Braunschweig. Ich zeige meiner Frau Videos, über die ich Tränen lache und die ich aus mehreren Gründen großartig finde. Sie findet es eher verstörend.

„Manchmal frage ich mich, welchen Teil in deinem Gehirn das anspricht“, sagte meine Gattin. Wir saßen in der Küche und ich zeigte ihr gerade ein Video auf Instagram von dem Account @weefeedio. Zu sehen: Die Chinesische Mauer, darauf Blumen, die immer wieder die Farbe wechseln und dann eine Frau, die quasi wie ein Zug durch das Blumenmeer auf der Mauer fährt. Ein Fiebertraum aus LSD, Dadaismus und Videokunst. Videobeschreibung, Kommentare und Account sind in chinesischen Schriftzeichen, daher hoffe ich auf einen politisch harmlosen Kontext.

Ich zeigte meiner Frau ein weiteres Video, ähnliche Machart. Dabei lachte ich Tränen. „Das ist irgendwie verstörend“, sagte sie. Und sie hat recht. Mein Humor ist bisweilen verstört. Ein anderes Beispiel dafür ist @muraterdem46. Der hat eine Frisur wie aus den 80ern, einen wirklich wunderbaren Schnauzbart, die Augen mit Kajal hervorgehoben. Und er geht in seinen Videos immer wieder in guten Outfits langsam auf die Kamera zu, hält den Daumen hoch, signalisiert dem Zuschauenden mit diversen Gesten: „Du bist toll“. Dazu orientalische Musik. Das ganze Setting, aber vor allem sein festgetackertes Grinsen, macht es etwas gruselig. Ich liebe es.

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Bei Instagram-Humor zählt auch die Meta-Ebene

Und ich liebe nicht nur diese Inhalte, sondern auch die Meta-Ebene: Es ist doch unfassbar lustig, dass Menschen sich die Mühe machen, sowas zu produzieren. Denn das ist nicht mal eben schnell erledigt. Und dann wird es auch noch hochgeladen. Und dann, das ist bei gelegentlichen Misanthropie-Anfällen ja eigentlich das beste dran, wird es von Tausenden Menschen gesehen und die finden es auch noch witzig. Da gewinnt man den Glauben ja schon fast wieder zurück. Aber es ist auch folgerichtig. Denn am Ende ist das Leben ja nun auch einfach hier und da ein wenig Gaga.

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