New York. Donald Trump muss seinen Posten als US-Präsident im Januar räumen. Doch was wird dann aus seiner Tochter und Vertrauten Ivanka Trump?

  • Ivanka Trump mag ihre Heimat Manhattan – ob sie dort nach ihrer Rückkehr aus Washington herzlich empfangen wird, ist fraglich
  • Denn: Ihr Vater und US-Präsident Donald Trump ist in der Metropole nicht besonders beliebt
  • Was passiert mit Ivanka Trump und ihrem Ehemann Jared Kushner nach dem 19. Januar 2021? Das ist der Tag, an dem Joe Biden die Geschäfte im Weißen Haus übernehmen wird

Es muss eine eigenartige Stimmung im Weißen Haus geherrscht haben, als um die Mittagszeit des 7. November der TV-Sender CNN den Wahlsieg von Joe Biden bekannt gab. Donald Trump war noch auf dem Golfplatz, seine Frau Melania wird mit stoischem Sphinx-Gesicht die Nachrichten betrachtet haben.

Und Ivanka? Trumps Tochter und ihr Ehemann Jared Kushner , als Power-Paar oft kurz „Javanka“ genannt, ahnten da wohl schon, dass sich ihre Zukunft anders gestalten dürfte, als sie sich das bis dahin vorgestellt hatten.

Ivanka Trump gehörten zum engsten Zirkel des US-Präsidenten

Ivanka gilt als Trumps Lieblingskind, die 39-Jährige Tochter aus erster Ehe gehört zu den engsten Vertrauten des US-Präsidenten . Spätestens seit in der Wahlnacht die Bilder vom New Yorker Times Square auf allen Kanälen liefen, dürfte sich die Laune der First Daughter verdüstert haben:

Im Herzen ihrer Heimat Manhattan, keinen Steinwurf vom Büro der Trump Organisation sowie von jenem Wolkenkratzer an der Fifth Avenue entfernt, der einmal Jared gehörte, hatten sich Zehntausende zu einer spontanen Party zusammengefunden, um das Ende der Trump-Ära zu feiern. Das Fest tobte bis tief in die Nacht durch die Straßen Manhattans, bis nach Brooklyn und in die Bronx.

Jared Kushner und Ivanka Trump galten als die kultivierten, salonfähigen Versionen ihrer problematischen Eltern.
Jared Kushner und Ivanka Trump galten als die kultivierten, salonfähigen Versionen ihrer problematischen Eltern. © imago images/UPI Photo

Ivanka Trump sendet Durchhalteparolen an Anhänger ihres Vaters

Es ist kaum verwunderlich, dass Ivanka seither auf Instagram und Twitter an die Anhänger ihres Vaters eiserne Durchhalteparolen versendet, um deren Glauben an einen Wahlsieg am Leben zu erhalten. Denn die Alternativen, die für „Javanka“ nun plötzlich sehr real werden, sind nicht sehr attraktiv.

Noch im vergangenen Jahr, bevor der Kampf um Trumps Wiederwahl richtig ins Rollen gekommen war, hatte sich Ivanka einer Journalistin des „Atlantic“-Magazins gegenüber absolut sicher gezeigt, dass ihr Leben aus der Zeit vor Washington noch auf sie warte: die New Yorker Bälle und Partys, die schicken Restaurants von Manhattan, die Kunstauktionen und Vernissagen und die teuren Boutiquen der Madison Avenue. Doch die Bilder der Menschen auf dem Broadway, die angesichts der Abwahl ihres Vaters in Jubel ausbrachen, werden ihr zu denken gegeben haben.

Lesen Sie hier: Wie Melania Trump Donalds Lieblingstochter ausmanövriert

Bevor „Javanka“ mit Donald Trump nach Washington ging, war das Paar in der New Yorker Society wohlgelitten. „Es ist ja nicht so, dass diese Leute nachts um zwei Rosa Luxemburg lesen“, sagt der New Yorker Rechtsanwalt Richard Farley.

Ivanka Trump und Jared Kushner galten als salonfähige Versionen ihrer Eltern

Um Zugang zur New Yorker Gesellschaft zu finden, braucht man keine linke Gesinnung. Man braucht eigentlich nur eines: Geld . Davon brachten die beiden Milliardenerben reichlich mit. Um diesen Status nicht zu gefährden hielten sie stets eine gebührende Distanz zu ihren Vätern.

Ivanka Trump und Jared Kushner mit ihren drei Kindern Arabella Rose, Joseph und Theodore Anfang 2019.
Ivanka Trump und Jared Kushner mit ihren drei Kindern Arabella Rose, Joseph und Theodore Anfang 2019. © imago/ZUMA Press | Greg Lovett

Ivanka zu Donald, der in der New Yorker Gesellschaft von Anfang an als ungehobelter Außenseiter galt und eher belächelt als hofiert wurde. Jared zu seinem Vater Charlie, der wegen dubioser Geschäftspraktiken und Zeugenerpressung gar 14 Monate im Gefängnis gesessen hatte.

Ivanka und Jared galten als die kultivierten, salonfähigen Versionen ihrer problematischen Eltern. Sie hatten beide eine ausgezeichnete Ausbildung an den besten Universitäten des Landes. Sie hatten geschliffene Umgangsformen und gingen soliden Geschäften nach: Ivanka mit ihrem erfolgreichen Schmuck- und Modelabel und Jared als Verleger des „New York Observer“, einer soliden bürgerlich-jüdischen Zeitung.

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Angela Merkel traf Ivanka Trump mehrmals

Doch als Donald Trump gewählt wurde, knüpften die beiden bedingungslos ihre Geschicke an den Patriarchen des Clans. Jared Kushner spielte, wie man heute weiß, bereits in Trumps erstem Wahlkampf eine zentrale Rolle. Als Trump dann im Januar 2017 sein Amt antrat, besetzte Kushner eine schwindelerregende Vielzahl von Posten. Ivanka war zunächst noch zurückhaltend. Zu Beginn galt sie gar als mäßigende Stimme im Ohr ihres Vaters. Lesen Sie hier: Donald Trump: Die Frauen an der Seite des US-Präsidenten

Kanzlerin Angela Merkel pflegte den Kontakt zu Trumps Tochter, traf sie anfangs mehrmals. Spätestens dann aber, als Ivanka Trump eine offizielle Beraterrolle im Weißen Haus antrat und ihre Modefirma aufgab, wurde sie eine hundertprozentige Trumpistin.

Nach ihrer flammenden Rede für ihren Vater beim republikanischen Wahlkonvent und ihrer Twitter-Attacke auf die amerikanische Demokratie in den letzten Wochen kann sie nun endgültig nicht mehr behaupten, noch irgendwo im Hinterkopf Skrupel gehabt zu haben. Deshalb gibt es jetzt, so glauben viele Beobachter, für beide keinen Weg mehr zurück, zumal Kushner neben Trump als Hauptverantwortlicher für die vermasselte Reaktion der USA auf das Coronavirus gilt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ivanka Trump beim Launch Event der Women’s Entrepreneurship Facility im Sommer 2017.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ivanka Trump beim Launch Event der Women’s Entrepreneurship Facility im Sommer 2017. © ddp images/action press

Trumps Familie wird es in Zukunft schwer haben

Im liberalen New York dürften sie jedenfalls in Ungnade gefallen sein: „Niemand mit Respekt vor sich selbst, einer Karriere, mit Moral und einer Achtung vor der Demokratie wird sich noch mit ihnen blicken lassen wollen“, sagte eine ehemalige Vertraute gegenüber der „Vanity Fair“-Journalistin Emily Jane Fox.

Reservierungen in den schicksten New Yorker Restaurants dürften schwer werden. Und auch bei Broadway-Shows werden sie wohl nicht auftauchen wollen, weil das ganze Publikum sie ausbuhen könnte. Namhafte Künstler, glaubt bereits das Portal „Artnet“, werden sich weigern, Werke an die beiden zu verkaufen.