Berlin. Beim “Lanz“-Spezial zum Hochwasser kritisierte eine Betroffene das Krisenmanagement. Auch Kanzlerin Angela Merkel musste einstecken.

  • Bei "Markus Lanz" ging es um das Hochwasser und die Folgen davon
  • Auch Kanzlerin Angela Merkel wurde kritisiert
  • Ein Moderator wurde regelrecht wütend

Tina Rass aus Rösrath in Nordrhein-Westfalen ist eines der vielen Opfer der Flutkatastrophe. Wie viele Menschen in vielen Regionen in Deutschland hat sie im Hochwasser ihr gesamtes Hab und Gut verloren und kennt Nachbarinnen und Nachbarn, die gestorben sind. Rass lebt gerade übergangsweise in einer Ferienwohnung, aus der sie auch an diesem Abend zu "Markus Lanz" ins Studio geschaltet ist. "Wir warten auf alles", beschreibt sie ihre derzeitige Situation.

Gleichzeitig kritisiert sie das Krisenmanagement der Landesregierung. "Wir sind nicht gewarnt worden. Gar nicht. Es war nichts auf der NINA-App. Dementsprechend kam es dann auch so heftig, dass wir nichts mehr retten konnten. Es waren keine Sirenen, keine Warnungen, es war nichts."

"Behalten Sie den Mut. Ihnen wird geholfen, es wird nur dauern", sagt Matthias Berger (parteilos). Er ist Oberbürgermeister in Grimma, rund 25 Kilometer von Leipzig entfernt. Während seiner Amtszeit hat seine Stadt zweimal das erlebt, was viele Flutgebiete jetzt durchmachen. 2002 gab es dort ein Jahrhunderthochwasser, 2013 das nächste. Mit Blick auf die nun betroffenen Regionen rät Berger ebenfalls zu Mut. Man müsse schnell entscheiden, wo sich ein Aufbau lohne. "Es muss nicht alles wieder so aufgebaut werden, wie es vorher war", so sein Plädoyer.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Wolfram Leibe, Politiker
  • Axel Bojanowski, Journalist
  • Sven Plöger, Meteorologe
  • Andreas Geron, Politiker
  • Dirk Steffens, Wissenschaftsjournalist
  • Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin
  • Matthias Berger, Politiker
  • Beate Ratter, Geografin
  • Tina Rass, Flutopfer

Lamia Messari-Becker ist Expertin für Stadtentwicklung und betont, dass man beim Wiederaufbau bedenken müsse, dass es auch um die Heimat von Menschen gehe. Um die erhalten zu können, seien kurzfristig auch bauliche Klima-Anpassungsmaßnahmen und langfristig Klimaschutzmaßnahmen nötig. "Wir müssen mit der Natur bauen und nicht gegen die Natur", sagt sie und nennt das eine "gigantische Aufgabe".

"Das muss jetzt mal aufhören", redet sich ZDF-Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens ("Terra X") in Rage. Er ist sauer auf Politiker und Politikerinnen und deren Arbeit. Denn, so seine Kritik, auf die Klimakrise und die daraus resultierenden Geschehnisse "wird tagespolitisch populistisch reagiert". Steffens greift damit vor allem den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) an und dessen Forderungen, dass man angesichts der Flut mehr gegen den Klimawandel tun müsse.

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"Markus Lanz" im ZDF: Seitenhieb auf Klimapolitik von Angela Merkel

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommt bei Lanz ihr Fett weg. Ein Einspieler zeigt eine 25 Jahre alten Ausschnitt aus der "Tagesschau", in dem der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung in einem an die damalige Umweltministerin Merkel übergebenen Bericht vor einer Klimakatastrophe warnt. Seit 30 Jahren passiere in der Klimapolitik so wenig, dabei sei es immer eine preiswertere und auch bessere Lösung, vor einer Katastrophe etwas zu unternehmen, so Steffens. Mehr zum Thema: Karte: Diese Städte sind besonders vom Hochwasser betroffen

"Wir dürfen den Politikern jetzt nicht durchgehen lassen, dass sie nichts machen konnten", sagt der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski. Der Klimawandel und seine Folgen seien real, aber man dürfe die Krise nicht als Ausrede benutzen für ein Hochwasser, das es ohnehin gegeben hätte. "Es muss in Deutschland immer erst etwas passieren, damit etwas passiert", schimpft er.

"Lanz": Aus der Flutkatastrophe für die Zukunft lernen

Prävention ist bei Wolfram Leibe (SPD) gerade ein Thema von höchster Priorität. Der Oberbürgermeister der ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffenen Stadt Trier hat zwar bislang keine Todesopfer in seiner Stadt zu beklagen, musste aber ein Krankenhaus und ein Pflegeheim evakuieren lassen.

"Das Wasser kam von allen Seiten", beschreibt er die Wassermassen der Kyll, deren Pegel innerhalb kürzester Zeit von 80 Zentimetern auf rund 8,50 Meter anstieg. Die Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt würden jetzt von ihm wissen wollen, was er tue, um sie zu schützen. "Was wir leisten müssen ist eine Zukunftsaufgabe, die aber nicht in die Zukunft geschoben werden darf", so die Einschätzung von Leibe.

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen