Gelsenkirchen. Es dürfte noch dauern, bis verspielter Kredit zurückgewonnen ist. Aber dieses verjüngte DFB-Team hat Vertrauen verdient. Ein Kommentar.

Minute 42 am Montagabend in der Schalker Arena. Da unten tragen Deutschland und die Niederlande ein Wettbewerbsspiel aus. Es ist ähnlich laut wie nachts im Museum, ab und zu hört man die Rufe der Spieler. Und plötzlich schreit einer ganz oben auf der Tribüne: “RUHE!” Gelächter in der Umgebung. So weit also ist es schon gekommen mit der früheren Vorzeigemannschaft der Nation.

Selten sah man so viele Lücken auf den Rängen dieses Stadions. Konträr zum Interesse: die Inszenierung der Veranstaltung. Der Stadionsprecher brüllte zur Begrüßung “Und hier kommt die Mannschaft des vierfachen Weltmeisters” – als hätten wir gerade das Jahr 2014, als wäre das Fußballland noch besoffen vor Glück nach einem 7:1 gegen Brasilien und Götzes Finalkunststück. Und als der Mann am Mikro “unseren Trainer Joachim….” ankündigte, da haben eben nicht wie gewünscht Tausende “Löw” zurückgeschrien. Das alles wirkte dann schon etwas peinlich.

Es dürfte noch etwas Zeit vergehen, bis die deutsche Nationalmannschaft den Kredit, den sie in diesem Jahr verspielt hat, zurückgewinnen kann. Aber dieses leider zu spät verjüngte Team hat es verdient, dass man ihm Vertrauen entgegenbringt. Trotz des späten 2:2, das lediglich aufzeigte, was dieser Mannschaft noch fehlt. Nämlich Stabilität.

Auch Löw scheint seine Fehler einzusehen

Wieder waren vor allem in der ersten Halbzeit erfreulich viel Tempo, viel Einsatz, viel Dynamik zu sehen. Allein schon Leroy Sané: Phänomenal, wie er mit dem Ball am Fuß über seinen Heimatrasen sprintete. Man könnte auf die Idee kommen, dass ein Spieler mit solcher Qualität auch bei der WM zu gebrauchen gewesen wäre…

Inzwischen scheint aber auch Joachim Löw zu wissen, welche fatalen Fehler er gemacht hat. Es besteht durchaus Hoffnung darauf, dass es irgendwann bei Länderspielen auch mal wieder voller und lauter wird.