Berlin. SPD-Chefin Saskia Esken über die heftige Wahlpleite in Schleswig-Holstein – und warum sie doch an den Sieg ihrer Partei in NRW glaubt.

Ein sozialdemokratisches Jahrzehnt sollte die Bundestagswahl einläuten, doch die Träume der SPD fanden mit der schweren Wahlniederlage in Schleswig-Holstein ein vorläufiges Ende. Parteichefin Saskia Esken sucht nach Gründen – und blickt bereits voraus auf die Abstimmung am kommenden Wochenende in Nordrhein-Westfalen.

Frau Esken, wie erklären Sie sich den Absturz der SPD in Schleswig-Holstein?

Saskia Esken: Wir nehmen zur Kenntnis, dass es in Schleswig-Holstein keine Wechselstimmung gegeben hat. Daniel Günther ist laut Umfragen der beliebteste CDU-Ministerpräsident Deutschlands. Vermutlich auch deshalb, weil er politisch als auch in seinem Auftreten ja in deutlichem Kontrast zu eher krawalligen Parteifreunden steht – zum Beispiel Friedrich Merz, Markus Söder oder gelegentlich auch Hendrik Wüst. Damit ist er in seiner Partei zwar nicht mehrheitsfähig, aber es hat Thomas Losse-Müller die wahrnehmbare politische Abgrenzung natürlich schwer gemacht. Unterm Strich stellen wir fest: Das Wahlergebnis ist zwar eine herbe Enttäuschung für die SPD, es hat aber offensichtlich viel mit Daniel Günther zu tun – und wenig mit CDU oder SPD.

Die Zögerlichkeit von Kanzler Scholz im ­Ukraine-Krieg hat sich gar nicht auf das Wahlergebnis ausgewirkt?

Esken: Der Kanzler handelt ebenso entschlossen wie verantwortungsvoll. Wir stehen klar an der Seite der Ukraine in ihrem unbestreitbaren Recht, sich gegen Putins Angriffskrieg zu verteidigen – und stets entlang klarer Prinzipien: Neben kraftvoller finanzieller Hilfe liefern wir Waffen aus Bundeswehr-Beständen ohne unsere eigene Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit zu gefährden. Wir stimmen uns in allem, was wir tun, immer eng ab mit unseren internationalen Partnern. Und es geht darum, dass die Nato nicht selbst zur Kriegspartei wird. Das Ergebnis in Schleswig-Holstein hat mit all dem nichts zu tun. Das war eine Landtagswahl mit Landesthemen – und vor allem einem überaus beliebten Ministerpräsidenten.

Am Sonntag wählt NRW – und die SPD hinkt auch dort in den Umfragen hinterher. Wie wollen Sie das Blatt noch wenden?

Esken: Wir spielen in Nordrhein-Westfalen nicht auf Platz – sondern auf Sieg! Ich bin sehr zuversichtlich, dass der neue Ministerpräsident Thomas Kutschaty heißen wird. Die Menschen haben einfach verdient, dass ihr Land nicht mehr unter Wert regiert wird. Egal, ob es um bezahlbare Wohnungen, gute Schulen oder einen Schub für die Digitalisierung geht. Hendrik Wüst ist damit erkennbar überfordert. Thomas Kutschaty kann das.