Die Bundeswehr-Bürokratie hat sich wie eine träge Panzerung um die Soldaten gelegt und raubt ihnen die Schlagkraft. Ein Kommentar.

Hundert Milliarden ohne Debatte aus dem Ärmel geschüttelt – so einen Geldregen wie in der Ukraine-Rede des Kanzlers gab es noch nie. Doch bei aller Euphorie für diese steuerfinanzierte Großzügigkeit: Mit Milliarden allein ist es bei der Bundeswehr schon lange nicht mehr getan.

Dass die Truppe „blank ist“, liegt nicht nur an maroden Hubschraubern und Munitionsmangel. Es liegt an der exzessiven Bürokratie mit einer Beschaffungsgeschwindigkeit, die kein privater Betrieb überleben würde. Unzählige Anläufe wurden unternommen, um effektiver zu werden. Ursula von der Leyen holte sogar eine Unternehmensberaterin in die Führung der Truppe. Lange ausgehalten hat sie es nicht. Hintergrund: Militär-Budget – Hierhin fließen die Bundeswehr-Milliarden

Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion
Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion © Dirk Bruniecki

Die Bundeswehr-Bürokratie hat sich wie eine träge, schwere Panzerung um die Soldatinnen und Soldaten gelegt und raubt ihnen Geld, Geschwindigkeit und Mobilität. Das sorgt für Frust und mangelhafte Kampfbereitschaft.

2020 beklagte der damalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bar­tels, dass die Bundeswehr zusätzlich 42 hochrangig besetzte Sonderorganisationselemente eingeführt habe. Die Bundeswehrführung ist heute bis an die Zähne bewaffnet mit Leitungsboards, Steuerungspanels, Steuerungskreisen, Koordinierungsgruppen und Sonderbeauftragten, die vor allem sich selbst beschäftigen. Das Abschreckungspotenzial dieser Bürokratie ist gewaltig, leider hilft das der Sicherheit nicht.

Wenn die hundert Milliarden Euro erst durch dieses System diffundieren müssen, wird es ewig dauern und nur ein Bruchteil ankommen. Daher muss die Ampel mit ihrer Verteidigungsministerin für schnellen Abfluss der Mittel sorgen. Dazu muss es unbürokratische Bypässe zum jetzigen System geben. Sonst werden Heer, Luftwaffe und Marine erst die Enkel von Wladimir Putin abschrecken.

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Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.