Tokio. Kapitän Tobias Hauke (33) hat seine Länderspiel-Karriere im Feldhockey nach dem verlorenen Bronzespiel gegen Indien (4:5) beendet.

Nach der „härtesten Niederlage“ seines Lebens fehlten Tobias Hauke erst mal die Worte. „Ich bin leer“, sagte der Kapitän der deutschen Hockey-Männer. Hauke atmete schwer, sein Blick ging zu Boden.

„Das tut richtig weh“, bekannte der deutsche Rekordnationalspieler nach dem 4:5 (3:3) gegen Indien und zog unter dem Eindruck des verlorenen Bronzespiels einen Schlussstrich. „Für mich war es das jetzt“, sagte Hauke. Der Traum vom glänzenden Abschied, der vierten olympischen Medaille seiner großen internationalen Karriere, erfüllte sich nicht.

Deutsche Hockey-Männer erstmals seit 2000 ohne Olympia-Medaille

Nicht bloß für Hauke war im Oi Hockey Stadium „eine kleine Welt untergegangen“, wie es der maßlos enttäuschte Bundestrainer Kais al Saadi ausdrückte. Denn erstmals seit den Sommerspielen 2000 in Sydney gingen Deutschlands Hockey-Männer beim größten aller Turniere leer aus, die imposante Medaillenserie ist nach Gold 2008 und 2012 sowie Bronze 2004 und 2016 gerissen. Diesmal blieb nur der undankbare vierte Platz.

„Ich bin trotzdem sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte al Saadi. Wie sie in dem „Glutofen“ zurückzukommen sei, um den Ausgleich zu kämpfen, „das ist Ausdruck von tollem Teamgeist“. Dass es am Ende trotzdem nicht reichte, schmerzte besonders Hauke. „Für mich selber natürlich, aber vor allem auch für meine Teamkameraden und den Staff, die noch keine olympische Medaille gewonnen haben“, sagte der Welthockeyspieler von 2013, der nach 16 Jahren künftig nicht mehr für die Nationalmannschaft auflaufen wird. Zumindest nicht auf dem Feld.

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Neben Hauke (369 Länderspiele) werden weitere Spieler das Team verlassen, die „Honamas“ stehen vor einem personellen Umbruch. Al Saadi, der die Mannschaft seit 2019 betreut, sieht das aber nicht als großes Problem. „Es steht die gleiche Zäsur an wie nach allen Olympischen Spielen“, sagte der Bundestrainer: „Die Spieler, die lange ihre Knochen hingehalten haben, verabschieden sich in den Ruhestand.“

Doch die bittere Niederlage gegen Indien dürfte auch bei den jüngeren Spielern nachwirken. Timur Oruz (2.), Niklas Wellen (24.) und Benedikt Fürk (25.) hatten das deutsche Team mit 3:1 in Führung gebracht. Alles lief nach Plan, ehe Indien die Partie mit vier Treffern binnen neun Minuten drehte. Mehr als das Anschlusstor durch Lukas Windfeder (48.) gelang nicht mehr. Wie schon im Halbfinale gegen Australien (1:3) münzte das deutsche Team seine deutliche Überlegenheit nicht in Zählbares um.

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„Es macht mich unglaublich traurig, dass die harte Arbeit, die wir da reingesteckt haben, am Ende nicht belohnt wird“, sagte Florian Fuchs. Und Routinier Martin Häner, der wie Hauke definitiv aufhören wird, meinte: „Wir dürfen dieses Spiel nicht verlieren. Wir waren einfach zu blöd, um uns zu belohnen.“

Für den Deutschen Hockey-Bund steht nach dem Viertelfinal-Aus seiner Frauen unterm Strich ein ernüchterndes Ergebnis: Der Verband, der in den Mannschaftssportarten über Jahrzehnte hinweg zuverlässig für deutsche Medaillen sorgte, lieferte in Tokio nicht. (sid)