Amsterdam. Toni Kroos ist in der Nationalmannschaft einer der letztverbliebenen Weltmeister von 2014 – und gegen die Niederlande sehr gefordert.

Es war gerade mal ein paar Stunden her, dass die deutsche Nationalmannschaft am Samstag die VW-Stadt Wolfsburg verlassen hatte, als kurz nach der Ankunft in Amsterdam erneut über Autos und Dieselmotoren gesprochen werden musste. Diesmal war es Toni Kroos, der am Tag vor dem EM-Qualifikationsauftakt gegen die Niederlande (So., 20.45 Uhr/RTL) auf dem roten Pressepodest in der Johan-Cruyff-Arena Platz genommen hatte und direkt mit einer Einschätzung von Bernd Schuster konfrontiert wurde, dass der Real-Star zuletzt in Madrid wie ein „Dieseltraktor“ gespielt habe.

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Kroos, der Scheitel wie immer akkurat nach links ausgerichtet, atmete einmal kurz durch. Dann antwortete der 29-Jährige höflich, aber bestimmt: „Ich bin immer offen für konstruktive Kritik. Aber diese Kritik hatte ja keinen Inhalt. In dem Spiel, nach dem ich kritisiert wurde, hatte ich die meisten Ballkontakte. Die Kritik hat also nichts mit Kritik zu tun. Sie ist Quatsch.“

Bundestrainer Löw lobhudelt: "Kroos ist einmalig"

Knapp drei Wochen war es her, als sich Kroos noch jede Menge weiteren „Quatsch“ gefallen lassen musste. 0:3 im Pokal und 0:1 in der Meisterschaft hatte Real Madrid gerade gegen den FC Barcelona verloren, als sich die spanischen Zeitungen im schuster’schen Sinne überschlugen. Der Deutsche spiele sehr schlecht, ohne Rhythmus im Angriffsspiel und wenig Unterstützung im Abwehrverhalten, schrieb „Marca“. Die „AS“ titelte: „Es gibt den Fall Kroos!“ Und für die Zeitung „Sport“ war der Mittelfeldmann kurz und bündig „eine Null“.

Nun, diese „Null“ soll an diesem Sonntag höchstpersönlich dafür sorgen, dass Deutschland nach dem ersten EM-Qualifikationsspiel statt mit null am besten mit drei Punkten wieder nach Hause fährt. „Der Toni Kroos ist für diese Mannschaft ein unglaublicher Gewinn, seine Fähigkeiten, ein Spiel zu lenken. Er ist einmalig“, lobhudelte Bundestrainer Joachim Löw am Samstag. „Für uns ist er unverzichtbar.“

Kroos: "Mit 29 Jahren kann man noch ganz vernünftig spielen"

Das Treuebekenntnis des Nationaltrainers überraschte den einen oder anderen, weil im Zuge der dreifachen Degradierung von Jerome Boateng, Mats Hummels (beide 30) und Thomas Müller (29) auch der gleichaltrige Kroos (29) aus Altersgründen als möglicher Streichkandidat galt. Eine Kausalkette, mit der Kroos selbst so gar nichts anfangen konnte. „Das war ja keine Entscheidung des Alters“, konterte der nach Marco Reus nun zweitälteste Feldspieler. „Das war eine sportliche Entscheidung.“ Und überhaupt: „Mit 29 Jahren kann man noch ganz vernünftig spielen“, betonte Kroos energisch.

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Ein ähnlich konsequentes Auftreten auf dem Feld wünscht sich Löw an diesem Sonntagabend von seinem Führungsspieler gegen die Niederlande. „Unsere Mannschaft macht gerade einen Führungsprozess durch“, gab der Bundestrainer zu bedenken – und stellte lediglich zwei Spielern vorab eine Stammplatzgarantie in Aussicht. Seinen beiden letztverbliebenen Weltmeistern von 2014 (wenn man den einsatzlosen Matthias Ginter ausnahmsweise einmal nicht mitzählt): Torhüter Manuel Neuer. Und eben Kroos. „Der Toni wird auf jeden Fall natürlich dabei sein.“

Auf jeden Fall natürlich also. Derart deutlich hatte sich Löw selten in der Vergangenheit festgelegt. Ein Treuebekenntnis, das der zuletzt so heftig kritisierte Kroos auch dankbar aufnehmen dürfte. „Ich hatte immer das Vertrauen des Trainers in den vergangenen Jahren“, sagte der Madrilene, mit dem man rein privat im Übrigen ganz vortrefflich über Autos und deren Motoren diskutieren kann. Mal fuhr Kroos einen Ferrari 488 GTB mit 670 Doppeltorbo-PS, mal einen 354 PS starken Audi SQ5 und mal einen S7 Sportback. Mit einem Dieseltraktor, so viel steht fest, wurde der Autofan dagegen weder in Madrid noch in der deutschen Heimat und auch nicht in Amsterdam gesichtet.

So könnte Deutschland in Amsterdam spielen:

Neuer – Ginter, Süle, Rüdiger - Kehrer, Kimmich, Kroos, Schulz – Reus, Werner, Sané.