Berlin. Im ARD-Talk “Maischberger“ diskutierten die Gäste am Dienstagabend den Umgang mit dem Ukraine-Krieg. Lauterbach zeigte sich frustriert.

Mit einer großen Militärparade, Raketendemonstrationen und einer Ansprache des Kremlchefs Wladimir Putin feierte Moskau am Montag den "Tag des Sieges". Putin nutzte die Gelegenheit um den Angriffskrieg gegen die Ukraine als Präventionsmaßnahme zu deklarieren. Im ARD-Talk "Maischberger" bezeichnete der ehemalige deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch den Auftritt Putins als eine "Rede der Ratlosigkeit".

Die Talk-Gäste waren sich am Dienstagabend bereits zu Beginn der Sendung einig: Souverän wirkte Putin ganz und gar nicht. "Irgendwie wirkte er ja etwas ratlos, als wüsste er jetzt nicht so richtig, wie er sein Land aus dieser Sackgasse wieder führen soll", kommentierte die Politikredakteurin Livia Gerster den Videoausschnitt der Rede.

„Maischberger“ – Das waren die Gäste:

  • Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau
  • Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister
  • Peter Ganea, Dozent in Shanghai
  • Ingo Zamperoni, Moderator
  • Ulrike Herrmann, Journalistin
  • Livia Gerster, Politikredakteurin

Auch "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann zweifelte am Auftreten des Präsidenten. Die Rede hätte vor allem gezeigt "wie schwach Russland ist oder wie schwach Putin ist". Besonders zentral dabei sei, dass Putin auf eine Generalmobilmachung verzichtete. "Er hat nicht mehr viel Substanz", analysierte Herrmann.

Diese Instabilität sei demnach der entscheidende Faktor für die Beendigung des Krieges. "Die russischen Soldaten an der Front, die werden diesen Abnutzungskrieg nicht lange überstehen, glaube ich, weil die Moral dann versagen wird", so die Journalistin. In Russland versage die Moral, in Deutschland die Kommunikation von Bundeskanzler Olaf Scholz.

Gerster bei "Maischberger": Scholz muss "mehr Habeck wagen"

Ulrike Herrmann fand klare Worte für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg. "Ich verstehe nicht wieso man nicht einfach mal als Bundeskanzler sich hinsetzten kann und sagen kann: Das sind meine Prinzipien", betonte Herrmann. Es komme bei Olaf Scholz immer wieder zu einer gewissen Abstraktion, die Unklarheiten schaffe. Laut Livia Gerster müsse der Kanzler "mehr Habeck wagen". So müsse Scholz für mehr Transparenz und Entschlossenheit sorgen.

Für Transparenz und Entschlossenheit wollte Putin am Montag sorgen – gelungen ist ihm das allerdings nicht. Zumindest wenn es nach dem ehemaligen deutschen Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch, geht.

Laut von Fritsch sei es vor allem die historische Legitimation, die Putin immer wieder als Rechtfertigung nutze. "Er will Europa schwächen, er will die Friedensordnung Europas ändern", sagte von Fritsch. Der einzige Effekt des Krieges für Russland sei, dass Putin dem Land "unendlich und dauerhaft schadet".

"Maischberger": Lauterbach frustriert von Koalition

Neben Putins Kriegsstrategie, rückte vor allem auch erneut die Corona-Pandemie in den Fokus der Sendung. Dafür nahm Moderatorin Sandra Maischberger den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in die Mangel. In einem Zweiergespräch beklagte Lauterbach die Zusammenarbeit mit der FDP. "Müssen Sie an dem Punkt sagen: Die FDP hatte Recht?", hakte die Moderatorin nach. "Also zwischen FDP und mir gibt es in dieser Sache unterschiedliche Meinungen", entgegnete der Politiker.

Die unterschiedlichen Meinungen hinderten allerdings auch das Durchsetzten einer allgemeinen Impfpflicht. Lauterbach bezeichnete dies als "enttäuschende Erfahrung", besonders wenn es um den kommenden Herbst geht.

"Sie sind der Bundesgesundheitsminister. Sie müssen doch dann, wenn sie davon überzeugt sind, sagen das machen wir jetzt als Regierung", konterte die Moderatorin. Ein aussagekräftiges Argument, fand der SPD-Politiker nicht. Stattdessen hieß es immer wieder, die FDP habe andere Interessen und deshalb scheitere so viel.

Sollte Karl Lauterbach lieber wieder Berater werden?

Doch Sandra Maischberger bohrte weiter. Die Moderatorin thematisierte die Ex-Post-Triage, bei der Patienten mit geringerer Lebenserwartung keine Beatmung mehr erhalten, wenn andere Patienten mit höherer Lebenserwartung diese benötigen. "Das war der Vorschlag von Herrn Buschmann und ich war dagegen", machte Lauterbach deutlich.

Dabei kritisierte er den öffentlichen Umgang mit dem Vorschlag selbst. "Heute ist es so, dass Verhandlungsstände, die noch nicht öffentlich sind, sofort durchgestochen werden", argumentierte der Politiker. Maischbergers sticheln nahm kein Ende. "Keinen Hauch von Selbstzweifel?", fragte die Moderatorin.

Ob Lauterbach nicht doch besser als Berater sei, fügte Maischberger hinzu. Aus der Ruhe bringen ließ sich Karl Lauterbach an diesem Abend jedenfalls nicht. "Als Berater musste ich mich mit der FDP nicht einigen und hatte mehr Spielräume", antwortete er. Die ständige FDP-Kritik verfügte allerdings über einen leichten Beigeschmack der Verantwortungsdiffusion.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.