München. Das überraschende Ende der Nationalmannschafts-Karrieren von Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller sorgt für Diskussionen.

Am Mittwochabend hatte Thomas Müller genug nachgedacht über das, was er einen Tag zuvor erfahren hatte. Also jagte er ein selbst gedrehtes Video durch die sozialen Netzwerke, in dem er im weißen Hemd vor einer holzvertäfelten Wand Worte formulierte, die Sprengkraft besitzen. Da sie Bundestrainer Joachim Löw weiter unter Druck setzen, nachdem dieser die Bayern-Profis Jérôme Boateng, Mats Hummels und eben Müller am Dienstag aus der Nationalelf verbannt hat.

Müllers Worte haben Gewicht

„Ich habe jetzt eine Nacht darüber geschlafen, um die Ereignisse sacken zu lassen“, erklärte Müller im Video mit großen Augen. „Je länger ich darüber nachdenke, macht mich die Art und Weise, wie das Ganze abgelaufen ist, einfach sauer.“ Denn: „Mats, Jerome und ich sind immer noch in der Lage, auf Top-Niveau Fußball zu spielen.“ Außerdem: „Wenn dann, kurz nachdem wir von der Entscheidung erfahren haben, vorgefertigte Statements vonseiten des DFB rausgegeben werden, dann ist das einfach kein guter Stil und hat mit Wertschätzung nichts zu tun.“

Das sitzt.

Zumal sich mit Thomas Müller nicht irgendein Profi zu Wort meldete, sondern einer, dessen Worte Gewicht haben. Im DFB-Trikot zählte er immer zu den Lieblingen, zeigte er lange herausragende Leistungen. Bei der WM 2010 wurde er Torschützenkönig, bei der WM 2014 war er ein Garant für den Titelgewinn, er erzielte vier Treffer, bereitete sechs weitere vor. Zusätzlich stellte sich Müller immer den Journalistenfragen, antwortete reflektiert. Auch bei Niederlagen.

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Deswegen setzt Müllers Videobotschaft den Bundestrainer weiter unter Druck. Am Dienstag war Löw nach München gereist, um den Bayern-Profis seine Entscheidung mitzuteilen. Kurze Zeit später veröffentlichte der DFB bereits eine Pressemitteilung auf seiner Internetseite. Darin erklärte Löw, dass es nach dem enttäuschenden Jahr 2018 mitsamt WM-Aus Zeit für einen Neuanfang sei. Rückendeckung erhielt er von DFB-Präsident Reinhard Grindel, auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff unterstützte ihn in der Mitteilung.

Vermutlich ahnte der DFB schon, dass Gegenwind aufziehen würde. Der folgte dann auch einen Tag später.

Zunächst beschwerten sich die Verantwortlichen des FC Bayern. „Wir halten den Zeitpunkt und die Umstände der Bekanntgabe an die Spieler und an die Öffentlichkeit für fragwürdig“, schrieben Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic in einer gemeinsamen Stellungnahme. Der Zeitpunkt unmittelbar vor „richtungweisenden Spielen“ in der Bundesliga und der Champions League irritiere. Außerdem war der Besuch nicht mit den Bayern-Verantwortlichen abgesprochen.

Unterschwellige Botschaften

Hummels und Boateng zeigten ihren Ärger eher unterschwellig. Boatengs Patenkind Mayla sagte in einem Video bei Instagram: „Kopf hoch! Die sind doch balla-balla.“ Hummels ließ sich von seinem Sohn Ludwig trösten: „Aufmunterer“, schrieb er bei Instagram neben ein gemeinsames Foto.

Am Abend folgten dann die deutlichen Worte von Müller. „Wer mich kennt, der weiß, ich bin ein Kämpfer“, sagte dieser zum Abschluss. „In diesem Sinne: Das Spiel ist noch nicht aus.“