Peking/Berlin. China unterbindet alle Verbindungen zum freien Netz. Das trifft auch ausländische Firmen hart: Sie fürchten den Verlust sensibler Daten.

Chinas Regierung will alle Verbindungen zum freien Internet kappen. Vom letzten März-Wochenende an sollen auch sogenannte Tunneldienste, die Virtual Private Networks (VPN) überwacht werden. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Solche Netzwerke ermöglichten es bislang auch Nutzern in China, im unzensierten globalen Internet zu surfen.

Schon jetzt hat China das weltweit anspruchsvollste und wirksamste System für Internetzensur, auch bekannt als Great Firewall oder Projekt „Goldener Schild“. Die Zensur hinter dieser „Großen Firewall“ ist seit der Machtübernahme des

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im März 2013 zunehmend ausgedehnt worden.

Tausende Websites sind schon jetzt für Nutzer in China nicht auf direktem Weg erreichbar – Google, Twitter, Facebook und ausländische Medien wie zum Beispiel die New York Times sind indiziert. Auch in anderen Lebensbereichen weitet der Staat die Kontrolle der Bürger aus. Bis 2020 soll landesweit ein Punktesystem zur Bewertung der „sozialen Vertrauenswürdigkeit“ eingeführt werden.

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    Die Internet-Zensur konnten Nutzer bislang jedoch über den Umweg mithilfe von VPN umgehen. Dafür muss nur die Software eines VPN-Betreibers auf das Smartphone oder den Computer geladen werden, die den Nutzer dann mit einem Server außerhalb Chinas verbindet. Von dort kann die Verbindung mit der zensierten Internetseite hergestellt werden.

    Das soll nun ein Ende haben. Mit dem neuen Schritt, so warnen Kritiker, gehe der Staat aber noch einen bedrohlichen Schritt weiter. Denn durch die Überwachung von VPN könnte sich die Regierung auch Zugriff auf sensible Unternehmensdaten ausländischer Firmen verschaffen. Künftig nämlich sollen nur noch VPN-Tunnel legal sein, die über einen der staatlichen Anbieter lizenziert und zugelassen wurden.

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      Mit der entsprechenden Software können Chinas Behörden dann jede Internet-Verbindung im Land überprüfen und unerlaubte VPN-Verbindungen einfach kappen. Chinas Behörden könnten damit auch jederzeit auf die bislang geschützten Daten zugreifen.

      Wirtschaftsspionage leicht gemacht

      Viele Firmen nutzen den VPN-Umweg, um Niederlassungen in China an ihr Intranet anzubinden. So können etwa Personaldaten, Verträge, Gehaltsabrechnungen und andere sensible Dokumente verschlüsselt versendet werden. Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer in China erachten 83 Prozent von 216 befragten deutschen Firmen VPN-Tunnel als „unbedingt notwendig“ für das Geschäft.

      Mehr als 40 Prozent der Unternehmen befürchten nun, dass interne Daten bis hin zu Patenten und Betriebsgeheimnissen künftig nicht mehr sicher sein werden. Durch Chinas Zugriff auf ihre sensiblen Daten droht damit Wirtschaftsspionage. Nach Lösungen müssen die betroffenen Unternehmen noch suchen – wenn sie China nicht verlassen wollen. (nsa)

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