Berlin/München. Künftig müssen FFP2- oder OP-Masken beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln benutzt werden. Was Sie jetzt wissen sollten.

  • Medizinische Masken werden zur Pflicht in Deutschland: Damit sind FFP2- oder OP-Masken gemeint
  • Darauf haben sich Bund und Länder beim Corona-Gipfel vergangene Woche geeinigt
  • Wir zeigen, was Sie über die neuen Regeln wissen müssen

Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefinnen und -chefs beraten haben beim Corona-Gipfel am Dienstag eine Verlängerung des Lockdowns bis mindestens 14. Februar und verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen. Beschlossen wurde auch eine Pflicht zum Tragen von OP- oder FFP2-Masken in Supermärkten und im Nahverkehr.

Eine ähnliche Regelung gilt in Bayern bereits seit Montag. Anders als im Freistaat hat der Bund aber entschieden, dass nicht die teuren und anspruchsvollen virenfilternden Masken der Standards FFP2 oder KN94 verpflichtend getragen werden müssen, sondern medizinische OP-Masken ausreichen. Letztere sind häufig an ihrer blauen Farbe erkennbar.

Höhere Maßstäbe gelten für Mitarbeiter in Alten- und Pflegeeinrichtungen: Pflegepersonal muss bei Kontakt mit Bewohnern FFP2-Masken tragen.

Die Bundesregierung schätzt aktuell die deutschen Produktionskapazitäten auf jährlich rund 2,5 Milliarden Masken. Davon entfallen rund 1,75 Milliarden Stück auf OP-Masken und rund 750 Millionen Stück auf FFP2- und FFP3-Masken.

FFP2-Maskenpflicht in Bayern wahrscheinlich „weltweit einmalig“

Über eine FFP2-Maskenpflicht wie in Bayerrn war zuletzt viel diskutiert worden. Die Maßnahme in dem Bundesland ist dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit zufolge sehr wahrscheinlich bisher einmalig auf der Welt. „Prinzipiell finde ich die Idee gut“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote, wie der kostenlose Zugang zu den Masken und Anleitungen zur richtigen Benutzung, damit verbunden sein.

Auch Sozial- und Wohlfahrtsverbände sowie Politiker forderten mit Blick auf die mögliche Einführung einer FFP2-Maskenpflicht finanzielle Hilfen für Hartz-IV-Empfänger und Menschen mit geringem Einkommen. Lesen Sie hier: Wie sollen Hartz-IV-Empfänger FFP2-Masken bezahlen - Merkel macht Ansage.

Teure FFP2-Masken: Forderung nach Zuschüssen für Bedürftige

Linken-Chefin Katja Kipping sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Im Hartz-IV-Satz sind diese Ausgaben nicht enthalten.“ Auch deshalb engagiere sich die Politikerin für einen Corona-Zuschlag von mindestens 100 Euro auf alle Sozialleistungen.

Der Direktor der Caritas Bayern, Bernhard Piendl, warnte auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks, dass die Masken nicht zum Spekulationsobjekt werden dürften und für alle erschwinglich bleiben müssten. Für besonders einkommensschwache und sozial abgehängte Zielgruppen, beispielsweise Obdachlose, sollten FFP2-Masken deshalb frei verfügbar sein.

Der Bund wollte derartige Kritik an einer bundesweiten Regelung offenbar von vornherein ausschließen zu wollen. Die Konkretisierung der Maskenpflicht auf lediglich „medizinische“ Modelle, dürfte das Kostenargument kleiner machen, da OP-Masken sehr viel günstiger als jene mit dem Standard FFP2.

FFP2-Masken sollen Corona-Schutz in Bussen und Geschäften erhöhen

FFP2-Masken sollen in Bayern helfen, Bürgerinnen und Bürger in Bussen, Bahnen und Geschäften wirksamer gegen eine Corona-Infektion zu schützen. Während die „normalen Community-Masken“, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sie nennt, lediglich andere schützen, wenn man selbst ansteckend ist, können FFP2-Masken auch den Träger selbst schützen. Lesen Sie auch: Corona-Schutz durch FFP2-Masken: Wie die Verteilung läuft

Die neue Pflicht zum Tragen medizinischer Masken dürfte zwar für viele Bürger den Zugang erleichtern, das Infektionsgeschehen aber vielleicht nicht zum Stillstand bringen: Operationsmasken schützen zwar Patienten und andere Menschen in der nahen Umgebung vor Tröpfchen, die der Maskenträger etwa beim Sprechen oder Husten aus Mund und Nase abgibt. Den Träger selbst schützt eine Mund-Nasen-Bedeckung nur vor größeren Tröpfchen.

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Die Verfügbarkeit der FFP2-Masken im Handel sei mittlerweile ausreichend gewährleistet, die Spezialmasken seien keine Mangelware mehr, – so rechtfertigte Söder zumindest die Regel in seinem Bundesland. Wo Sie eine FFP2-Maske erhalten, wie viel sie kostet und was das Tragen bringt, erklärt der Überblick.

FFP2-Masken gegen Corona – was bringen die Atemschutzmasken?

Ein selbstgemachter Mund-Nasen-Schutz schützt vor allem die Mitmenschen, wenn der Träger ansteckend ist. Passiv schützt die Maske vor Tröpfchen und vor Schmierinfektionen, zu denen es kommen kann, wenn man sich mit ungewaschenen Fingern ins Gesicht fasst.

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Masken mit höherer Filterleistung, insbesondere FFP2- und FFP3-Masken, schützen aber auch bis zu einem gewissen Grad vor infektiösen Tröpfchen und Aerosolen. Nicht nur die ausgeatmete, sondern auch die eingeatmete Luft wird von den Masken gefiltert. Bei den FFP-Masken unterscheidet man drei Stufen:

  • FFP1-Masken schützen zu 80 Prozent vor ungiftigen Schadstoffen, wie zum Beispiel Feinstaub und Rauch, und werden im Arbeitskontext eingesetzt
  • FFP2-Masken schützen auch vor Aerosolen. Sie müssen gemäß der Normen mindestens 94 Prozent der Testaerosole zurückhalten, also sehr feine, über die Luft getragene Flüssigkeitspartikel
  • FFP3-Masken müssen mindestens 99 Prozent der Aerosole aufhalten. Da es dann aber sehr schwer fällt, zu atmen, haben diese Masken oft Ausatemventile. Die ausgeatmete Luft gelangt ungefiltert in die Umgebung – eine FFP3-Maske bietet also keinen Schutz für andere

Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, hat vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken gewarnt. Selbst wenn sie perfekt getragen werden, gingen immer noch sechs Prozent durch.

„Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.“ Wichtig sei ein Mix. Auch Asbach betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, wie wichtig das richtige Tragen der Masken sei.

Corona: Wo erhalte ich eine FFP2-Maske?

Der spezielle Mund-Nasen-Schutz ist in jeder Apotheke, mittlerweile auch in einigen Drogerien erhältlich. Eine einzelne FFP2-Maske kostet meist zwischen zwei und vier Euro.

Da die Filterleistung sich aber mit jeder Benutzung verringert, kann die Benutzung solcher Masken ganz schön kostspielig werden. Die Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nicht die Kosten für diese Corona-Präventionsmaßnahme.

Seit dem 15. Dezember 2020 haben über 60-Jährige und andere Corona-Risikopatienten den Anspruch auf 15 FFP2-Masken. Bis zum 6. Januar 2021 erhielten sie drei Masken kostenlos in der Apotheke. In zwei weiteren Wellen werden ab der kommenden Woche nochmals jeweils sechs FFP2-Masken gegen eine kleine Eigenbeteiligung zur Verfügung gestellt. Hierfür erhalten die Berechtigten per Post von ihrer Krankenkasse einen fälschungssicheren Coupons.

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KN95 oder CE? Worauf Sie beim Online-Kauf achten müssen

Möchte man eine FFP2-Maske kaufen, wird man nicht nur in der örtlichen Apotheke, sondern auch in Online-Shops fündig. Hier sollte man beim Einkauf und beim Auspacken unbedingt auf die richtige Zertifizierung achten. Ob die gekaufte Maske alle EU-Vorgaben erfüllt, erkennt man unter anderem am CE-Zeichen, das aussagt, dass das Produkt erfolgreich geprüft wurde.

Diese Kennzeichnung besteht aus einer vierstel­ligen Prüf­instituts­nummer, der EU-Norm EN 149 und der Adresse des Anbieters. Aber nicht alle FFP2-Masken auf dem deutschen Markt tragen das CE-Zeichen. Importierte N95-Masken aus den USA und Kanada sowie KN95-Masken aus China müssen eine Zertifizierungsanforderung im eigenen Land vorweisen, informiert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

In Deutschland durchlaufen sie dann ein vereinfachtes Bewertungsverfahren. Wenn die importieren FFP2-Masken dieses bestehen, dürfen sie auch von Apothekern verkauft werden. Außerdem schützen sie dann genauso gut vor Corona, wie FFP2-Masken mit CE-Kennung.

Infektionsschutz: So tragen Sie eine FFP2-Maske richtig

Wie bei allen anderen Masken auch, ist es wichtig, dass der Mund-Nasen-Schutz mit FFP2-Zertifizierung richtig getragen wird. Sonst kann das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht verringert werden. Das sollten Sie beim Tragen der Maske beachten:

  • Fassen Sie die Maske immer nur an den Bändern an. Ziehen Sie die Bänder fest über beide Ohren
  • Die Maske muss über Mund, Nase und Wangen gut passen
  • Die Maskenränder müssen eng am Gesicht anliegen, damit an den Seiten keine Atemluft durchströmt
  • Waschen Sie sich vor dem Aufsetzen und nach dem Abnehmen die Hände für mindestens 30 Sekunden mit Seife – oder nutzen Sie Desinfektionsmittel
  • FFP2-Masken sollten maximal 75 Minuten am Stück getragen werden und sind Einwegprodukte. Allerdings: Wer nur sitzt und sich entspannt, kann sie auch länger aufbehalten, aber nicht länger als 8 Stunden

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(bml/jtb/tbe/dpa)