Berlin. Nach dem antisemitischen Angriff in Berlin hat sich ein junger Mann der Polizei gestellt. Der Verdächtige ist ein 19-jähriger Syrer.

Nach dem antisemitischen Angriff auf einen jungen Israeli und seinen Begleiter in Berlin ist gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstagabend mit.

Der 19-Jährige befindet sich laut Polizei in Untersuchungshaft. „Er hat sich zur Sache nicht eingelassen.“

Der Beschuldigte hatte sich zuvor im Beisein seiner Anwältin der Polizei gestellt. Das hatte die Berliner Polizei der „Berliner Morgenpost“ bestätigt. Der mutmaßliche Täter ist ein Flüchtling aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland ist. Er hatte am Dienstagabend den israelischen Studenten Adam A. mit einer Flasche und einem Gürtel attackiert. Zu seinen beiden Begleitern gab es keine Informationen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Angreifer schlug mehrfach mit Gürtel zu

Dem Mann wird gefährliche Körperverletzung und voraussichtlich auch Volksverhetzung vorgeworfen. Die Kriminalpolizei hatte den mutmaßlichen Angreifer schon identifiziert, bevor er sich selber stellte. Zeugen hatten sich bei der Polizei gemeldet und Hinweise zu dem Mann gegeben. Auf dem Video, das der

Auch interessant

, war das Gesicht des Täters gut zu erkennen.

Der 21-jährige Israeli und sein Freund waren am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg unterwegs, dabei trugen sie Kippas – traditionelle jüdische Kopfbedeckungen. Auf der Straße wurden sie von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein und versuchte, ihn mit einer Flasche zu schlagen. Schließlich flüchteten der Angreifer und seine Begleiter.

Der Angriff hatte empörte Reaktionen von Politikern und Vertretern anderer Institutionen ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „schrecklichen Vorfall“ und betonte: „Der Kampf gegen antisemitische Ausschreitungen muss gewonnen werden.“

Opfer wurde vor Berlin gewarnt

Irritationen gab es am Mittwochabend, weil bekannt wurde, dass der 21-Jährige, der aus Israel kommt und seit drei Jahren in Deutschland lebt, kein Jude ist. Zunächst waren alle, auch die Polizei, davon ausgegangen, obwohl der junge Mann das selbst nie gesagt hatte. In Interviews erklärte er dann, er sei Israeli, aber kein Jude und auch nicht religiös.

In der Fernsehsendung „Stern TV“ sagte er: „Ich bin unter Juden aufgewachsen, meine ganzen Freunde in Israel sind Juden, ich habe auch Juden unter meinen Verwandten. Es hat etwas mit mir zu tun und es ist sehr wichtig für mich.“ Die Kippa habe er erst vor ein paar Tagen in Israel von einem Freund geschenkt bekommen, erzählte er an anderer Stelle. Trotz Warnungen habe er in Berlin die Erfahrung machen wollen, eine Kippa zu tragen.

Merkel verurteilt antisemitischen Angriff in Berlin

weitere Videos

    Nach Darstellung der beiden jungen Männer kamen die Beschimpfungen und der Angriff der anderen Männer überraschend und ohne, dass es vorher eine Provokation von ihrer Seite gegeben habe. Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde, sagte, an dem Angriff ändere sich nichts durch die Tatsache, dass das Opfer kein Jude sei. „Die Tat richtete sich gegen jüdische Symbole und gegen Juden.“

    Forderung nach Statistik zu muslimischem Antisemitismus

    Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung.
    Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung. © dpa | Rene Bertrand

    Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte eine realistische Abbildung von muslimischem Antisemitismus in der Kriminalstatistik. Danach würden 90 Prozent dieser Taten von Rechtsradikalen begangen, sagte Klein der Tageszeitung „Die Welt“. „Von Juden in Deutschland höre ich aber etwas anderes. Vor allem der muslimische Antisemitismus ist stärker, als es in der Statistik zum Ausdruck kommt.“ Klein betonte: „Es stimmt: Judenhass hat auch ein hässliches islamistisches Gesicht und kann auch einen muslimischen Hintergrund haben. Antisemitismus ist in vielen islamischen Ländern verbreitet. Der wird oft nach Deutschland mitgebracht.“

    Der Berliner SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh sagte im 105,5 Spreeradio, man brauche jetzt eine ehrliche und offene Diskussion darüber, wie eine multi-kulturelle, multi-ethnische und eine multi-religiöse Gesellschaft der Zukunft aussehen solle. Saleh, der selbst arabischstämmig ist, betonte mit Blick auf bestimmte Probleme in Teilen der Einwanderergruppierungen, eine Grundlage dafür sei das klare Bekenntnis gegen Antisemitismus. Aber es gehe auch um gewaltfreie Erziehung der Kinder, den Respekt gegenüber Menschen mit bestimmten Religionen, sowie das Recht, keinen religiösen Glauben zu haben.

    (dpa)

    Merkel verurteilt antisemitischen Angriff in Berlin

    weitere Videos