaßnahmen ist vergleichbar mit cannbinoidbezogenen Störungen.

    Zuletzt forderte die deutsche Psychotherapeutenkammer eine Neuausrichtung bei der Drogenpolitik. Während Cannabis legalisiert werden solle und Menschen zu einem aufgeklärten und eigenverantwortlichen Drogenkonsum gebracht werden sollten, sollten für Bier, Wein und Schnaps neue Hürden eingezogen werden, so die Kammer.

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      Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.