Frankfurt. Die Dominanz der Bayern im Supercup gegen Frankfurt lässt Dominanz befürchten. Für einen zuletzt viel kritisierten Profi gibt es ein Sonderlob.

Niko Kovac bewegte sich nach dem Supercup lachend durch den Innenraum des Frankfurter Stadions. Seine Mannschaft, die ja jetzt FC Bayern heißt, hatte gerade gegen Eintracht Frankfurt gewonnen. Nicht irgendwie, sondern mit 5:0 – ein frühes Ausrufezeichen und die klare Botschaft an den Bundesliga-Rest: Der Rekordmeister bleibt gierig auf Erfolge. Auch die kommende Saison droht an der Spitze so dramatisch wie ein Rosamunde-Pilcher-Roman zu werden.

Da konnte Kovac also zufrieden mit den alten Kollegen der Eintracht scherzen, während der Mann, dem der Bayern-Trainer diesen Erfolg zu einem großen Teil zu verdanken hatte, schon lange in der Kabine verschwunden war. Wortlos. Immerhin zeigte später ein Bild in den sozialen Medien einen jubelnden Robert Lewandowski im Kreise der Mannschaft. So schlecht scheint das Leben als Bayern-Stürmer dann wohl doch nicht zu sein. Jedenfalls wenn man trifft, was Lewandowski gegen die Eintracht eindrucksvoll getan hat.

Überschwängliches Lob für den Torjäger

Drei Tore hat der Pole zu dem ersten bayrischen Titelgewinn der Saison beigesteuert. Ganz selbstverständlich, so als hätte es die Diskussion um seine Person nie gegeben. Dabei galt der Torjäger in der vergangenen Saison als einer der Hauptschuldigen am Halbfinal-Aus der Münchner in der Champions League. Er treffe nie in den wichtigen Partien, hieß es plötzlich. Lewandowski wiederum murrte, kokettierte mit einem Wechsel.

Am Sonntagabend aber lobte ihn Mitspieler Thomas Müller überschwänglich: „Er ist enorm wichtig für den FC Bayern, deswegen lässt ihn der Verein auch nicht gehen.“ Dann legte Sportdirektor Hasan Salihamidzic großspurig nach: „Für mich ist er einer der besten, wenn nicht der beste Stürmer der Welt.“

Lewandowskis Traum vom Weltfußballer

Lewandowski werden diese Worte geschmeichelt haben, lange träumte er sogar davon, einmal als Weltfußballer ausgezeichnet zu werden. Er übte dafür extra Freistöße, die er mittlerweile butterweich verwandeln kann. Doch als weltbester Fußballer wird er in diesem Leben wohl er nicht mehr geadelt werden.

Denn es darf zumindest bezweifelt werden, ob Lewandowski tatsächlich noch zum Kreis der allerbesten Stürmer im Weltfußball zählt. Bei der Weltmeisterschaft in Russland zeigte sich, dass mittlerweile eine jüngere Generation in die Angreifer-Elite drängt. Harry Kane (25), Romelu Lukaku (25) und teilweise auch Gabriel Jesus (21) begeisterten, Lewandowski hingegen fiel mehr durch Lamentieren auf. Natürlich auch, weil der Pole Kapitän einer schwachen Nationalmannschaft war, die bereits in der Vorrunde ausschied.

Zur Sicherheit ein Wechselverbot

Deswegen ist es auch gar nicht so sicher, ob Lewandowski in diesem Sommer tatsächlich ein ernsthaftes Angebot eines europäischen Spitzenklubs a la Real Madrid erhalten hätte. Die Bayern sprachen dem Stürmer trotzdem zur Sicherheit ein Wechselverbot aus. „Robert hat das akzeptiert, das hat mich sehr gefreut“, meinte Kovac zuletzt. Dem Trainer wird es jedenfalls relativ egal sein, ob er in Lewandowski nun tatsächlich den weltbesten oder einfach nur einen sehr guten Angreifer in seinen Reihen hat, solange dieser regelmäßig trifft. Was der Torjäger im Bayern-Trikot eigentlich immer gemacht hat.

154 Treffer in 196 Pflichtspielen hat Lewandowski bislang für den Rekordmeister erzielt. Da fragt man sich, wie er überhaupt in das Visier der Kritiker geraten konnte. Allerdings stimmt es eben auch, dass sich der Pole zuletzt in den entscheidenden Partien der Champions League nicht in die Torschützenliste eintragen konnte. Die Bayern schieden auch aus, weil seine Treffer fehlten. Das soll sich in dieser Spielzeit wieder ändern.

Bayern lassen Kritiker verstummen

Überhaupt ließen die Münchener durch den eindrucksvollen Supercup-Erfolg über Eintracht Frankfurt erstmal jene Kritiker verstummen, die bereits einen Abgesang auf die Dominanz der Super-Super-Bayern begonnen hatten. Fast scheint es so, als hätten die Enttäuschungen der letzten Monate den Profis gut getan. Nicht nur Lewandowski trägt bekanntlich ein Päckchen mit sich, da wären auch noch die zahlreichen deutschen Nationalspieler, die sich bei der WM blamierten. Doch Profis wie Mats Hummels, Joshua Kimmich oder Thomas Müller rannten, grätschten und kombinierten sich in Frankfurt einen Teil des WM-Frusts von der Seele. „Wir wollten ein Zeichen setzen“, meinte Müller anschließend.

Die Bundesliga sollte also nicht davon ausgehen, dass die Bayern nachlassen werden. Im Gegenteil: „Ich glaube, dass die Trotzreaktion heute zu sehen war. Und in der ganzen Saison zu sehen sein wird“, erklärte Niko Kovac.

Das klang dann schon wieder sehr nach „Mia san Mia“.