Berlin. Friedrich Merz fordert von der SPD Aufklärung der Finanzskandale. Auf Scheuers Maut-Skandal angesprochen, fällt ihm keine Antwort ein.

Die Zeit der großen TV-Trielle zur Bundestagswahl neigt sich dem Ende zu, doch für kämpferische Diskussionen müssen nicht immer die Spitzenkandidaten von Union, SPD und Grünen debattieren. Am Dienstagabend brachten Jamila Schäfer (Grüne) und Friedrich Merz (CDU) den Wahlkampf zu „Markus Lanz“.

Über dem ZDF-Talk schwebte der Wahlkampf-Endspurt. Neben spannenden Diskussionen zu den deutsch-chinesischen Beziehungen und zur Corona-Pandemie wurde deutlich: Mit dem schon 2011 beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie könnte es ein altes Thema wieder auf die Agenda schaffen.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Friedrich Merz, Politiker (CDU)
  • Jamila Schäfer, Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen)
  • Yasmine M'Barek, Journalistin („Zeit Online“)
  • Prof. Helga Rübsamen-Schaeff, Virologin

Friedrich Merz greift SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an

Obwohl die CDU mit Kanzlerkandidat Armin Laschet in aktuellen Umfragen schlecht abschneidet, gab sich Merz im Gespräch mit ZDF-Talker Markus Lanz kämpferisch: „Ich habe den Eindruck, dass wir eine gute Chance haben, am übernächsten Sonntag wieder stärkste Fraktion im deutschen Bundestag zu werden.“

„Wie sehr ärgert es Sie, dass Sie den falschen Gegner ausgemacht haben?“, wollte Markus Lanz von dem CDU-Politiker wissen. Merz erklärte, dass er mit den aktuellen Zustimmungswerten für die SPD so nicht gerechnet hätte, die Grünen dagegen medial überschätzt worden seien. Die SPD habe Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten ins Rampenlicht gestellt, doch den ganzen Rest der Partei „im Keller versteckt“.

CDU-Kritik an Scholz, grüne Kritik an China-Politik

Außerdem kritisierte er, dass der SPD-Kanzlerkandidat noch immer „in drei veritablen, wirklich schweren Finanzskandalen verstickt“ sei und Aufklärung fehle. „Zeit Online“-Journalistin Yasmine M’Barek sah ihre Chance, konfrontierte Merz mit der Maut-Affäre rund um Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Sie meinte: „Es ist ein bisschen ironisch zu sagen, dass es da Skandale gibt, die nicht aufgearbeitet werden. Dann müsste man ja auch sagen, dass Sie in Ihren eigenen Reihen nicht aufräumen.“

Wirklich erklären konnte der CDU-Politiker das nicht. Dafür fand er klare Worte zur China-Politik. Merz sagte: „Der Umgang mit Hongkong, der Umgang mit Taiwan, der Umgang mit den Uiguren, zeigt, mit wem wir es dort zu tun haben. Das ist ein autoritäres kommunistisches System.“ Jamila Schäfer, Vize-Parteivorsitzende der Grünen, kritisierte, dass die Bundesregierungen der letzten Jahre bislang eher wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund gestellt hätten. Die Grünen dagegen würden „auf die Einhaltung von Menschenrechten pochen“.

Kernenergie: Hat die CDU ein Problem mit dem Ausstieg?

Grünen-Politikerin Schäfer sagte auch, dass China mittlerweile führend bei der Entwicklung erneuerbarer Energien sei – auch das sei ein Versäumnis unionsgeführter Bundesregierungen. Merz entgegnete, dass die erneuerbaren Energien nicht ausreichen würden – und verwies auf die Kernenergie. Schäfer widersprach vehement: „Natürlich müssen wir auch die erneuerbaren Energien endlich ausbauen, damit wir diesen Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft schaffen. Jetzt reden Sie von Kernenergie.“

„Zeit-Online“-Journalistin M’Barek lieferte die politische Analyse. Sie verwies auf die Fukushima-Katastrophe, die zum Atomausstieg führte. Sie beobachte mittlerweile einen Trend in der CDU zur „Revidierung dieser Entscheidung“. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet sprach im TV-Triell von ARD und ZDF zuletzt von einer „falschen Priorität“ in der Energiepolitik. Der Ausstieg aus der Kernenergie vor dem Kohleausstieg sei falsch gewesen. Für M’Barek ein klares Zeichen, dass „das Thema nicht gegessen ist“.

Virologin erklärt Risiken des dänischen Öffnungsmodells

Markus Lanz lag mit der Corona-Pandemie ein weiteres Thema am Herzen. Er beschrieb eine Vorahnung, in Bezug auf die Pandemie „nicht unbedingt besseren Zeiten“ entgegenzugehen. Virologin Prof. Helga Rübsamen-Schaeff konnte ihm nur bedingt Hoffnung machen. Die Virologin warnte vor dem dänischen Öffnungsmodell, das ihrer Ansicht nach eine Immunisierung durch Durchseuchung sowie Todesfälle mit sich bringen könnte. Zudem sprach sie sich für Booster-Impfungen bei Risikopatienten aus.

Die schleppende Impfkampagne in Deutschland sei vor diesem Hintergrund ein Problem. Außerdem forderte sie die Politik auf, Geld für die Entwicklung von Corona-Medikamenten bereitzustellen. In den USA laufe ein entsprechendes Programm bereits. Diese Medikamente könnten bei „frischen Infektionen“ eingenommen werden, um das Virus im Körper zu unterdrücken. So könnten auch Ungeimpfte noch besser geschützt werden.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen