Auch am 15. Wettkampftag war bei Olympia in Tokio einiges los. Für Deutschland gab es zweimal Silber - und einen Eklat. Der Rückblick.

Die Olympischen Spiele neigen sich dem Ende zu - doch auch an diesem Freitag stehen noch einige spannende Entscheidungen in Tokio an (hier gibt es den Überblick). Aus deutscher Sicht wohl das Highlight: Das Tischtennis-Mannschaftsfinale zwischen Deutschland und China.

Kanada gewinnt Finale im Frauenfußball nach Elfmeter-Drama

Die Frauenfußball-Nationalmannschaft aus Kanada hat bei den Olympischen Spielen erstmals die Goldmedaille gewonnen und die Nachfolge von Rekordsieger USA angetreten. Im Finale siegten die Kanadierinnen am Freitag mit 3:2 in einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Schweden. Nach 120 Minuten hatte es zuvor 1:1 gestanden. Stina Blackstenius (34. Minute) hatte Schweden in Führung gebracht, die eingewechselte Janine Beckie (67.) erzwang durch ihren Treffer per verwandeltem Foulelfmeter die Verlängerung. Die Schwedinnen sahen im Elfmeterschießen bei einer 2:1-Führung schon wie die Siegerinnen aus, doch Kanada schaffte nach fünf Schützinnen erneut den Ausgleich. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Julia Grosso. Kanada hatte sowohl 2012 als auch 2016 Bronze gewonnen. Bronze ging tags zuvor durch ein 4:3 (3:1) im Spiel um Platz drei gegen Australien an das US-Team um Topstar Megan Rapinoe.

Jacobs führt italienische Sprint-Staffel zu historischem Gold

Nach seinem Sensationssieg über 100 m führte Lamont Marcell Jacobs die italienische Sprint-Staffel erstmals zu olympischem Gold. Italien siegte über 4 x 100 m in 37,50 Sekunden hauchdünn vor Großbritannien (37,51), Bronze ging an Kanada (37,70). Jamaika, mit Usain Bolt Sieger von London und Rio, kam nur auf Platz fünf (37,84). Die USA waren bereits im Vorlauf gescheitert. Das deutsche Quartett mit Julian Reus (Erfurt), Joshua Hartmann (Köln), Deniz Almas (Wolfsburg) und Lucas Ansah-Preprah (Hamburg) kam in 38,12 Sekunden auf Platz sechs.

Lamonte Marcell Jacobs, Lorenzo Patta, Eseosa Desalu und Filippo Tortu (von links) gewinnen überraschend das olympische Staffel-Rennen über die 4x100 Meter.
Lamonte Marcell Jacobs, Lorenzo Patta, Eseosa Desalu und Filippo Tortu (von links) gewinnen überraschend das olympische Staffel-Rennen über die 4x100 Meter. © dpa

Sprinterinnen verpassen Medaille über 4 x 100 Meter

Die deutschen Sprinterinnen haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die erste Medaille für eine deutsche Staffel über 4x100 m verpasst. Rebekka Haase (Wetzlar), Alexandra Burghardt (Burghausen), Tatjana Pinto (Paderborn) und Gina Lückenkemper (Berlin) kamen im Finale auf Platz fünf. Dem DLV-Quartett, das im Vorlauf 42,00 gelaufen war, fehlten in 42,12 Sekunden zu Bronze 24 Hundertstel.

Gold ging erstmals seit 2004 an Jamaika, das in der drittbesten je gelaufenen Zeit von 41,02 Sekunden den Weltrekord der USA (40,82) um zwei Zehntel verpasste. Silber ging an die US-Amerikanerinnen (41,45) vor Großbritannien (41,88).

Tischtennis-Männer gegen Topfavorit China chancenlos

Deutschlands Tischtennis-Männer um Dimitrij Ovtcharov haben ihre Silbermedaille bei Olympia nicht vergolden können und sind im Finale an den klar überlegenen Chinesen gescheitert. In ihrem ersten Finale bei Olympischen Spielen seit 2008 bekam die deutsche Mannschaft am Freitag in Tokio in aller Brutalität ihre Grenzen aufgezeigt. Mit 0:3 mussten sich Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska dem Topfavoriten geschlagen geben.

Christin Hussong im Speerwurf enttäuschende Neunte

Mitfavoritin Christin Hussong (Zweibrücken) hat bei den Olympischen Spielen eine Medaille im Speerwurf klar verpasst. Die 27 Jahre alte Europameisterin kam am Freitag in Tokio nicht über schwache 59,94 m und Platz neun hinaus. Damit blieb Hussong knapp zehn Meter unter ihrer Saisonbestleistung und war schon beim Endkampf der besten Acht nur noch Zuschauerin. Mit ihren 69,19 m war Hussong als Nummer zwei der Welt nach Tokio gereist und wollte „um eine Medaille kämpfen“. Liu Shiying aus China wurde mit 66,34 Metern Olympiasiegern vor der Polin Maria Andrejczyk (64,61) und Weltmeisterin Kelsey-Lee Barber aus Australien (64,56).

Speerwerferin Christin Hussong erlebte inTokio eine herbe Enttäuschung. Die deutsche Medaillen-Hoffnung schaffte nicht mehr als 59,94 Meter im ersten Versuch und wurde nur Neunte.
Speerwerferin Christin Hussong erlebte inTokio eine herbe Enttäuschung. Die deutsche Medaillen-Hoffnung schaffte nicht mehr als 59,94 Meter im ersten Versuch und wurde nur Neunte. © dpa

Miller-Uibo von den Bahamas gewinnt Gold über 400 Meter

Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas hat zum zweiten Mal nach 2016 die olympische Goldmedaille über 400 Meter gewonnen. In 48,36 Sekunden verwies sie am Freitag im Endkampf von Tokio Marileidy Paulino aus der Dominikanischen Republik, die in 49,20 Sekunden ins Ziel kam, auf den zweiten Platz. Olympische Geschichte schrieb Allyson Felix mit dem Gewinn von Bronze in 49,46 Sekunden. Bei ihren fünften Sommerspielen war es der zehnte Medaillengewinn.

Männer-Staffel über 4 x 400 Meter im Vorlauf Letzter

Die deutsche Männer-Staffel über 4 x 400 Meter hat bei den Olympischen Spielen den Einzug ins Finale klar verpasst. Marvin Schlegel (Chemnitz), Luke Campbell (Frankfurt), Jean Paul Bredau (Potsdam) und Manuel Sanders (Dortmund) belegten am Freitag in Tokio in mäßigen 3:03,62 Minuten den achten und letzten Platz im ersten Vorlauf. Das Rennen gewann das USA-Quartett, Goldmedaillengewinner von Rio 2016, in 2:57,77 Minuten. Zuvor hatte es bereits die Frauen-Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nicht in den Endlauf geschafft.

Niederländerinnen holen Olympia-Gold im Hockey

Die Hockey-Frauen aus den Niederlanden haben ihre Dominanz unterstrichen und auch den dritten großen Titel in der Tasche. Die Welt- und Europameisterinnen setzten sich bei den Sommerspielen in Tokio im Finale mit 3:1 (3:1) gegen Argentinien durch, für die Niederländerinnen war es der vierte Olympiasieg nach 1984, 2008 und 2012. Im Spiel um Bronze schlug Großbritannien Indien mit 4:3 (2:3).

Tischtennis: China führt im Team-Finale gegen Deutschland

Die deutschen Tischtennis-Männer planen am Freitag (12.30 Uhr) eine Sensation im Olympia-Finale. Als krasse Außenseiter treffen Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska im Finale in Tokio auf die Tischtennis-Supermacht China und wollen ihre Minimal-Chance auf Gold ergreifen.

Nach dem Doppel liegt Deutschland bereits hinten. Mit 3:0-Sätzen haben sich die favorisierten Chinesen Ma Long und Xu Xin, gegen Timo Boll und Patrick Franziska durchgesetzt - und das verdient mit 11:7, 11:3 und 11:9. Inzwischen spielt Ovtcharov gegen Zhendong im Einzel.

Moderner Fünfkampf: Schleu muss Goldträume begraben

Für die Moderne Fünfkämpferin Annika Schleu ist der Traum einer Olympischen Medaille nach dem Reiten in weite Ferne gerückt. Die 31-Jährige hatte am Freitag keine Kontrolle über ihr zugelostes Pferd und beendete das Springreiten unter Tränen mit null Punkten. Der Rückstand auf die Medaillenränge vor dem abschließenden Laser Run betrug rund 260 Punkte. Bis zur vorletzten Disziplin hatte die Berlinerin souverän in Führung gelegen und den Olympia-Sieg angestrebt - nach dem Reiten rutschte sie in der Gesamtwertung auf Platz 31. Auch Teamkollegin Rebecca Langrehr büßte einige Plätze ein und lag auf Platz 29.

„Ich kann es kaum Glauben, das uns das zwei Olympische Spiele hintereinander passiert“, sagte Bundestrainerin Kim Raisner in der ARD und fing selbst an zu weinen.

Auch interessant

Bach zu Tokio-Spielen: „Großer Erfolg für Japan, das IOC und die Sportwelt“

IOC-Präsident Thomas Bach hat die von der Corona-Pandemie geprägten Sommerspiele von Tokio bereits vor der Schlussfeier am Sonntag als „großen Erfolg für Japan, das IOC und die gesamte Sportwelt“ eingeordnet. Wie der Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees bei der Bilanz-Pressekonferenz am Freitag ausführte, hätten die Anti-Corona-Maßnahmen „gegriffen“. Bach fügte allerdings hinzu: „Es sind noch zweieinhalb Tage, wir sind in Alarmbereitschaft und aufmerksam.“

Weiter verneigte sich der 67-Jährige vor den mehr als 11.000 Aktiven in Japans Hauptstadt: „Die Athleten haben Tokio die olympische Seele gegeben. Nachdem wir die Entscheidung, dass keine Zuschauer zugelassen werden, akzeptieren mussten, muss ich zugeben, dass ich besorgt war, diese Spiele könnten Spiele ohne Seele werden. Aber was wir hier gesehen haben, ist ganz anders.“

Basketball: US-Frauen nach nächstem Kantersieg im Finale

Die Basketballerinnen aus den USA stürmen schier unaufhaltsam ihrem neunten Olympiasieg entgegen. Im Halbfinale fertigte das Team um die WNBA-Stars Breanna Stewart und Sue Bird Serbien in Saitama mit 79:59 (41:23) ab und braucht nur noch einen Schritt, um das siebte Gold in Serie klar zu machen.

US-Basketballstar Sue Bird (rechts) im Olympia-Halbfinale gegen Serbien.
US-Basketballstar Sue Bird (rechts) im Olympia-Halbfinale gegen Serbien. © getty Images

29 neue Corona-Fälle in der Olympia-Blase

Bei den Olympischen Spielen in Tokio hat es vor dem Abschlusswochenende weitere Corona-Fälle gegeben. Wie das Organisationskomitee am Freitag in seiner täglichen Information mitteilte, sind 29 Menschen positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden. Am Vortag war mit 31 Fällen ein Höchststand seit dem Beginn der Testserien am 1. Juli erreicht worden. Die Gesamtzahl der Corona-Infizierten im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen erhöhte sich auf 382.

Beachvolleyball: US-Amerikanerinnen Klineman/Ross gewinnen Gold

Die US-Beachvolleyballerinnen Alix Klineman und April Ross haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille gewonnen. Die Weltranglistenfünften, die im Viertelfinale Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch (Hamburg) ausgeschaltet hatten, setzten sich im Finale im Shiokaze Park mit 2:0 (21:15, 21:16) gegen die Weltranglisten-17. Mariafe Artacho Del Solar/Taliqua Clancy aus Australien durch.

Alix Klineman (rechts) April Ross freuen sich über ihr Olympia-Gold im Beachvolleyball.
Alix Klineman (rechts) April Ross freuen sich über ihr Olympia-Gold im Beachvolleyball. © AFP

Kanu: Brendel wahrt Medaillenchance über Umweg Viertelfinale

Der dreimalige Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel hat ein frühes Aus bei den Olympischen Spielen in Tokio über seine Paradestrecke verhindert und das Halbfinale erreicht. Nach dem dritten Platz im Vorlauf wahrte der Potsdamer über den Umweg Viertelfinale mit einem Sieg seine Chance auf eine Medaille im Einer über 1000 m. Die Entscheidungen fallen am Samstag.

Karate: Smorguner scheidet in Kata-Vorrunde

Der ehemalige Vizeweltmeister Ilja Smorguner ist bei der Karate-Premiere bei den Olympischen Spielen in Tokio bereits in der Vorrunde im Kata ausgeschieden. Der 37-Jährige kam am Freitagmorgen in der Gruppe A nur auf den vierten Rang und verpasste die zweite Runde knapp. Am Tag zuvor war auch Jasmin Jüttner (Frankfurt) im Kata am Finaleinzug gescheitert.

Ilja Smorguner bei seinem Kata.
Ilja Smorguner bei seinem Kata. © dpa

Kajak-Vierer der Frauen und Männer im Halbfinale

Der deutsche Kajak-Vierer mit Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke ist mit olympischer Bestzeit direkt ins Halbfinale gepaddelt. Die erfahrene Crew setzte sich am Freitag auf dem Sea Forest Waterway in Tokio souverän als Vorlaufsieger durch und zog mit den zweitplatzierten Australiern ins Halbfinale ein. Das deutsche Paradeboot hatte 2016 in Rio auf der doppelten Distanz mit Max Hoff, Rendschmidt, Liebscher und Marcus Groß die Goldmedaille gewonnen und gilt auch in Tokio als Favorit.

Fall Timanowskaja: IOC entzieht zwei Trainern Olympia-Akkreditierung

Das Internationale Olympische Komitee hat im Zusammenhang mit dem Fall der Sprinterin Kristina Timanowskaja zwei belarussischen Leichtathletik-Trainern die Olympia-Akkreditierung entzogen. Das habe eine am Mittwoch eingesetzte Disziplinarkommission entscheiden, teilte das IOC am Freitag in Tokio über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Die provisorische Maßnahme sei im Interesse des Wohls der belarussischen Sportler ergriffen worden, die sich noch in der Olympia-Stadt befinden.

Die wichtigsten Infos zu den Olympischen Spielen in Tokio

Canadier-Duo Jahn/Koch direkt ins Halbfinale

Das Canadier-Duo Lisa Jahn und Sophie Koch ist mit einem beherzten Rennen direkt ins Halbfinale gefahren. Bei der olympischen Premiere dieser Disziplin in Tokio über die 500 Meter Distanz kam das Boot der Berlinerin und der Karlsruherin am Freitag auf den Sea Forest Waterway auf Rang zwei hinter den Chinesinnen. Im Einzel-Wettbewerb hatte es für die beiden deutschen Starterinnen nicht für das A-Final gereicht. Die Finals werden an diesem Samstag ausgetragen.

Lisa Jahn und Sophie Koch aus Deutschland während ihres Vorkampfes.
Lisa Jahn und Sophie Koch aus Deutschland während ihres Vorkampfes. © dpa

Geher Hilbert holt Olympia-Silber über 50 km

Geher Jonathan Hilbert hat bei den Olympischen Spielen von Tokio überraschend Silber über 50 km und damit die erste deutsche Geher-Medaille seit 29 Jahren gewonnen. Der 26-Jährige von der LG Ohra musste sich in Sapporo in 3:50:44 Stunden nur dem Polen Dawid Tomala (3:50:08) geschlagen geben. Bronze ging an Evan Dunfee aus Kanada (3:50:59). (fs)