Berlin. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat einen Brief an die EU-Kommission geschrieben. Es geht um Produkte, die Eier enthalten.

Seit 15 Jahren müssen frische Eier in allen EU-Ländern gekennzeichnet werden: Die Zahl 0 steht für Ökobetriebe, die Ziffer 1 für Freilandhaltung, die 2 für Bodenhaltung und Zahl 3 für Käfighaltung. Sobald aber Eier weiterverarbeitet werden, ist Schluss mit der Transparenz.

Bei Teigwaren, Mayonnaise oder Süßspeisen kann der Verbraucher oft nicht erkennen, ob die verwendeten Eier aus tierfreundlicher Haltung kommen. Das Problem liegt ebenfalls seit 15 Jahren auf dem Tisch der deutschen Landwirtschaftsminister – gesetzlich passiert ist aber bislang nichts.

In einem Brief an EU-Lebensmittelkommissar Vytenis Andriukaitis fordert Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) nun eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für eihaltige Produkte.

Eier in Lebensmitteln: Klöckner will einheitliche europäische Lösung

„Immer mehr Verbraucher wollen inzwischen ihre Kaufentscheidung auch bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Ei als Zutat in Kenntnis der Haltungsform treffen“, schreibt Klöckner in ihrem Brief an den Brüsseler Amtskollegen, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt. „Für gefärbte Ostereier, eihaltige Backwaren und Nudeln beispielsweise fordern sie diese Transparenz ebenso ein.“

Sie begrüße es, dass einige Lebensmittelunternehmen bereits freiwillig auf die Haltungsbedingungen der Legehennen hinweisen. Aber: „Eine einheitliche europäische Lösung wäre für alle Beteiligten am sinnvollsten.“

Darum sind die Aussichten auf Erfolg eher gering

Im Mai hatte Klöckner den Vorstoß auf europäischer Ebene beim Treffen der Verbraucherminister der Länder bereits angekündigt. Doch schon damals hatte die Ministerin ein mögliches Scheitern ihrer Initiative im Blick: „Wenn die Kommission das weiterhin anders beurteilt, müssen und werden wir die Möglichkeiten auf nationaler Ebene weiter verfolgen“, erklärte Klöckner damals.

Tatsächlich sind die Aussichten auf eine europäische Lösung aktuell eher gering. Denn: Bislang waren die Kommission und etliche Mitgliedstaaten gegen eine verpflichtende Kennzeichnung von Ei-Produkten. Das dürfte sich auch in Zukunft kaum ändern.

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    Personalwechsel in EU-Kommission erschwert Vorhaben

    „Eine EU-weite Regelung ist in absehbarer Zeit unrealistisch. In vielen ost- und südeuropäischen Ländern spielt Tierschutz keine große Rolle“, sagte der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, unserer Redaktion. „Wer nun wie Ministerin Klöckner dennoch auf eine EU-weite Lösung setzt, will im Grunde gar keine Lösung.“

    Erschwerend kommt hinzu: Im Spätherbst steht der Personalwechsel in der EU-Kommission an – es ist derzeit vollkommen unklar, wer sich künftig um Lebensmittelfragen kümmert.

    Freiwilligkeit alleine reicht offensichtlich nicht

    Doch anders als ihr Vorgänger, Ex-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), spricht Klöckner nun ausdrücklich auch von nationalen Schritten zur Kennzeichnung von Eierspeisen. Schmidt dagegen hatte noch ausschließlich auf Freiwilligkeit gesetzt:

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    Schmidt hoffte darauf, dass die steigende Nachfrage nach artgerecht produzierten Eiern das Problem von selbst lösen würde. Vergeblich, wie ein Blick in die Supermarktregale zeigt.

    Grüne: Deutschland sollte Kennzeichnung im Alleingang einführen

    Eine nationale Regelung müsste die Europäische Kommission genehmigen. Aber: Sie könnte auch, einmal unter Druck gesetzt, eine eigene EU-weite Regelung einführen. Die Grünen fordern einen solchen Schritt schon lange:

    sagte Ostendorff. Das sei im Übrigen längst auch die Forderung etlicher großer deutscher Markenhersteller.

    „Viele von ihnen produzieren gar nicht mehr mit Eiern aus Käfighaltung. Doch sie stehen unter Druck, weil es etliche Konkurrenten gibt, die mit Billigeiern aus Käfighaltung in der Ukraine oder Weißrussland die Preise kaputtmachen.“ Eier, die im Einkauf nur wenige Cent kosten.

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      Reine Käfighaltung ist seit 2012 EU-weit verboten

      Tierschützer erhoffen sich von einer Kennzeichnung von Eierspeisen auch eine Verhaltensänderung bei den Verbrauchern: Bereits im Zuge der Kennzeichnung von frischen Eiern hatte sich das Kaufverhalten deutlich gewandelt: Die allermeisten Deutschen (rund 60 Prozent) kaufen heute am liebsten Eier aus Bodenhaltung, danach folgen die Freilandhaltung mit rund 24 Prozent und die ökologische Erzeugung mit rund zehn Prozent.

      • Verbraucher:

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      Eier aus Produktionsstätten ohne nennenswerte Anstrengungen beim Tierwohl (Kategorie 3) spielen im Einzelhandel nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kaum noch eine Rolle. Reine Käfighaltung von Legehennen ist seit 2012 sowieso EU-weit verboten. Für Hennen in der Ukraine oder Weißrussland gilt das nicht.