Berlin. Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock will Kurzstreckenflüge abschaffen. Das stärkt aber nicht per se die Schiene.

Von Hamburg nach München lässt es sich bequem mit dem Flugzeug reisen, eineinhalb Stunden Flugzeit, mit etwas Planung für 80 Euro hin und zurück. Wer bei der Deutschen Bahn dagegen kein Sparangebot mehr erwischt, der ist für dieselbe Strecke das Doppelte los, bei spontaner Planung auch mal 300 Euro – sechseinhalbstündige Fahrzeit inklusive. Selbst mit An- und Abreise zum Flughafen ist der Inlandsflug noch schneller und günstiger.

Unfair findet das Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Dass sich Familien den Bahntrip nicht leisten können, ist tatsächlich nicht fair. Eine Mobilitätswende funktioniert nicht, wenn sie nur für Besserverdienende nutzbar ist.

Tobias Kisling, Wirtschaftsredakteur
Tobias Kisling, Wirtschaftsredakteur © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Baerbock sagt Kurzstreckenflügen den Kampf an

Nun spricht sich Baerbock dafür aus, Kurzstreckenflüge erst teurer und perspektivisch abschaffen zu wollen. Damit wäre Fliegen dann zwar teurer als Bahnfahren, gewonnen wäre aber noch nicht viel.

Wer eine Verteuerung oder ein Verbot fordert, sollte die passende Alternative gleich mitanbieten. Welche Familie ist bereit, 300 Euro pro Bahnticket zu zahlen, um zum nächsten Umsteigeflughafen zu gelangen? Welcher Geschäftsreisende lässt sich auf das Glücksspiel ein, ob er in einem der vier Fernzüge sitzt, der statistisch zu spät kommt?

Kurzstreckenflugverbot stärkt nicht per se die Schiene

Ein Kurzstreckenflugverbot stärkt nicht per se die Schiene, sondern eher das Auto. Für reisende Familien ist das oftmals billiger, für Geschäftsreisende zuverlässiger. Will man Kunden auf die Schiene locken, muss man ihnen attraktive Angebote machen.

Der Halbstundentakt, der derzeit eingeführt wird, ist ein Anfang. as Schließen der Funklöcher und eine stabile Internetverbindung auf der Strecke ist wichtig, um Geschäftsreisenden mobile Arbeit während der Fahrt zu ermöglichen.

Vor allem aber müssen flexible Tickets günstiger werden. Zwar kann man bei der Bahn mit den sogenannten Super-Sparpreisen und Sparpreisen durchaus günstig reisen. Gerade bei Ankünften an Flughäfen nach Reisen lässt sich das Erreichen des nächsten Zuges aber nicht garantieren, das flexible Zugticket wird benötigt. Hier sollte man ansetzen, um eine wirkliche Alternative zu Inlandsflügen zu schaffen.