Paris. In Frankreich kam es erneut zu schweren Ausschreitungen. Am Triumphbogen wurde eine Napoleon-Büste enthauptet. Der Schaden ist hoch.

Frankreich kommt nicht zur Ruhe. Wieder kam es zu heftigen Protesten gegen die Regierung, und wieder kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei. Im Zentrum: die Hauptstadt Paris.

Demonstranten hatten sich dort am Samstag Straßenschlachten mit der Polizei geliefert – Autos in Brand gesetzt, Läden geplündert, Geschäfte beschädigt. Ganze Straßenzüge glichen einem Schlachtfeld.

Die offizielle Bilanz der Behörden: Mehr als 100 Verletzte. Die Justizministerin gab am Sonntagabend an, dass sich 372 Menschen in Paris in Polizeigewahrsam befinden. Der Pariser Polizeichef Michel Delpuech sprach von einer „beispiellosen Gewalt“ – 412 Menschen seien vorläufig festgenommen worden, ein Niveau, das in den vergangenen Jahrzehnten nicht erreicht wurde. In Frankreich ist von einem „Schwarzen Samstag“ die Rede.

Arc de Triomphe zerstört

Macron machte sich am Sonntag ein Bild von der Lage. Er besuchte den Pariser Triumphbogen an der Spitze der Prachtstraße Champs-Élysées – dort war es am Samstag zu besonders schweren Ausschreitungen gekommen.

Auf TV-Bildern und Videos im Netz war zu sehen, wie teils Vermummte das Denkmal stürmten und in den Innenräumen randalierten und plünderten.

„Die gelben Westen werden siegen“ wurde an den Triumphbogen gesprayt.
„Die gelben Westen werden siegen“ wurde an den Triumphbogen gesprayt. © dpa | Kamil Zihnioglu

Wie die Zeitung „Le Figaro“ berichtet, sei ein Schaden von mehreren Hunderttausend Euro entstanden. Der Leiter der nationalen Denkmalbehörde sagte, die Randalierer hätten eine Napoleon-Büste aus Marmor enthauptet. Auch Graffitis sprayten die Eindringlinge auf das historische Gebäude.

Der Triumphbogen müsse nun geschlossen werden. Die Polizei habe die Ermittlungen aufgenommen, schreibt „Le Figaro“.

Am Sonntagabend kündigte Macron an, den Premierminister gebeten zu haben, die Spitzen der im Parlament vertretenen Parteien zu treffen. Außerdem sollen auch Vertreter der Protestgruppe „Gelbe Westen“ empfangen werden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Wann das Treffen stattfinden soll, war noch unklar.

Zwischenzeitlich hatte die französische Regierung erwägt, den Ausnahmezustand zu verhängen. Es würden alle Optionen geprüft, um erneute Ausschreitungen zu verhindern, sagte ein Regierungssprecher am Sonntag.

„Gelbwesten“ demonstrieren im ganzen Land

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dessen Politik sie für abgehoben halten. Immer wieder fordern „Gelbwesten“ seinen Rücktritt.

Das sind die „Gelben Westen“

  • Einer Studie zufolge sind besonders unter Arbeitern und Angestellten sehr viele Anhänger der „Gelben Westen“ zu finden
  • Die Bewegung wurde nach den Warnwesten im Auto benannt
  • Sie ist breit und diffus
  • Hinter ihr steht keine Gewerkschaft und keine Partei
  • Sie protestieren gegen steigende Spritpreise und hohe Lebenshaltungskosten

Bereits in der vergangenen Woche gab es Krawalle in Paris. Das Ausmaß der Gewalt ist dieses Mal jedoch viel größer. Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Zwischenfällen.

Auch in Marseille kam es zu Ausschreitungen.
Auch in Marseille kam es zu Ausschreitungen. © dpa | Claude Paris

So gab es in Südfrankreich einen tödlichen Unfall. Ein Autofahrer starb in der Nacht zum Samstag, nachdem er mit seinem Wagen an einem Stauende gegen einen Lkw geprallt war, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Anschließend prallte ein weiterer Wagen in die Unfallstelle.

„Dieser Unfall steht in direktem Zusammenhang mit einer Blockade der ,Gelben Westen’, die einen gigantischen Stau von zehn Kilometern verursacht hatte“, sagte der Staatsanwalt. (W.B./jha/dpa/rtr)

Krawalle in Paris - Polizei nimmt 130 Menschen fest

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