Sao Paulo. Für Sebastian Vettel wurde der Große Preis von Brasilien zum Sinnbild der vergangenen Monate. Der Heppenheimer enttäuschte.

Die fünfte Krone für Mercedes, das nächste Katastrophenrennen für Ferrari: Weltmeister Lewis Hamilton hat die Silberpfeile mit einem hart erkämpften Sieg beim Großen Preis von Brasilien zum nächsten Titel in der Team-WM getragen - für seinen Dauerrivalen Sebastian Vettel wurde Sao Paulo derweil zum Sinnbild der vergangenen Monate. Der Heppenheimer wurde nur Sechster und enttäuschte damit die Hoffnungen der Tifosi, in diesem Jahr zumindest den Trostpreis zu gewinnen.

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Denn schon vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi (25. November) steht es nun fest: Auch der Konstrukteurs-Titel geht nicht nach Maranello, Mercedes ist zum fünften Mal in Folge bester Rennstall der Formel 1. Damit liegt Silber nur noch einen WM-Sieg hinter der Bestmarke von Ferrari. Die Scuderia hatte von 1999 bis 2004 mit Michael Schumacher sechs Team-Titel geholt und hält den Rekord für die längste Serie.

Hamilton: "Ich bin sehr stolz"

"Die Jungs haben so hart gearbeitet in den letzten sechs Jahren, es war eine Wahnsinnsreise mit dem Team", sagte Hamilton: "Es ist so eine große Ehre für mich, in diesem Team zu fahren. Ich bin sehr stolz, dass ich es heute geschafft habe."

In einem teilweise mitreißenden Rennen spielte Vettel nur eine Nebenrolle. Hamilton gewann vor dem ganz starken Max Verstappen im Red Bull, der zwei Wochen nach seinem Sieg in Mexiko nur wegen eines Kontakts mit dem überrundeten Esteban Ocon (Force India) den nächsten Erfolg verpasste und aus seinem Ärger keinen Hehl machte: "Ich hoffe, ich begegne ihm heute nicht mehr." Kimi Räikkönen holte immerhin den dritten Rang für Ferrari. Nico Hülkenberg musste seinen Renault indes recht früh mit technischen Problemen abstellen.

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Hamilton gewann von der Pole Position, allerdings schien dieser Sieg vor dem Rennen fast unwahrscheinlich. Denn durch ein taktisches Wagnis schien Ferrari am Samstag ein kleiner Coup gelungen zu sein. Im Qualifying war die Wetterlage äußerst unübersichtlich, jeden Moment drohte ein heftiger Regenschauer. Dennoch wagte es Ferrari im Q2 anders als die Konkurrenz, zunächst auf dem langsameren, härteren Reifen auf Zeitenjagd zu gehen - und durfte mit diesem daher auch das Rennen starten.

"Nach unseren Berechnungen sind sie dadurch im Vorteil", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff anerkennend: "Sie haben im Qualifying gepokert und damit etwas gewonnen."

Vettel verbermst sich in der ersten Kurve

Am Start kamen Hamilton und Bottas auf den weicheren Reifen erwartungsgemäß aber besser weg. Vettel verlor auf den ersten Metern gleich ein wenig und verbremste sich dann auch noch in der ersten Kurve. Der Heppenheimer musste Bottas ziehen lassen - und wenig später auch noch Verstappen und seinen eigenen Teamkollegen.

Der vermeintliche Vorteil Ferraris mit den härteren Reifen verpuffte nun. Nur zehn Runden nach den Silberpfeilen gingen auch Räikkönen und Vettel zum Wechsel, verloren Positionen - und lagen am Ende der Stopp-Phase wieder auf den Rängen vier und fünf. Spektakulär ging es dagegen an der Spitze zu. Verstappen stoppte, kam hinter Hamilton wieder heraus und ging nahezu mühelos gleich wieder am Engländer vorbei.

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Alles sprach in dieser Phase schon für Verstappens zweiten Sieg in Folge, dann geschah Ungewöhnliches: Der schon überrundete Ocon wagte sich in ein Duell mit dem Niederländer und sorgte für einen Crash, Verstappen drehte sich und verlor viel Zeit. Plötzlich lag Hamilton wieder ganz vorne. Das blieb so bis ins Ziel.

Weiter hinten tat sich derweil Vettel schwer. Der Hesse konnte auch Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull nicht halten und fiel sogar auf Rang sechs zurück. Weil er nichts mehr zu verlieren hatte, holte er sich noch einmal frische Reifen. Eine Aufholjagd blieb aber auch mit diesen aus. (sid)