Berlin. Über Personalfragen wird eigentlich zuletzt entschieden – doch bei SPD, Grünen und FDP gibt es Spekulationen über künftige Minister.

Mit Koch-Kellner-Vergleichen kann Olaf Scholz wenig anfangen. Dem SPD-Kanzlerkandidaten schwebt eine Ampel-Koalition auf Augenhöhe vor. Das hätte bei einer Koalitionsbildung Folgen, auch personell. Zusammen sind Grüne und FDP so stark wie die SPD. Das dürfte sich beim Zuschnitt der Ressorts und ihrer Besetzung zeigen. Erfahrungsgemäß werden die Personalien zum Schluss von Koalitionsverhandlungen aufgerufen. Spekulationen aber gibt es längst.

Ampel-Koalition: So könnten die Ministerposten besetzt werden

Kanzlerkandidat: Olaf Scholz (SPD)
Kanzlerkandidat: Olaf Scholz (SPD) © AFP | Odd Andersen

Scholz machte klar, dass er SPD-Chefin Saskia Esken (60) für ministrabel hält. Die Informatikerin käme als Chefin eines Digitalisierungsressorts infrage.

Digitales: Saskia Esken (SPD)
Digitales: Saskia Esken (SPD) © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Die Vizekanzlerschaft kann niemand den Grünen nehmen, sie sind die zweitstärkste Kraft. Der erklärte Traumjob von Grünen-Chef Robert Habeck (52) wäre das Finanzministerium. Aber auch in einem starken Umweltministerium könnte er viel umsetzen – erst recht, wenn er dazu noch Vizekanzler wäre. Der Kampf gegen den Klimawandel ist die Aufgabe der nächsten Jahre – und das Identitätsthema der Grünen.

Umwelt und Energie: Robert Habeck (Grüne)
Umwelt und Energie: Robert Habeck (Grüne) © dpa | Bernd von Jutrczenka

Schuster, bleib bei deinem Leisten, würde es dann auch für FDP-Chef Christian Lindner (42) als Finanzminister heißen. Wenn die Liberalen ein Alleinstellungsmerkmal haben, dann bei Steuersenkungen.

Finanzen: Christian Lindner (FDP)
Finanzen: Christian Lindner (FDP) © dpa | Sebastian Kahnert

„Keine Experimente“ heißt es bei der SPD auf ihrem klassischen Feld, der Arbeits- und Sozialpolitik. Für das Stammressort kommt jemand mit Kabinettserfahrung in Betracht: Svenja Schulze (53). Für sie spricht auch, dass sie aus dem starken NRW-Verband kommt. Allerdings könnte es Scholz gelingen, Andrea Nahles zurück in die Politik zu holen. Zur Ex-SPD-Chefin besteht ein enges Vertrauensverhältnis.

Arbeit und Soziales: Svenja Schulze (SPD)
Arbeit und Soziales: Svenja Schulze (SPD) © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Bei Christine Lambrecht(56) müsste er nicht lange Überzeugungsarbeit leisten, um sie für das Innenministerium zu gewinnen. Die bisherige Justizministerin aus der SPD wird in Sicherheitskreisen geschätzt.

Inneres: Christine Lambrecht (SPD)
Inneres: Christine Lambrecht (SPD) © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Innen und Justiz stehen in einer natürlichen Rivalität. In kaum einem anderen Ressort haben Liberale so Maßstäbe gesetzt wie im Justizministerium: Lindners Vertrauter Marco Buschmann (44) könnte den Zuschlag bekommen.

Justiz: Marco Buschmann (FDP)
Justiz: Marco Buschmann (FDP) © picture alliance/dpa | Jonas Güttler

Das Außenministerium geht üblicherweise an den zweitstärksten Koalitionspartner – in diesem Fall käme man auf Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock (41). Hier könnte sie den Klimaschutz global vorantreiben. In Abstimmung mit Habeck – und dem künftigen Entwicklungshilfeminister.

Außen: Annalena Baerbock (Grüne)
Außen: Annalena Baerbock (Grüne) © dpa | Kay Nietfeld

Sollte die FDP vier Ministerien bekommen, könnte Außenexperte Alexander Graf Lambsdorff (54) das Amt des Entwicklungsministers übernehmen.

Entwicklung: Alexander Graf Lambsdorff (FDP)
Entwicklung: Alexander Graf Lambsdorff (FDP) © picture alliance/dpa | Horst Galuschka

Mit den Sicherheitsressorts kann man wenig gewinnen, aber viel verlieren. Es liegt nahe, dass Scholz das Verteidigungsministerium mit einem Mann besetzt, der sein vollstes Vertrauen genießt. Die Rede ist von Lars Klingbeil (43), der SPD-Generalsekretär ist der Sohn eines Berufssoldaten und war im Verteidigungsausschuss engagiert.

Verteidigung: Lars Klingbeil (SPD)
Verteidigung: Lars Klingbeil (SPD) © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Auch wenn Scholz der FDP die Finanzen überlässt, so dürfte er bestrebt sein, die Wirtschaftskompetenz der SPD unter Beweis zu stellen – ein Feld, das seit Langem Hubertus Heil (48) umtreibt und um die Baupolitik ergänzt werden könnte.

Wirtschaft und Bauen: Hubertus Heil (SPD)
Wirtschaft und Bauen: Hubertus Heil (SPD) © picture alliance/dpa | Fabian Strauch

Für viele Bürger war er schon in der Pandemie eine Art-Schatten-Gesundheitsminister: Karl Lauterbach (58). Wenn die SPD das so bürgernahe Ressort übernehmen sollte, wäre er die erste Wahl.

Gesundheit: Karl Lauterbach (SPD)
Gesundheit: Karl Lauterbach (SPD) © dpa | Oliver Berg

Die Klimapolitik kann nur gelingen, wenn auch die Verkehrspolitik in ihren Dienst gestellt wird. Das Bestreben der Grünen ist, das Elek­troauto und noch mehr den Bahnverkehr zu fördern. Da kommt man an Anton Hofreiter (51) kaum vorbei.

Verkehr: Anton Hofreiter (Grüne)
Verkehr: Anton Hofreiter (Grüne) © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Wenn Hofreiter als Verkehrsminister zum Zuge kommt, dann erst recht die erfahrene Katrin Göring-Eckardt (55). Sie könnte ein weiteres Profilierungsfeld der Grünen beackern: als Familien- und Frauenministerin.

Frauen und Familie: Katrin Göring-Eckardt (Grüne)
Frauen und Familie: Katrin Göring-Eckardt (Grüne) © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Für die grüne Klientel ist erst recht der Bereich der Landwirtschaft und des Tierschutzes wichtig. Da kann die Partei auf viele Experten verweisen. Als Agrarministerin infrage käme die frühere Parteimanagerin Steffi Lemke (53).

Ernährung & Landwirtschaft: Steffi Lemke (Grüne)
Ernährung & Landwirtschaft: Steffi Lemke (Grüne) © picture alliance / Flashpic | Jens Krick

Bildung ist eines der Schlüsselthemen für die Liberalen. Mit der hessischen Landeschefin und Fraktionsgeschäftsführerin Bettina Stark-Watzinger (53) würde die FDP neben den drei Männern eine Frau ins Kabinett schicken.

Bildung: Bettina Stark-Watzinger (FDP)
Bildung: Bettina Stark-Watzinger (FDP) © picture alliance/dpa | Swen Pförtner