Berlin. „Merkels Tage als Anführerin sind bald gezählt“, kommentiert die ausländische Presse. Ein Überblick der Stimmen zum Migrationsstreit.

Die einen plädieren für eine strengere Asylpolitik. Die anderen bezweifeln, dass es Merkel und Seehofer überhaupt noch um Europa geht. So verschieden äußert sich die ausländische Presse zum Asylstreit:

Die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ schreibt:

„Endlich akzeptiert Europa die Wirklichkeit: Die Asylkrise exsistiert. Italien weigert sich, noch länger chancenlose Asylsuchende aus Afrika aufzunehmen, und bei der Integration von Millionen Migranten hapert es. In Deutschland ist nun die Bombe geplatzt. Nur eine strengere Asylpolitik kann die Regierung

noch retten.“

Auch „Jyllands-Posten“, eine rechtsliberale dänische Tageszeitung, kommentiert die Regierungskrise:

„Vorläufig hat Seehofer sein Ultimatum für Merkel gemildert, ein Bruch der Regierung ist verhindert, jedenfalls für ein paar Wochen. Das ist gut, denn Europa braucht ein starkes Deutschland. Doch Merkels Tage als Anführerin sind bald gezählt. Das zeigt das Drama in Berlin.“

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    Diei Wiener Zeitung „Der Standard“ ist folgender Meinung:

    „Ob es bei irgendwem, selbst bei Merkel, noch um das Schicksal von Menschen oder eine bessere Ordnung für Europa geht, sei dahingestellt. Es tobt der Machtkampf, es geht darum, wer sich durchsetzt: Merkel oder Seehofer? Selbst wenn es eine Lösung gibt am Ende der zwei Wochen, fragt man sich jetzt schon: Wie wollen diese beiden danach noch den Rest der Legislaturperiode (immerhin dreieinhalb Jahre) miteinander auskommen? Es scheint unmöglich.“

    Der Londoner „Guardian“ plädiert für eine stärkere Bekämpfung der Fluchtursachen:

    „Bei dieser Krise geht es nicht nur um die Anziehungskraft Europas oder der USA. Es geht ebenso sehr um die furchtbaren Lebensbedingungen in Zentralamerika, Eritrea, Syrien oder Afghanistan. So lange diese Länder unter Anarchie oder verheerenden Kriegen leiden, werden verzweifelte Menschen sie verlassen. Angela Merkel will die Lasten durch die Flüchtlinge auf ganz Europa verteilen und das ist richtig so.“ (dpa)​