Berlin. In einem emotionalen Auftritt hat Anne Spiegel ihr Verhalten in der Flutkatastrophe entschuldigt. Das ist nicht genug, sagt Jan Dörner.

Mehrere Minuten lang hat Anne Spiegel erklärt, warum sie im vergangenen Jahr als Umweltministerin in Rheinland-Pfalz mit ihrer Familie vier Wochen in den Urlaub fuhr, anstatt nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vor Ort zu bleiben.

Die Grünen-Politikerin verweist auf den Gesundheitszustand ihres Mannes. Auf den Stress, unter dem die Familie mit vier kleinen Kindern wegen der Corona-Pandemie stand. Mit stockender Stimme schildert die 41-Jährige nachvollziehbar einen Zustand der Überforderung. Anne Spiegel und ihre Familie verdienen Mitgefühl.

Das Ministeramt ist zu viel für Anne Spiegel

Jan Dörner, Politik-Korrespondent.
Jan Dörner, Politik-Korrespondent. © Privat | Privat

Auch bei dem Auftritt der Bundesfamilienministerin am Sonntagabend ist diese Überforderung präsent. Die Politikerin ist blass, wirkt mit der Situation allein gelassen und angeschlagen. Sie räumt Fehler ein und bittet um Entschuldigung.

Offen bleibt aber die Frage, warum die Grünen-Politikerin trotz des Bewusstseins für ihre angespannte familiäre Situation wenige Monate nach der Flutkatastrophe dem Ruf nach Berlin folgte.

Nicht nur Spiegel selbst, sondern auch die Grünen-Spitze hätte sich schon zu diesem Zeitpunkt fragen müssen, ob die Verantwortung eines Bundesministeriums das Richtige für sie ist. Anne Spiegel sollte sich jetzt auch zum Wohle ihrer Familie eingestehen, dass sie dem Ministeramt in der aktuellen Lage nicht gewachsen ist.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.