Essen. Die Bundesliga-Klubs stimmen für den Verzicht der Anstoßzeit am Montag. Kritiker werten die Abschaffung als positives Zeichen.

Plötzlich musste es in dieser quälend langen Debatte schnell gehen. Eilig bestätigte die Deutsche Fußball-Liga, was in den sozialen Medien bereits ausgiebig diskutiert wurde: Die Montagsspiele werden ab der Saison 2021/2022 abgeschafft. Darauf hätten sich die 18 Bundesliga-Klubs bereits Ende September verständigt. Die fünf Montagsspiele, die es in der aktuellen Saison gibt, würden in naher Zukunft auf Sonntage verteilt.

Der Zeitpunkt konnte günstiger nicht sein. Am Dienstag hatten mehrere Fanszenen zu einem bundesweiten Stimmungsboykott am 13. Spieltag aufgerufen, an dem das erste Montagsspiel der Saison (Nürnberg gegen Leverkusen) geplant ist. Es sollte eine Halbzeit lang still werden, die Höchststrafe für die Klubs und eine unmissverständliche Botschaft: Es reicht.

Tags darauf hatten die Bundesligisten auch eine Botschaft: Wir hören euch. Die Klubs, einst einstimmig für die Einführung der Abendspiele an einem Werktag, machten plötzlich eine Rolle rückwärts.

Heidel mit Kompromiss zufrieden

„Ich glaube, es gibt niemanden, der die Montagsspiele bejubelt hat“, sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel am Mittwoch. Der Kompromiss mit Entlastungsspielen am Sonntag sei im „Sinne der Vereine und Fans und somit auch gut“. Heidel zählt wie BVB-Chef Hans-Joachim Watze zu den Managern, die Verständnis für die Fans gezeigt hatten. „Ohne Montagsspiele werden wir ab 2021 vielleicht ein, zwei Millionen Euro weniger einnehmen“, sagte Watzke. „Aber eine größere Einheit mit den Fans ist uns mehr wert.“

DFL: Montagsspiele aus sportlichen Gründen

Die DFL machte am Mittwoch klar, dass es um Geld nicht ginge. Die „Entlastungsspiele“ seien aus sportlichen Gründen eingeführt worden, „kommerzielle Argumente“ nicht entscheidend gewesen: „Auf die fünf Montagsbegegnungen entfällt weniger als ein Prozent der Medienerlöse.“ Aber die Fans hatten ein anderes Gefühl: Dass dieses Prozent für sie das ist, was der Hambacher Forst für Umweltschützer darstellt – dass Fan-Kultur nichts mehr wert ist.

Der deutsche Fußball ist schon viel wert. Der aktuelle Kontrakt mit den Bewegtbild-Spezialisten bringt in vier Saisons bis 2021 immerhin 4,64 Milliarden Euro ein. Geld, das die Liga stärker machen soll in Konkurrenz zu den von Oligarchen und Scheichs alimentierten Klubs in England, Spanien, Italien.

Geld, das den Fans Angst macht. Anfang Februar warfen sie beim Montagsspiel von Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig Tennisbälle auf den Rasen, Ende August riefen sie zu einem 20-minütigen Stimmungsboykott auf. Am 13. Spieltag sollte der nächste folgen. Dass die Vereine nun zurückweichen, werten Fan-Vertreter positiv. „Das ist ein Riesenerfolg“ sagt Rainer Vollmer von der Fan-Vertretung „Unsere Kurve“. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne Fans ist der Fußball nicht vermarktbar.“

Ob es die Proteste am 13. Spieltag trotzdem geben wird, darüber müsse nun noch einmal gesprochen werden. Das Verhältnis zwischen DFB, DFL und aktiven Fans gilt als sehr angespannt. Für den 10. Dezember sei ein Spitzentreffen geplant. „Das dürfte interessant werden“, sagt Vollmer. Die Liste mit brisanten Themen ist lang. Über allem steht die generelle Verstimmung über zunehmenden Kommerz im Profifußball.

Mehr Kritikpunkte als Montagsspiele

„Es ist sehr schön zu sehen, dass viele Fans etwas erreichen können“, sagt Claus Vogt, Mitgründer von „FC PlayFair!“. Sein Verein setzt sich für mehr Mitsprache der Fans ein, für mehr begeisternden Fußball und weniger profitables Event. Vogt sagt deshalb: „Es gibt mehr Kritikpunkte als die Montagsspiele. Das ist eine Rolle rückwärts in einzelnen Punkten.“