Washington. Unter Melania Trump wurde Stephanie Grisham Stabschefin im Weißen Haus – jetzt schießt sie in einem Buch gegen ihre ehemalige Chefin.

In einem Dreivierteljahr als Pressesprecherin des US-Präsidenten Donald Trump war Stephanie Grisham interessanterweise dafür bekannt, dass sie sich weigerte, jemals Reporterfragen zu beantworten oder Pressekonferenzen zu halten. Nun aber, da siebenstellige Gagen winken, packt Stephanie Grisham plötzlich aus.

In ihrem neuen Buch mit dem ironisch anmutenden Titel "Nun beantworte ich Ihre Fragen: Was ich im Trump White House sah", das im Oktober auf den Markt kommt, veröffentlicht die 45-Jährige angebliche Geheimnisse des Präsidenten, die nicht einmal seine Ehefrau kannte.

First Lady holte Grisham in ihren Stab

Zwar hatten während der Trump-Administration viele die Seriösität des PR-Profis Grisham in Frage gestellt. Von Juli 2019 bis April 2020 war sie schließlich für die Kommunikation und Pressearbeit unter dem Präsidenten verantwortlich, wollte aber von einer Zusammenarbeit mit der "Lügenpresse", oder den "Fake News" nichts wissen.

Danach holte Melania Trump die Pressesprecherin ihres Mannes als persönliche Stabschefin an Bord. Eine Entscheidung, die sie angesichts der sensationellen Enthüllungen, die Grisham in ihrem neuen Buch ans Tageslicht bringt, heute vermutlich bereut. Denn die zieht in ihrem Buch auch gegen die damalige First Lady Melania vom Leder.

Ex-Stabschefin mit vernichtender Beschreibung

Vernichtend ist ihre Beschreibung von Melanias Verhalten am 6. Januar, als 10.000 Trump Anhänger das Kapitol stürmten, Fenster einschlugen, in das traditionsreiche Gebäude eindrangen und eines der Wahrzeichen der amerikanischen Demokratie verwüsteten. Sie habe die First Lady gefragt, ob sie den Aufstand verurteilen wolle und ihr sogar eine Steilvorlage geliefert.

Ob sie nicht schnell twittern wolle, dass jeder US-Amerikaner das Recht habe, friedlich zu demonstrieren, zugleich aber Gewalt und Gesetzlosigkeit verurteilen? "Nein" kam die brüske Antwort der First Lady, die gerade mit einem Fototermin für einen Teppich im Weißen Haus befasst war.

Melania Trump spricht von schneller Geldnummer

Insgesamt zeichnet Grisham ein alles andere als schmeichelhaftes Porträt der Präsidentengattin, die als Modell dem Immobilienunternehmer aufgefallen war und Trump 2005 das Jawort gab. Unter anderem vergleicht sie Melania mit Marie Antoinette zum Höhepunkt der Französischen Revolution. Als Person sei sie "herablassend, defätistisch und abgehoben".

Erwartungsgemäß verurteilte Melanias Presseteam von deren Wohnsitz in Mar-a-Lago, Florida, aus das Grisham Buch. Der ehemaligen Sprecherin gehe es nur darum, "mit Unwahrheiten und Betrug auf Kosten Melania Trumps sich zu bereichern".

Ganz unberechtigt ist die Kritik nicht. Grisham selbst hatte während ihrer Tätigkeit im Weißen Haus die zahlreichen Bücher, die über die Trumps auf den Markt kamen, allesamt als "Lügen", "frei erfundene Fiktionen" und Versuche seitens der Autoren gegeißelt, schnelles Geld zu verdienen.