Le Grand-Bornand. Julian Alaphilippe siegte auf der zehnten Etappe. Der Belgier Greg Van Avermaet verteidigte das Gelbe Trikot zum siebten Mal.

In der Hotelbar „Le Vermont“ war sich der Mann mit dem Strohhut und den Frankreich-Flaggen auf den Wangen schon fünf Kilometer vor Rennende sicher: da passiert nichts. Der Franzose hob die Hände. Vier Kilometer später war sich dann auch Julian Alaphilippe sicher, dass er den Sieg bei der ersten Bergetappe von Annecy nach Le Grand-Bornand holt. Mit großem Vorsprung machte der 26-jährige Radprofi von Quick-Step-Floors den ersten französischen Sieg perfekt. „Mir fehlen die Worte. Ein Sieg bei der Tour ist immer mein großer Traum gewesen“, sagte der Franzose. „Tres bien“, stimmte auch der Mann mit dem Strohhut zu.

Für Froome geht die Tour jetzt erst richtig los

Alaphilippe ist eigentlich kein Kletter-Spezialist. Doch genau die stehen nach neun Tour-Etappen auf größtenteils flachem Terrain in den Alpen im Fokus: die Favoriten auf das Gelbe Trikot wie der viermalige Sieger Chris Froome. Für den Sky-Kapitän geht die Tour jetzt erst richtig los. Sein Team stellte das am Dienstag eindrucksvoll unter Beweis und legte ein enormes Tempo vor. Die Strecke führte über rund 4300 Höhenmeter, hinauf auf den Col des Glières (1433 Meter) mit einem Anstieg von elf Prozent, über eine zwei Kilometer Schotterpiste, auf den Col de Romme (1297), und kurz vor der Abfahrt nach Le Grand-Bornand noch auf den 1618 Meter hohen Col de la Colombières. Sky machte dort mächtig Druck. Olympiasieger Geraint Thomas erreichte schließlich als Zehnter das Ziel, bald darauf gefolgt von Chris Froome.

Schon am Vortag hatte sich Froome optimistisch präsentiert. „Wir sind hier, um zu gewinnen“, sagte der 33-jährige Brite am Teamhotel in Chambéry. Die Asthmamittel-Affäre überstanden, die ersten sprintlastigen Tage und die heikle Roubaix-Etappe am Sonntag weitestgehend unbeschadet hinter sich gebracht, soll nun sein Angriff auf den historischen fünften Tour-Sieg in den Alpen losgehen. „Ich bin genau da, wo ich zu diesem Zeitpunkt des Rennens sein wollte.“

In die Quere kommen können Froome Mitkonkurrenten wie Tom Dumoulin, aber auch sein eigener Teamkollege Geraint Thomas. Der 32-Jährige bleibt auf dem zweiten Platz im Gesamtklassement hinter dem Belgier Greg van Avermaet (BMC), der das Gelbe Trikot zum siebten Mal in Folge verteidigte. „Es ist fantastisch, diese Option zu haben“, betonte Froome. Movistar habe drei Kapitäne (Nairo Quintana, Alejandro Valverde und Mikel Landa). „Das dürfte um einiges schwieriger sein.“ Froome bleibt auch nichts anderes, als die Doppelspitze zu akzeptieren.

Dumoulin zufrieden mit der zehnten Etappe

Probleme, mit denen sich Tom Dumoulin vom deutschen Team Sunweb nicht beschäftigen muss. Am Ruhetag war er nur eine Stunde ausgefahren, ohne Anstiege. „Vielleicht stellen wir morgen fest, dass das ein Fehler war“, sagte der 28-Jährige grinsend. War es nicht. Dumoulin konnte, begleitet vom Berliner Simon Geschke das Tempo mitgehen. Dumoulin war zufrieden: „Es war ein hartes Rennen, wir waren vom ersten bis zum letzten Anstieg nicht in Schwierigkeiten. Es war sehr kontrolliert, wie ich es erwartet hatte" 2017 konnte Dumoulin den Giro d’Italia gewinnen. In diesem Jahr wurde er Zweiter hinter Froome.

Seine Siegchancen in diesem Jahr hängen auch an den beiden Deutschen Simon Geschke und Nikias Arndt (Buchholz). Während Arndt als Road-Captain die Strecke im Auge hat, ist Geschke ein entscheidender Helfer in den Bergen. Der Anfang stimmte den 32-Jährigen zufrieden. „Es war ein gutes Rennen. Tom hat einen starken Eindruck gemacht, bei mir waren die Beine auch ganz gut, von daher können wir zuversichtlich sein. Wir waren gut zusammen vor dem Col de Romme, ab da war Vollgas.“ Er habe zwar noch versucht, mitzugehen, „aber vor dem Gipfel war ich auch am Limit.“ Die nächsten Tage versprechen nicht leichter zu werden. An diesem Mittwoch steht die 108,5 Kilometer lange Etappe von Albertville nach La Rosière an, bevor es am Donnerstag hinauf nach Alpe d’Huez geht.