Berlin. Nordkorea prahlt mit einer Rakete, die das US-Festland erreichen und “die Welt “erschüttern“ könnte. Das hätte eine neue Dimension.

Wegen der Ukraine-Krise wäre er fast in Vergessenheit geraten. Aber Nordkoreas Diktator Kim Jong-un bringt sich gern selbst in Erinnerung. Nordkorea brüstet sich damit, eine Rakete entwickelt zu haben, die das US-Festland erreichen könnte. Dann hätten die Amerikaner ein Problem. Und nicht nur sie.

Nordkorea: Auffällig viele Tests im Januar

Die Agenturmeldung geht auf das nordkoreanische Außenministerium zurück und lässt sich schlecht überprüfen. Sicher ist nur, dass das Land allein im Januar sieben Tests unternommen hat – fast so viele wie im gesamten Jahr 2021. Südkorea ist beunruhigt, die USA haben in der letzten Woche den UN-Sicherheitsrat eingeschaltet.

Getestet wurden Kurzstreckenraketen, Marschflugkörper – und am 30. Januar eine Rakete des Typs Hwasong-12, die 800 Kilometer flog, bevor sie ins Meer stürzte. Sie soll eine Reichweite von 4500 Kilometern haben, also eine Mittelstreckenrakete. In ihrem Radius wäre immerhin der US-Militärstützpunkt auf der Insel Guam.

Kims Propaganda: Rakete soll "die Welt erschüttern"

Alarmierend ist, dass sie atomwaffenfähig ist und überhaupt zum ersten Mal seit ihrer Herstellung 2017 getestet wurde. Im selben Jahr wurde auch eine Langstreckenversion entwickelt, die Hwasong-15.

Die neue Dimension: Mit ihr könnte Kim Jong-un tatsächlich das US-Festland erreichen. Oder auch Europa. Nach New York sind es 11.000 Kilometer, nach Berlin nur 8.000 Kilometer.

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Da Hwasong-15 nicht getestet wurde, lässt sich schwer beurteilen, ob sie einsatzbereit ist. In Geheimdienstkreisen wird das angezweifelt. Als Entwarnung ist das nicht gemeint. Die Beschleunigung der Tests treibt die Experten um und ist ein Dauerthema bei den Vereinten Nationen.

Februar ist kein gutes Zeitfenster für weitere Tests

Leichter lässt sich Kims Hyperaktvität im Januar erklären. Der Februar und der März kommen als Zeitfenster für Tests nicht in Frage. Das würde den Hauptverbündeten, China, irritieren: Die Winter-Olympiade und die Paralympics sollen ungestört über die Bühne gehen. Zum anderen waren die USA im Januar vollauf mit der Ukraine-Krise beschäftigt und in Südkorea ist Wahlkampf.

Nächste Woche steht der 110. Geburtstag von Kims verstorbenem Vater an. Solche Jahrestage werden häufig von Erfolgsmeldungen und Paraden begleitet. Vielleicht wird sogar die furchterregende Hwasong-15 zur Schau getragen – die Waffe, mit der Nordkorea "die Welt erschüttern" will.

(fmg)