Offenbach. „2020 wird ein richtungweisendes Jahr“, so DFL-Boss Christian Seifert. Es geht um viel TV-Geld. BVB und Bayern drohen aber Einbußen.

An Geld mangelt es den meisten Gästen nun nicht, die am Dienstag beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga nach und nach in einer alten Halle in Offenbach eintrudelten. Das verrieten die schicken Designeranzüge. Oder die großen Wagen vor dem Eingang. Die gegensätzlicher kaum sein konnten zu dem abgewrackten Ambiente inmitten eines Industriegebietes.

Mit der Bundesliga lässt sich eine Menge Geld verdienen, so das Zeichen. Doch natürlich gibt es immer eine Steigerung. Und derzeit kämpfen die 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga darum, dass künftig noch mehr Millionen auf die eigenen Konten überwiesen werden. Wenn spätestens am Saisonende über die Vergabe der Medienrechte der beiden höchsten deutschen Spielklassen für die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 entschieden wird, dann sollen Rekordeinnahmen generiert werden.

Rechtevergabe: Ziel ist die Fünf-Milliarden-Grenze

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„2020 – das wird für die DFL ein richtungweisendes Jahr“, erklärte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert bei seiner Rede. Denn: „Tatsache ist: Im Zuge dieser Rechtevergabe stellen wir in mehrerlei Hinsicht die Weichen für die Zukunft.“

Die Dimensionen haben sich dabei längst von dem entkoppelt, was sich etwa die Fabrikarbeiter, die früher in der Industriehalle in Offenbach geschuftet haben, vorstellen können. Derzeit kassieren die Klubs rund 4,6 Milliarden Euro für vier Spielzeiten (was bereits ein Quantensprung von zuvor 2,5 Milliarden Euro war). Nun soll die Fünf-Milliarden-Grenze geknackt werden. Spannend wird dann allerdings die Frage, wie dieses Geld verteilt wird. Denn die Mittelgroßen und die Kleinen wollen mehr vom Kuchen abbekommen, von dem derzeit vor allem der FC Bayern und Borussia Dortmund die größten Stücke verzehren.

BVB und Bayern gegen neue Verteilungsschlüssel

Bislang ist das Hauptkriterium für Verteilung der Erfolg der vergangenen fünf Jahre. Der Mittelstand der Bundesliga versucht allerdings, daran zu rütteln. Geht es nach den finanzschwächeren Klubs, sollen künftig auch weiche Faktoren wie Zuschauerzahlen im Stadion und beim TV berücksichtigt werden. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wollten sich am Dienstag zu dieser Thematik nicht äußern. Nach den Informationen dieser Redaktion setzen sich beide Klubs aber vehement gegen einen neuen Verteilungsschlüssel zur Wehr. Ein Konflikt bahnt sich an. Auch weil die TV-Einnahmen für alle Vereine eine enorme Bedeutung haben. „Für zwei Drittel der Klubs bedeuten sie mehr als 30 Prozent der gesamten Einnahmen“, sagte Seifert.

Dass der deutsche Fußball überhaupt aller Voraussicht nach mehr Geld verteilen kann, liegt an der großen Konkurrenz auf dem Übertragungsmarkt. Zum einen wollen sich die bisherigen Rechte-Inhaber Sky und DAZN nicht verdrängen lassen. Zusätzlich buhlen auch Amazon, Netflix und die Deutsche Telekom um Live-Fußball. Sogar Apple, Disney und Google sollen beim Poker mitmischen.

Forderung nach Reform der Talententwicklung

Die Fünf-Milliarden-Grenze zu überspringen, stellt also ein realistisches Ziel dar. Mit diesem neuen Vertrag würden dann die Weichen dafür gestellt werden, so Seifert, „welche Investitionen möglich sind in die Kader ebenso in die Ausbildungsstrukturen, Stadien, Digitalisierung oder Umwelt-Aktivitäten, die schon heute für viele Klubs eine hohe Bedeutung haben“. Der DFL-Geschäftsführer forderte zudem, die Talententwicklung zu reformieren. Das „Projekt Zukunft“, das gemeinsam mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff erarbeitet wurde, sei das wichtigste sportliche Projekt der nächsten zehn bis 15 Jahre.

Der Spitzenfußball soll gefördert werden. Denn nur mit Spitzenfußball lassen sich hohe TV-Einnahmen realisieren.