La Rosière. Geraint Thomas hat die elfte Etappe der Tour de France gewonnen. Er führt das Klassement nun vor Teamkollege Chris Froome an.

Es war fast erschreckend, wie schnell Geraint Thomas auf dem letzten Kilometer zur Bergankunft in La Rosière an den bis dahin führenden Mikel Nieve von Michelton-Scott vorbeizog. Der 32-jährige Co-Kapitän von Chris Froome hatte wie Nieve einen fast 18 Kilometer langen Aufstieg in den Beinen, doch offensichtlich noch genug Kraft, um den Spanier zu blamieren. Mit zwanzig Sekunden Vorsprung auf Chris Froome erreichte Thomas das Ziel in 1855 Meter Höhe. Rechtzeitig vor dem Alpen-Höhepunkt am Donnerstag in Alpe d’Huez übernimmt Thomas das Gelbe Trikot vom abgeschlagenen Greg van Avermaet (BMC).

Tour-Desaster ist für Marcel Kittel komplett

Für die deutschen Radsport-Fans bedeutete die zweite Alpen-Etappe einen herben Dämpfer. Marcel Kittel verpasste das Zeitlimit und schied aus der Tour aus. Vor dem Ziel war der 30-jährige Arnstädter noch einmal gesprintet, um noch ein etwas herauszuholen. Danach brach Kittel dann zusammen, und ließ sich auf den Boden fallen. Die Fotografen umringten ihn, um vielleicht noch ein letztes Foto von ihm zu schießen.

Das Tour-Desaster ist damit für den vierzehnfachen Etappensieger komplett. In der ersten Woche blieb Kittel ohne Sieg, dabei war diese eigentlich auf Sprinter ausgerichtet. Nach dem enttäuschenden Auftritt in Amiens war Kittel ausgerastet und hatte laut im Teambus geschrien. Vorher hatte sein sportlicher Leiter Dimitri Konischew öffentlich Egoismus vorgeworfen. Kittel war spürbar angeknackst. Das frühzeitige Tour-Aus dürfte die Gespräche über eine Vertragsverlängerung bei Katusha-Alpecin nicht leichter machen.

Auch Cavendish fällt dem Zeitlimit zum Opfer

Teamkollege Rick Zabel, der 31:12 Minuten Rückstand hatte und kurz vor dem Sprinter das Ziel erreichte, war zunächst auch aus der Ergebnisliste gestrichen, kurz darauf aber wieder einsortiert worden. Mark Cavendish (Dimension Data) fiel dem Zeitlimit ebenfalls zum Opfer.

Geraint Thomas saß derweil ziemlich aufgeräumt auf der Pressekonferenz. „Ich habe versucht, gut durch die Etappe zu kommen und keine Zeit zu verlieren. Es mehr ein Instinkt, dem ich gefolgt bin.“ Mit seinem Erfolg verstärkt Geraint Thomas die Frage, wer nun im Team Sky der Mann fürs Gesamtklasement ist: der viermalige Sieger Chris Froome oder der Bahnrad-Olympiasieger? „Chris ist ein super Rennen gefahren. Für mich ist er immer noch der Leader“, sagte Thomas.

Nach dem dominanten Auftritt bei der ersten Alpen-Etappe ist Sky wieder der absolute Topfavorit. „Man hat gesehen, wie schnell sie sind“, sagte ein erschöpfter Dan Martin im Ziel. Der Ire vom Team UAE Emirates kam als Sechster ins Ziel und blieb genauso ohne Chance wie der Italiener Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) oder der Franzose Romain Bardet (AG2r). Allein Tom Dumoulin vom deutschen Team Sunweb konnte das Tempo mitgehen.