Berlin. Die Corona-Pandemie erschwert das Reisen im In- und Ausland. Kanzleramtschef Helge Braun hält Urlaub erst ab Sommer für realistisch.

Wann ist Reisen endlich wieder möglich? Viele Menschen sehnen sich danach, den Urlaub nicht mehr pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden verbringen zu müssen. Nun warnt Kanzleramtschef Helge Braun (CDU): Er geht davon aus, dass Reisen erst in diesem Sommer wieder möglich sein könnten, wie er der "Bild am Sonntag" sagte. Zu Ostern dürften die meisten Bundesbürger erstmal darauf verzichten müssen.

Bei einer guten Entwicklung würden sich die Infektionslage jedoch im Mai entspannen und Reisen ab August wieder möglich sein, sagte Braun in dem Interview voraus. Was er den Bürgerinnen und Bürgern offenbar als Zeichen der Hoffnung verkaufen wollte, dürfte die Erwartungen an die Urlaubszeit in diesem Jahr erneut ausgebremsen. Denn im August laufen in vielen Bundesländern bereits die Sommerferien, ist der Zug also größtenteils abgefahren.

Braun betonte: "Zu Pfingsten werden wir die ersten positiven Effekte sehen - vorausgesetzt, die Situation läuft bis dahin nicht aus dem Ruder." Zu Ostern seien Reisen "schlicht nicht verantwortbar". Er halte es aber "für realistisch, dass im August Reisen wieder möglich sind."

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Corona: Braun warnt vor impfresistenten Mutationen

Gleichzeitig warnte der Kanzleramtschef vor dem Auftauchen impfresistenter Mutationen in der derzeitigen dritten Corona-Welle. "Wir sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie", sagte er. In den kommenden Wochen werde entschieden, ob Deutschland die Pandemie absehbar in den Griff bekommt. "Wenn jetzt parallel zum Impfen die Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff."

Gegenüber einer solchen Mutation "stünden wir wieder mit leeren Händen da", warnte der CDU-Politiker. "Dann bräuchten wir neue Impfstoffe, dann müssten wir mit dem Impfen wieder ganz von vorne beginnen." Das müsse unter allen Umständen verhindert werden. "Wir dürfen die Chance auf einen weitgehend normalen Sommer nicht dadurch gefährden, dass wir jetzt ein paar Wochen zu früh lockern." Lesen Sie dazu: Hohe Fallzahlen: Lauterbach fordert massive Maßnahmen

Ausgangssperren in Regionen mit Inzidenz über 100

Die Corona-Infektionen wieder herunterzudrücken sei "zwingend notwendig", sagte Braun weiter. Ein geeignetes Mittel seien örtliche Ausgangssperren. "Damit das Infektionsgeschehen nicht außer Kontrolle gerät, müssen in Regionen mit Inzidenzen über 100 nicht nur Lockerungen zurückgenommen werden, sondern zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden." Als Beispiele führte Braun "regionale Ausgangssperren am Abend und in der Nacht" an, weil die Ansteckungsrate bei privaten Treffen am höchsten sei.

Das Testen in Unternehmen sei ein wichtiger Schritt für die Eindämmung des Virus. Wenn bis Anfang April nicht mindestens zwei Drittel der Unternehmen ihre Mitarbeiter zweimal in der Woche testen, dann solle es statt der derzeitigen Selbstverpflichtung der Wirtschaft eine Testpflicht geben, betonte Braun weiter.

Bundesregierung rät von nicht notwendigen Reisen ab

Die Bundesregierung rät von in- und ausländischen Reisen aktuell grundsätzlich ab, weil sie Mobilität für einen wesentlichen Treiber der Pandemie hält. Ab Dienstag muss jeder aus dem Ausland einreisende Flugpassagier einen negativen Corona-Test vorweisen. Eine entsprechende Verordnung tritt dann in Kraft.

Dies einige Menschen aber nicht vom Reisen ab: Tausende deutsche Urlauber flogen zum Beginn der Osterferien nach Mallorca. Am Samstag kamen 60 Flugzeuge aus Deutschland in der Inselhauptstadt Palma an, weitere 70 wurden nach Angaben des Flughafens am Sonntag erwartet. Am Wochenende begannen in den meisten Bundesländern die Osterferien.

(raer/afp/dpa)