Braunschweig. „Il trovatore“ wird ein dramatisches Spektakel mit Grusel-Momenten, kündigt das Regieteam an. Das erwartet Zuschauer 2024 in der Arena.

Es ist Guiseppe Verdis düsterste, wildeste Oper und auch die mit der vertracktesten Handlung. Zutaten: Der Krieg ums Königreich Aragon, Scheiterhaufen, getötete und vertauschte Kinder, die Rache einer Frau, deren Mutter als Hexe hingerichtet wurde, zwei verfeindete Heerführer, die zugleich Brüder sind, ohne es zu wissen, und um dieselbe Geliebte buhlen. Am Ende sind fast alle tot. Titel: „Il trovatore“.

„Der Troubadour steht allerdings gar nicht im Mittelpunkt. Die zentralen Figuren sind starke Frauen, allen voran Azucena, deren Mutter als Hexe verbrannt wurde. Und das treibende Motiv ist Rache“, unterstreicht Regisseur Jan Eßinger, als er gestern im Staatstheater mit seinem Team das Konzept für die Burgplatz-Oper 2024 vorstellt. Premiere ist am 24. August; der Vorverkauf ist bereits gestartet.

Regisseur Jan Eßinger: Es gibt keinen lauwarmen Moment

Eßinger, 41, arbeitete als Spielleiter an der Komischen Oper Berlin und am Opernhaus Zürich, seitdem ist er freischaffend tätig. Open-Air-Opern-Erfahrung sammelte er u.a. mit einer Inszenierung von „Eugen Onegin“ auf der berühmten Bregenzer Seebühne. Und wenn man den Musiktheater-Spezialisten so schwärmen hört, könnte man den Eindruck gewinnen, die Schaueroper „Il Trovatore“, 1853 in Verdis mittlerer Schaffensphase zwischen „Rigoletto“ und „La traviata“ uraufgeführt, sei dessen spektakulärstes Werk schlechthin. „Das sind zweieinhalb hochdramatische Stunden, es geht immer um alles, es gibt keinen Moment, der nur lauwarm ist“, trumpft Eßinger auf.

Und das soll bei seiner Inszenierung auch rüberkommen, durchaus mit ein bisschen Grusel. „Es sind die Toten, die Schatten der Vergangenheit, die die Lebenden antreiben.“ Der Geist von Azucenas verbrannter Mutter werde auftauchen, der eines gemeuchelten Kindes, auch Puppen und Marionetten kämen zum Einsatz, verrät Eßinger. Bühnenbildner Marc Weeger will ein Setting bauen, das an ein Schlachtfeld erinnert, „dazwischen Grabplatten und Pfade, in denen später Blut fließt“. Das Blut symbolisiere das Sterben, aber auch Blutsbande, die die verfeindeten Protagonisten unbewusst aneinander knüpfen. „Die Bühne wird zu einem eigenen Organismus von sehr intensiver Farbigkeit“, kündigt Regisseur Eßinger an.

Kostümbildnerin Natascha Maraval vor Entwürfen der Kostüme für
Kostümbildnerin Natascha Maraval vor Entwürfen der Kostüme für "Il trovatore". © Florian Arnold | Florian Arnold

Kostümbildnerin Natascha Maraval arbeitete schon für Schauspielstar John Malkovich

Zeitlich werde das Geschehen wie bei Verdi im späten Mittelalter bzw der frühen Neuzeit verortet, ästhetisch ein wenig an die Shakespeare-Welt angelehnt. Kostümbildnerin Natascha Maraval, die schon Produktionen an der Semperoper Dresden und der Staatsoper München betreute und als Tourbegleiterin für Schauspielstar John Malkovich arbeitete, will dabei auch Tier- und Schädelmasken einsetzen. „Die beiden Konfliktparteien werden klar zu unterscheiden sein. Die Gruppe des königstreuen Grafen Luna trägt das dunkle Rot und Gelb der Fahne Aragons. Die Rebellen um Manrico, des Troubadours, werden schwarz und archaisch gekleidet sein.“

Musik gibt es auch. „Il trovatore“ sei eine der Choropern schlechthin, 70 Sängerinnen und Sänger werde allein der Chor umfassen, kündigt Staatstheater-Intendantin Dagmar Schlingmann an. Darüberhinaus hat Verdis Gothic-Oper einige berühmte Gesangsnummern zu bieten wie etwa die Tenor-Arie „Di quella pira“ (Schreckliche Flamme) des Manrico mit dem hohen C am Ende oder das entrückte Todesduett „Ai nostri monti“ von Manrico und Azucena.

Enrico Caruso: Alles, was man für „Il trovatore“ braucht, sind die vier besten Sänger der Welt

Von Enrico Caruso ist der Ausspruch überliefert, „Il trovatore“ zu spielen sei einfach, man benötige lediglich die vier besten Sänger der Welt. Das Staatstheater hat immerhin einige prominente Namen (und teils bewährte Bekannte) verpflichten können wie u.a. Sanja Anastasia und Marina Prudenskaya für die Partie der Azucena, Dmitry Lavrov und Serban Vasile für den Grafen Luna, Kwonsoo Jeon und Diego Godoy für seinen Gegenspieler Manrico sowie Aurelia Florian und Christiana Oliveira für die von ihnen umworbene Leonora. „Die vier großen Rollen sind wegen der besonders herausfordernden Partien jeweils dreifach besetzt“, sagt Braunschweigs designierte künftige Operndirektorin Sarah Grahneis.

Vom Staatstheater sind Isabel Stüber Malagamba und Milda Tubelyté (als Inez) sowie Rainer Mesecke und Jisang Ryu (als Ferrando) dabei. Die musikalische Gesamtleitung hat Chefdirigent Srba Dinić.

Wo es Karten gibt und was sie kosten

Seit 21 Jahren gibt es die Freiluft-Opern in der Burgplatz-Arena, „Il trovatore“ wurde dort bisher noch nie gegeben. „Ich würde auch gerne mal etwas Leichteres sehen, aber wenn ich höre, mit welcher Faszination und Energie Sie von dieser Produktion sprechen, bin ich schon sehr gespannt darauf“, resümiert Jens-Uwe Freitag, Vorstandschef des Hauptsponsors BS Energy.

18 Vorstellungen sind derzeit zwischen dem 24. August und 11. September geplant. Knapp 1300 Plätze fasst die Burgplatz-Arena. Der Vorverkauf läuft bereits. Karten ab 30 Euro gibt es an der Theaterkasse, unter staatstheater-braunschweig.de sowie (0531) 1234567.

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