Berlin. Von heute auf morgen macht Babs im Franken-Tatort „Die Nacht gehört dir“ Schluss mit Anton. Ein Phänomen, das sich „Ghosting“ nennt.

Liebe im Analogen vs. Liebe im Digitalen – während Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) auf einem Markt mit der Honigverkäuferin ganz real flirtet, präsentiert sich Babs Sprenger (Anna Tenta) lieber in erotischen Videos auf Dating-Portalen im Internet. Letzteres kann fatale Folgen haben. Das jedenfalls versucht der Tatort „Die Nacht gehört dir“ zu transportieren.

Lange hält Babs Sprenger es bei ihren Liebhabern nicht aus. „Ich glaube, dass sie gerne zu jemandem gehören wollte, aber am Ende war es ihr immer zu viel“, erzählt einer ihrer ehemaligen Verehrer. „Sie entdeckte am Ende immer das, was für sie nicht mehr ging.“ So ist es auch mit Anton, ihr aktueller und deutlich jüngerer Liebhaber.

„Ich habe mich geirrt“, erzählt Babs Sprenger ihrer Freundin und Kollegin eines Tages. „Das kann doch mal passieren“, fügt sie entschuldigend hinzu. Abrupt beendet sie diese Beziehung. Für Anton verständlicherweise völlig unerwartet. Er will es nicht akzeptieren und besucht sie an ihrem Geburtstag.

Babs Sprenger aber will ihn auf keinen Fall mehr in ihrem Leben haben: „Anton, wenn du dich jetzt umdrehst, ist da eine Tür.“ Weiter macht sie ihm klar: „Du passt einfach nicht. Weder als Musiker noch als Mann. Es war ein Fehler. Wann verstehst du das endlich?“ Die Worte sind ihr Todesurteil. Voller Wut ergreift Anton die Gelegenheit, nimmt sich das Sushimesser vom Esstisch und sticht zu.

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    Das Kappen einer Beziehung ganz ohne Vorwarnung, das plötzliche Verschwinden wie ein Gespenst – ein Phänomen, das sich „Ghosting“ nennt.

    Für die Saarbrücker Psychologin Carola Hoffmann steckt dahinter eine Konfliktunfähigkeit. „Wenn es darum geht, Farbe zu bekennen oder etwas unangenehm ist, dann gehen diese Menschen in den Abbruch.“ Möglich sei, dass sie auch schon in der Beziehung zu ihren Eltern viel schweigen, ignorieren und einen Liebesentzug erlebt hätten. Das wendeten die „Ghoster“ nun auch in der Liebesbeziehung an.

    Jemanden blockieren, auf Anrufe nicht mehr reagieren oder die Handynummer wechseln - dahinter stecke auch eine narzisstische Persönlichkeit. „Narzissten finden ein solches Verhalten normal. Sie glauben, es stehe ihnen zu über Nähe und Distanz zu entscheiden und auch darüber eine Beziehung zu beenden“, sagt Hoffmann.

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    Laut einer Umfrage des Partner-Vermittlungsportals „ElitePartner“ von 2018 hat jede vierte Frau in Deutschland schon einmal jemanden „geghostet“, bei den Männern sind es nur 19 Prozent. Bei den Single-Frauen bis 29 Jahren sind es sogar 36 Prozent.

    Aber ist so ein Verhalten immer ans Online-Dating gekoppelt? Nein, sagt die Psychologin. „Im Zusammenhang mit sozialen Medien ist es stärker feststellbar, aber das gibt es schon immer. Nur auf andere Art und Weise.“ Verlasse der Partner in Konfliktsituationen den Raum, dann sei auch das ein Anzeichen von „Ghosting“.

    Beim Online-Dating komme jedoch die besonders große Auswahl potenzieller Liebhaber hinzu. „Wegswipen“ ist einfach. Und: Es kann ja immer noch was Besseres kommen. Laut einer Umfrage von Bitkom Research ist fast jeder Zweite (47 Prozent) der Meinung, dass Beziehungen durch Onlinedating schneller wieder beendet werden.

    Im Tatort greift Anton aus lauter Verzweiflung zum Messer. Soweit muss es natürlich nicht kommen. Wie aber fühlen sich „Geghostete“? Selbstzweifel und Scham löst laut Carola Hoffmann der plötzliche Kontakt-Abbruch aus. „Man sucht die Schuld auch bei sich selbst. Die Frage nach dem Warum ist aber müßig.“

    Die „Gehosteten“ müssten das Erlebte als Erfahrung verbuchen – auch wenn das schmerzhaft ist. Wenn man sich allzu sehr selbst zu einem Opfer mache, könne sich das tief einprägen und zu einer gestörten Selbstwahrnehmung führen.

    „Tatort“ in der ARD – mehr zum Thema:

    In der vergangenen Woche gab es in der ARD einen „Tatort“ aus dem Schwarzwald zu sehen. Lesen Sie hier, warum der Krimi so gut war. Berlin bekommt eine neue „Tatort“-Kommissarin. Corinna Harfouch soll Meret Becker ablösen. Sie ermittelt an der Seite von Mark Waschke. Ein Milieu- „Tatort“ hat Anfang Februar Wotan Wilke Möhring auf Hamburgs Kiez geführt. milieu-„tatort“ führt wotan wilke möhring auf hamburgs kiez schwarzwald-„tatort“- deswegen war der ard-krimi so gut schwarzwald-„tatort“- deswegen war der ard-krimi so gut schwarzwald-„tatort“- deswegen war der ard-krimi so gut schwarzwald-„tatort“- deswegen war der ard-krimi so gut