Amsterdam. Deutschland startet mit einem 3:2 in den Niederlanden in die EM-Qualifikation. Dabei hatte das DFB-Team eine 2:0-Führung verspielt.

Am Ende jubelte die junge deutsche Mannschaft doch noch, sie fiel sich in die Arme. Nico Schulz beförderte den Ball in der 90. Minute nach einer starken Vorarbeit des eingewechselten Marco Reus in das gegnerische Tornetz. So endete die Partie gegen die Niederlande 3:2 (2:0) für die DFB-Elf. Dieser Erfolg im ersten EM-Qualifikationsspiel wird der Truppe von Bundestrainer Joachim Löw einen Schub geben. Nach der bitteren 0:3-Niederlage im Oktober 2018 zeigte sich Löws Elf verbessert, aber auch anfällig.

Deutschland brilliert nur eine Halbzeit lang

An diesem besonderen Ort, der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam, vor 54.990 Zuschauern erwarteten viele nicht weniger als eine Standortbestimmung. Auf der einen Seite die Oranje-Elf, längst runderneuert und wiedererstarkt. Auf der anderen Seite die deutsche Mannschaft, die den wirklichen Erneuerungsprozess gerade begonnen hat und erst noch nachweisen muss, dass sie Begeisterung entfachen kann.

Die Antwort? Sie kann. Aber sie muss auch noch viel lernen. Denn am Ende schaffte es Deutschland nur eine Halbzeit lang, wirklich zu brillieren, verspielte die deutliche Führung. Weil die Profis es nicht schafften, entscheidend dagegenzuhalten. Trotzdem jubelte sie am Ende.

Defensive Dreierkette wackelt immer häufiger

In der ersten Hälfte stellten Leroy Sané und Serge Gnabry die Holländer immer wieder vor große Probleme zu stellen. Sie rannten, wirbelten, kombinierten. Auch weil Löw ihnen viele Freiheiten ließ. Sané und Gnabry bildeten gemeinsam mit Leon Goretzka eine Art Dreierkette im Sturm, wobei jeder von den dreien mal links, mal rechts, mal im Mittelfeld auftauchte.

Die defensive Dreierkette mit Matthias Ginter, Niklas Süle und Antonio Rüdiger wackelte allerdings im Verlauf der Partie immer häufiger. Auch Joshua Kimmich schaffte es im Zentrum nicht, die aufkommenden Holländer zu bremsen. Kapitän Manuel und Toni Kroos, die beiden letzten verbliebenen Helden, die im triumphalen WM-Finale 2014 auf dem Rasen standen, konnten nicht immer die nötige Stabilität verleihen.

Niederländische Anhänger pfeifen schon bei der Hymne

Allerdings versuchten Löws Emporkömmlinge schon, mehr Verantwortung zu übernehmen. Nico Schulz (6.) grätschte beherzt. Süle wuchtete sich in den Kopfball (15.). Joshua Kimmich klatschte mehrfach in die Hände, ermahnte seine Mitspieler. Die DFB-Elf zeigte sich zunächst unbeeindruckt vom Hexenkessel in Amsterdam. Auch wenn die Niederländer alles taten, um die Elf zu verunsichern. Die Anhänger pfiffen schon bei der Nationalhymne. Die Profis versuchten, schon früh zu attackieren. Doch die deutsche Mannschaft befreite sich immer wieder mit schnellem Passspiel aus dem Pressing.

Dann bewies Toni Kroos, dass er noch lange kein Stehgeiger ist, als den ihn die spanischen Medien zuletzt verunglimpft hatten. Der 29-Jährige schickte Schulz in den freien Raum auf der linken Seite. Der nutzte sein Tempo, behielt zudem die Übersicht und passte in die Mitte auf Sané. Matthijs de Ligt rutschte weg, Sané behauptete den Ball und beförderte diesen überlegt in die rechte Ecke (15.).

Deutschland hatte aber auch Glück. Weil die Elftal sich ein Privatduell zwischen Ryan Babel und Manuel Neuer abspielte. Erst versuchte es der niederländische Stürmer mit einem Schuss in die rechte Ecke (25.). Neuer parierte stark. Dann köpfte Babel aus kurzer Entfernung aufs Tor, doch wieder bekam Neuer die Hände dazwischen (27.). In dieser Phase hätte die Partie kippen können.

Anschlusstreffer schon kurz nach der Pause

Doch in dem Moment, in dem auch die Fans wieder lauter wurden, ließ Gnabry die Niederländer verstummen. Scheinbar hat sich dieser beim FC Bayern die ein oder andere Finte von Arjen Robben und Franck Ribéry abgeschaut. Jedenfalls dribbelte er wie die beiden bajuwarischen Altstars von Außen ins Zentrum, um den Ball dann in den rechten Winkel zu schlenzen. Herausragend.

In der zweiten Halbzeit zeigte die deutsche Elf dann aber doch, dass sie noch viel lernen muss. Die Holländer kamen stürmisch aus der Kabine, waren nicht gewillt, diese Partie schon abzuschenken. Im Gegenteil. Memphis Depay flankte scharf in den Sechzehnmeterraum. Rüdiger und Thilo Kehrer störten Matthijs de Ligt nicht entscheidend, so dass dieser den Anschlusstreffer köpfte (48.). Nun wurde es wilder, so kam die Niederlande zum Ausgleich. Memphis Depay setzte sich im Sechzehnmeterraum durch, ehe er den Ball in die linke Ecke drosch (63.). Der Ausgleich. Die Partie wog nun hin und her, dann kam Schulz (90.).

DFB-Spieler sehen sich erst im Juni wieder

Die deutschen Nationalspieler werden nun wieder zu ihren Klubs reisen, dort erwartet sie die heiße Schlussphase der Saison. Bundestrainer Löw sieht seine Elf erst im Juni wieder. Dann tritt Deutschland in Weißrussland an und wird weiter arbeiten.