Straßburg. Die Zeitumstellung schadet laut Kritikern Mensch und Natur. Doch selbst wenn das EU-Parlament gegen sie abstimmt, könnte sie bleiben.

Am Donnerstag kann das Europäische Parlament im wahrsten Sinne des Wortes Zeitgeschichte schreiben: Es stimmt über die Zeitumstellung in Europa ab. Prominente Vertreter aus Deutschland setzen sich schon lange für eine Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit ein.

Besonders gespannt wird der nordrhein-westfälische Innenminister

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(CDU) nach Straßburg gucken, wenn das Parlament über Zeitumstellung debattiert und abstimmt. Reul hatte sich als EU-Politiker jahrelang gegen die Zeitumstellung ausgesprochen. Dabei hatte er stets nachvollziehbare Argumente – und zahlreiche Mitstreiter. So zum Beispiel die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und deren Parteikollegin und Europaabgeordnete Angelika Niebler.

Warum des EU.Parlament die Zeitumstellung nicht sofort abschafft

Doch selbst, wenn die Mehrheit des Parlaments den drei Deutschen inhaltlich folgt, wird die Zeit nicht sofort zurückgedreht. Denn das Parlament würde dann der

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empfehlen, die Zeitumstellung neu zu regeln. Und ob dies dann tatsächlich geschieht, wird die Zukunft zeigen.

In der Vergangenheit hatten die EU-Organe sich gegenseitig die Verantwortung für das Thema zugesprochen oder wahlweise an die Nationalstaaten verwiesen. Geändert hat sich aber nichts. Dass es im Parlament nun zur Abstimmung kommt, ist vor allem für die Gegner der Zeitumstellung eine große Hoffnung.

Mensch und Natur leiden unter der Zeitumstellung

Für sie hat die Zeitumstellung fast ausschließlich Nachteile. Im Gespräch mit der dpa sagte Herbert Reul über die negativen Folgen im vergangenen Oktober: „Das geht von Schlaf- und Konzentrationsstörungen über depressive Verstimmungen bis hin zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko.“ Und: „Es ist schlicht wider die Natur. Durch die Zeitumstellung wird unser Biorhythmus empfindlich gestört.“

Doch nicht nur der Mensch, auch die Natur scheinen unter der Zeitumstellung zu leiden. Der Deutsche Jagdverband warnt etwa vor

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, da sich der abendliche Feierabendverkehr in die Dämmerung verlagert, in der mehr Wild unterwegs ist.

Welche Zeit gilt nach dem Ende der Zeitumstellung?

Die meisten Kritiker der Zeitumstellung fordern eine Rückkehr zur „Normalzeit“. Diese entspricht unserer heutigen Winterzeit und würde dann dauerhaft bestehen bleiben.

Das sind die umstrittensten EU-Regeln

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    Doch ein Blick auf die Vergangenheit der EU, bestärkt die Kritiker einer Abschaffung. Denn wie schon bei der Einführung wäre es wohl den Mitgliedsstaaten überlassen, ob und wann sie die Zeit umstellen. Zwischen 1980 und 1994 regelten einzelne Staaten ihre Zeitumstellung in Europa beispielsweise unterschiedlich. Ein solches Chaos befürchten Kritiker, wenn die einheitliche Regelung nun abgeschafft wird.

    Warum wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt?

    Sinn und Zweck der Zeitumstellung war in den 70er-Jahren eine erhoffte Stromersparnis. Die Ölkrise hatte das Bewusstsein für den sparsamen Umgang mit Ressourcen geschärft. Auch heute noch glauben Befürworter der Zeitumstellung, dass Energie gespart werden könnte, wenn im Sommer die Sonne später untergeht. Doch etwa das Umweltbundesamt und andere Forschungseinrichtungen konnten diesen Effekt nicht bestätigen. (mit dpa-Material)