Seefeld. Vor allem die Skispringer machen Deutschland zur zweitbesten Nation bei der Nordischen Ski-WM. Die kriminelle Seite bereitet Sorgen.

Franz Steinle war hin- und hergerissen. Im Glanze von sechs Goldmedaillen und dreimal Silber bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Seefeld durfte der Präsident des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) durchaus von erfolgreichen Wettbewerben sprechen. Nur Norwegen war mit zwölf Titeln in der Nationenwertung besser. "Wir sind sehr zufrieden mit der Bilanz", sagte Steinle, der allerdings nicht den Doping-Skandal dieser Titelkämpfe um einen Erfurter Sportmediziner, drei seiner Helfer sowie fünf Langläufer aus Österreich, Kasachstan und Estland ausblenden konnte.

"Uns tut es weh und ärgert es, wenn man nicht hinreichend differenziert zwischen einem Netzwerk und dem Sport als solchem. Wir haben mehrfach betont, dass nach unseren Recherchen im DSV kein Athlet in irgendeiner Betreuung bei diesem Arzt ist", sagt der DSV-Präsident.

DSV-Präsident Steinle: "Wir haben eine Null-Toleranz-Politik, was Doping angeht"

Steinle untermauerte in Seefeld, dass sein Verband auch in Zukunft alles für einen engagierten Anti-Doping-Kampf tun werde. "Ich kann von ganzem Herzen sagen, dass wir eine Null-Toleranz-Politik haben, was Doping angeht", sagte der Sportfunktionär und appellierte an die Vernunft der Athleten. "Unsere einzige Chance ist es, die Athleten zu erziehen, dass das keineswegs ein Weg ist. Das tun wir mit Innbrunst", sagte Steinle.

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Über die sportliche Bilanz seines Verbandes durfte er dagegen mehr als zufrieden sein. "Wir haben es wieder geschafft, auf den Punkt unsere besten Leistungen abzurufen", sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger. Mit Blick auf die Heim-Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Oberstdorf untermauerten auch die medaillenlosen Skilangläufer unter dem neuen Bundestrainer Peter Schlickenrieder mit fünf Top-Ten-Platzierungen ihren Aufwärtstrend.

Medaillengaranten waren aber die anderen Disziplinen. In der Nordischen Kombination holte Deutschland unter dem seit 23 Jahren amtierenden Bundestrainer Hermann Weinbuch zwei Titel sowie eine Silbermedaille im packenden Staffelwettbewerb zum Abschluss dieser Weltmeisterschaften. Mit vier Goldmedaillen und Platz zwei für Karl Geiger von der Großschanze waren die deutschen Skispringer sogar die beste Nation in dieser Disziplin.

Die Männer um den dreifachen Weltmeister Markus Eisenbichler stehen vor einer neuen Ära, wenn Bundestrainer Werner Schuster nach elf Jahren wie angekündigt sein Amt nach diesem Winter niederlegt. Im März oder April will der Verband einen neuen Chef präsentieren. Im Gespräch waren zuletzt unter anderem der für die polnische Nationalmannschaft tätige Österreicher Stefan Horngacher und Ronny Hornschuh aus Thüringen, der Nationaltrainer in der Schweiz ist.

Zuvor aber feierten die Skispringer ein triumphales WM-Finale, bei dem Markus Eisenbichler am Ziel seiner Träume angekommen ist. "Diese WM war für mich sensationell", sagte der 27-Jährige aus Siegsdorf, der im Mixed-Wettbewerb von Seefeld seine dritte Goldmedaille dieser Titelkämpfe erobert hat. Gemeinsam mit Karl Geiger, Katharina Althaus (beide Oberstdorf) und Juliane Seyfarth aus Ruhla gewann er vor Österreich und Norwegen.

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Althaus hatte das deutsche Quartett mit einem Satz auf 107,5 Meter in Führung gebracht, die Eisenbichler aber zunächst abgeben musste. "Ich habe nach der ersten Runde in der Kabine erstmal rumgeschrien. Aber ich bin im zweiten Durchgang entspannt geblieben", sagte der Bayer, der sich tatsächlich steigerte und die Mannschaft wieder nach vorn brachte. Seyfarth behauptete den Spitzenplatz, den Vizeweltmeister Geiger schließlich im letzten Sprung auf 107 Meter endgültig sicherte. "Karl ist so cool. Ich war mir sicher, dass er das runterbringt", sagte Althaus mit einem Strahlen im Gesicht.

Eric Frenzel ist nun siebenfacher Weltmeister

Die Kombinierer erlebten unterdessen am Final-Wochenende dieser WM eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Quartett um Eric Frenzel (Oberwiesenthal), Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek (beide Oberstdorf) und Fabian Rießle (Breitnau) lag nach dem Springen von der Normalschanze mit einem Rückstand von 41 Sekunden nur auf dem vierten Platz. Als Startläufer Rydzek völlig einbrach ("Von der letzten halben Runde weiß ich nichts mehr.") und beim ersten Wechsel die Distanz zur Spitze gar auf knapp eine Minute angewachsen war, schienen alle Medaillenträume geplatzt.

Einen großen Auftritt hatte jedoch einmal mehr Eric Frenzel, der sich in Seefeld zuvor mit Gold im Einzelwettbewerb von der Großschanze und im Teamsprint als nun siebenfacher Weltmeister zum erfolgreichsten Kombinierer der WM-Geschichte krönte. "Ich weiß nicht, wo der Junge das immer herholt", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch staunend über den Sachsen, der in der Loipe auf den zweiten Platz gestürmt war. Schlussläufer Geiger überflügelte die Österreicher und verpasste nur um eine Sekunde hinter den siegreichen Norwegern den Titel, was aber niemanden störte.

Auch Johannes Rydzek konnte später wieder lachen. "Ich muss den Jungs ein Kompliment machen, dass sie das noch raugeholt haben", sagte der Oberstdorfer erleichtert.