Hamburg. Gegen den mutmaßlichen Messerstecher von Hamburg startete jetzt der Mordprozess. Er bekannte sich in allen Anklagepunkten schuldig.

Gut fünf Monate nach dem Messerattentat in einem Hamburger Supermarkt mit einem Toten und sechs Verletzten hat der angeklagte Palästinenser die Bluttaten gestanden.

Der Anwalt des abgelehnten Asylbewerbers verlas am Freitag zu Prozessbeginn vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts ein Geständnis. „Er bekennt sich in allen Anklagepunkten ausdrücklich schuldig“, erklärte er. „Die Taten hatten aus seiner Sicht einen religiösen Hintergrund.“

Laut Bundesanwaltschaft handelte der Täter aus einer islamistischen Gesinnung heraus. Ihm sei es darum gegangen, so viele deutsche Staatsangehörige christlichen Glaubens wie möglich zu ermorden. Die Anklage hält ihn für voll schuldfähig und wirft Ahmad A. Mord sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen vor.

Der Angeklagte Ahmad A. im Gerichtssaal.
Der Angeklagte Ahmad A. im Gerichtssaal. © dpa | Christian Charisius

Sein Anwalt sagte, der Angeklagte habe unter einer sehr großen Anspannung gestanden, aus der heraus er die Taten begangen habe. Der Prozess hatte am Morgen unter hohen Sicherheitsvorkehrungen begonnen.

Juli 2016 stach Angeklagter zwei Menschen nieder

Ende Juli vergangenen Jahres soll der 26-Jährige in einem Hamburger Supermarkt ein Küchenmesser aus der Auslage genommen und zwei Kunden niedergestochen haben. Einer starb noch am Tatort, der andere wurde später in einer Notoperation gerettet. Nach Überzeugung der Anklage rannte der Mann aus der Edeka-Filiale auf die belebte Einkaufsstraße „Fuhle“ und verletzte noch fünf weitere Menschen.

Messerangriff in Hamburger Supermarkt

Wie die Polizei mitteilte, wurde der Täter von Passanten überwältigt und von Zivilfahndern festgenommen.
Wie die Polizei mitteilte, wurde der Täter von Passanten überwältigt und von Zivilfahndern festgenommen. © dpa | Paul Weidenbaum
In der Haushaltswaren-Abteilung sind auf Bitte der Mitarbeiter alle Messer weggeräumt
In der Haushaltswaren-Abteilung sind auf Bitte der Mitarbeiter alle Messer weggeräumt © Sebastian Becht | Sebastian Becht
In einem an der Eingangstür der Filiale angebrachten Schreiben bittet das Unternehmen, von Fragen an die Beschäftigten abzusehen
In einem an der Eingangstür der Filiale angebrachten Schreiben bittet das Unternehmen, von Fragen an die Beschäftigten abzusehen © Sebastian Becht | Sebastian Becht
Blumen, Kerzen und eine handschriftliche Notiz liegen vor dem Edeka Markt an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg Barmbek
Blumen, Kerzen und eine handschriftliche Notiz liegen vor dem Edeka Markt an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg Barmbek © Michael Arning
Die Barmbeker Pastoren Idalena Urbach und Sven Lundius veranstalteten spontan eine Gedenkfeier für die Opfer.
Die Barmbeker Pastoren Idalena Urbach und Sven Lundius veranstalteten spontan eine Gedenkfeier für die Opfer. © Andreas Laible | Andreas Laible
Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz und Innensenator Grote kommen in Hamburg-Barmbek mit Blumen zu dem Supermarkt, in dem ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat
Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz und Innensenator Grote kommen in Hamburg-Barmbek mit Blumen zu dem Supermarkt, in dem ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat © dpa
Danksagung: Ein Zettel mit der Aufschrift
Danksagung: Ein Zettel mit der Aufschrift "An den Edeka-Mitarbeiter, der die Verfolgung aufnahm. Du bist ein Vorbild an Haltung und Courage! Damit hast du Leben gerettet! Barmbek dankt dir!" vor dem Supermarkt in Hamburg-Barmbek © dpa
Ein Zettel mit der Aufschrift
Ein Zettel mit der Aufschrift "Im Namen aller Muslime trauern wir mit euch" liegt am 30.07.2017 zwischen Blumen und Kerzen vor dem Supermarkt in Hamburg-Barmbek © dpa | Bodo Marks
Blumen und Kerzen liegen in Hamburg-Barmbek vor dem Supermarkt, in dem am 28.07.2017 ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat
Blumen und Kerzen liegen in Hamburg-Barmbek vor dem Supermarkt, in dem am 28.07.2017 ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat © dpa | Markus Scholz
In einem Edeka-Supermarkt hat ein Angreifer wahllos mit einem Küchenmesser auf Kunden eingestochen. Dabei wurde ein Mensch getötet. Sieben weitere wurden verletzt.
In einem Edeka-Supermarkt hat ein Angreifer wahllos mit einem Küchenmesser auf Kunden eingestochen. Dabei wurde ein Mensch getötet. Sieben weitere wurden verletzt. © dpa | Markus Scholz
Der Täter war nach der Tat auf die Straße geflüchtet.
Der Täter war nach der Tat auf die Straße geflüchtet. © REUTERS | UGC
Eine ältere Passantin wird nach der Messerattacke von einem Feuerwehrmann begleitet.
Eine ältere Passantin wird nach der Messerattacke von einem Feuerwehrmann begleitet. © dpa | Paul Weidenbaum
Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort.
Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. © REUTERS | UGC
Noch Stunden nach dem Geschehen war die Spurensicherung in dem Supermarkt bei der Arbeit.
Noch Stunden nach dem Geschehen war die Spurensicherung in dem Supermarkt bei der Arbeit. © dpa | Markus Scholz
Die Polizei vermutet bei der Tat einen islamistischen Hintergrund.
Die Polizei vermutet bei der Tat einen islamistischen Hintergrund. © dpa | Markus Scholz
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Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus, der sich selbst radikalisierte. „Einer, der die Religion nur benutzt hat, um seine Tat vor sich selbst zu rechtfertigen“, wie der Hamburger Verfassungsschutzchef Torsten Voß der Wochenzeitung „Die Zeit“ vor einigen Wochen sagte.

Angeklagter war vorbestraft

Für hitzige Diskussionen hatte der Fall im Sommer auch gesorgt, weil der Mann eigentlich nach Norwegen hätte abgeschoben werden können. Dort hatte er zu einem früheren Zeitpunkt gelebt. Doch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge versäumte eine Frist. Ende 2016 wurde der Asylantrag in Deutschland dann abgelehnt. A. wollte wohl auch ausreisen, doch das scheiterte an fehlenden Papieren.

Es gab zudem vor der Tat Hinweise auf die Radikalisierung und psychische Labilität des Mannes. Die Behörden mussten einräumen, diesen Aussagen nicht schnell und gründlich genug nachgegangen zu sein. Bis zum 2. März sind neun Verhandlungstage angesetzt. (dpa)