Essen. Der Fernsehfilm „Ökozid“ ist ein für deutsche Fernseh-Verhältnisse geradezu sensationeller und bestechend besetzter Justiz-Thriller.

Wir schreiben das Jahr 2034 . Die weltweiten Folgen der Klimaerwärmung als Folge von CO₂-Emissionen sind immer verheerender geworden. Weil Den Haag zum dritten Mal in kurzer Zeit von einer schweren Sturmflut heimgesucht worden ist, muss der Internationale Gerichtshof nach Berlin ausweichen.

In Tegel eröffnet der Vorsitzende Richter Prof. Dr. Hans-Walter Klein (Edgar Selge) ein Verfahren, das nach Expertenmeinung eines der bedeutendsten in der Justizgeschichte ist: Eine Koalition von 31 Staaten des globalen Südens hat die Bundesrepublik auf Schadenersatz verklagt .

Die Summe ist enorm, jährlich 60 Milliarden Euro im ersten Schritt; der Schaden, um den es geht, ist unabsehbar. Die Klägerstaaten sind infolge des Klimawandels verarmt und beschuldigen Deutschland, dies durch seine Politik mitverursacht zu haben.

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    Klimapolitik vor Gericht: Präzedenzfall könnte eine Klagewelle auslösen

    Unter den Augen der Weltöffentlichkeit muss der Internationale Gerichtshof erstmals darüber verhandeln, ob Staaten grundsätzlich die Pflicht haben, gegen den Klimawandel vorzugehen. Dazu müsste sich aus Artikel 6 der UN-Konvention, dem Recht auf Leben, ein übergeordnetes „Recht der Natur auf Unversehrtheit“ ableiten lassen. Lesen Sie hier : Klimaaktivisten: Die Generation Greta strebt an die Macht

    Wenn das Gericht die Klage zulässt, wäre das ein Präzedenzfall und würde zu einer Klagewelle unvorstellbaren Ausmaßes führen. Denn die in diesem Musterprozess geforderten 60 Milliarden entsprechen anteilmäßig jenen zwei Prozent, mit denen Deutschland zum weltweiten CO₂-Ausstoß beiträgt.

    Ein Thriller, der auf bekannten Fakten basiert

    Der Fernsehfilm „Ökozid“ von Regisseur und Autor (mit Jutta Doberstein) Andre Veiel ist ein für deutsche TV-Verhältnisse geradezu sensationeller, bestechend besetzter Justiz-Thriller, der deshalb so fesselt, als er hinlänglich bekannte Fakten anführt. Es geht um die deutsche Klimapolitik der Jahre 1998 bis 2020 und um die Frage, ob die Klimakatastrophe hätte verhindert werden können, ob den Regierungen Schröder und Merkel schuldhaftes Unterlassen vorzuwerfen ist.

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    Alles, was Nina Kunzendorf und Friedrike Becht als Anwältinnen der Klägerstaaten, Ulrich Tukur als Anwalt der Bundesrepublik oder Martina Eitner-Acheampang als Hauptzeugin Angela Merkel vortragen, beruht auf Tatsachen, originalen Dokumenten , seit langem kommunizierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Lesen Sie auch : Bis zu 1,8 Grad: Nord- und Ostsee werden immer wärmer

    Und die kontroverse, von Edgar Selge als Richter unaufgeregt kanalisierte Diskussion um Fakten und Folgerungen macht den unvoreingenommenen Zuschauer von Minute zu Minute umso ratloser, als die Argumente beider Parteien auf erschreckende Weise einleuchtend sind. Welcher Seite Justitia schließlich zuneigt, kann nicht verraten werden – schließlich handelt es sich um einen Thriller .

    Der allerdings den Faktenstand 2020 ohne Not, Perspektive und Spekulation ins fiktive Jahr 2034 überträgt. Wird der Internationale Gerichtshof dann immer noch nicht von den USA, China und Russland anerkannt? Werden die bis dahin abgehaltenen vier Bundestags- und drei Europarats-Wahlen wirklich nichts in Sachen Klimaschutz bewirkt haben?

    - ARD, 20.15 Uhr

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