Berlin. Immer mehr Serien aus Deutschland gehen online und im TV an den Start. Wir zeigen, auf welche Stars Netflix und Co. dabei setzen.

Interessante Serien aus Deutschland? Gibt’s nicht, hieß es lange Zeit. Doch nicht zuletzt das bildgewaltige 20er-Jahre-Epos „Babylon Berlin“ hat neue Maßstäbe gesetzt, und in den kommenden Monaten drängen sowohl bei klassischen Fernsehsendern als auch bei Streamingdiensten unzählige ambitionierte Fortsetzungsgeschichten made in Germany auf den Fernsehmarkt.

Deutschland ist im Serienfieber – und viele bekannte Gesichter dienen bei den oft millionenschweren Großprojekten als Zugpferde.

Netflix bringt zahlreiche neue Serien oder Fortsetzungen heraus

Vor allem Netflix drückt auf die Tube: Beim Streaming-Primus steht für 2020 die finale dritte Staffel der Zeitreise-Serie „Dark“ im Kalender, in der Dramedy „Das letzte Wort“ spielt Anke Engelke eine Trauerrednerin, und die Thrillerserie „Freud“ über den legendären Seelenforscher Sigmund Freud führt ins Jahr 1886.

In „Biohackers“ mit Jessica Schwarz enttarnt eine Freiburger Medizinstudentin ein illegales Genforschungsprojekt, in der Romanadaption „Unorthodox“ (ab 26.3.) flieht eine junge orthodoxe Jüdin vor einer arrangierten Ehe aus New York nach Berlin.

Auch aus Daniel Kehlmanns Eulenspiegel-Bestseller „Tyll“ wird eine Netflix-Serie, und an Weihnachten läuft Luke Mockridges mehrteilige Verfilmung des Romans „7 Kilo in 3 Tagen“.

In der Netflix-Dramedy „Das letzte Wort“ spielt Anke Engelke eine Trauerrednerin.
In der Netflix-Dramedy „Das letzte Wort“ spielt Anke Engelke eine Trauerrednerin. © dpa | Britta Pedersen

Bei Amazon läuft die finale Staffel der Comedyserie „Pastewka“

Die Liste der neuen deutschen Streamingserien ließe sich fast endlos fortsetzen. So ist beim Netflix-Konkurrenten Amazon Prime Video neuerdings die finale Staffel der Comedyserie „Pastewka“ mit Bastian Pastewka verfügbar, die Spionagesaga „Deutschland 89“ steht in den Startlöchern, und die von Detlev Buck gedrehte Serie „Bibi & Tina“ um die Hexe Bibi Blocksberg ist ab April zu sehen.

Ebenfalls im April taucht bei Sky die zweite Staffel der Torpedo-Saga „Das Boot“ auf, der Sender zeigt dieses Jahr außerdem die Mysteryserie „Hausen“ – darin erlebt Charly Hübner einen Horrortrip im Plattenbau.

Der Konkurrenzdruck unter den Diensten wird immer härter

Der Streamingdienst Joyn startet demnächst „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ mit Kostja Ullmann, und für zwölf Millionen Euro dreht die Telekom gemeinsam mit der ARD die Serie „Wild Republic“ mit Ulrich Tukur über jugendliche Straftäter auf einer Resozialisierungs-Reise in den Alpen.

Aber warum dieser Eifer der Video-on-Demand-Anbieter? Ganz einfach: Weil der Wettbewerb immer härter wird, denn immer neue Streamingdienste drängen auf den lukrativen Markt: Disney+ startet am 24. März in Deutschland, Dienste wie Peacock und HBO Max sollen folgen – Experten sagen voraus, dass nicht alle auf dem deutschen Markt überleben werden.

In Deutschland produzierte Serien werden großzügig gefördert

Sky hat zudem das Problem, dass es ab Sommer 2021 die Champions League nicht mehr überträgt, und muss sich deshalb noch mehr vom Sportsender zum Entertainment-Anbieter entwickeln.

Im Übrigen können sich die Macher mit in Deutschland produzierten Serien öffentliche Fördergelder in stattlicher Höhe sichern – so flossen 2018 rund 2,8 Millionen Euro aus dem German Motion Picture Fund an die zweite Staffel von „Dark“.

ARD und ZDF wollen auch ein Stück vom Kuchen

Die Öffentlich-Rechtlichen wollen beim Serienboom ebenfalls mit eigenen Produktionen mitmischen: Sowohl ARD als auch ZDF kündigen für das laufende Jahr regelrechte Offensiven an und betonen, dass sie dabei auch Themen von großer Relevanz verarbeiten.

Einige der geplanten ZDF-Projekte drehen sich unter anderem um den Alltag zweier Familien nach dem Sieg einer rechtspopulistischen Partei bei der Bundestagswahl („Deutscher“), um Brustkrebs („Schule fürs Leben“, beide im Frühjahr) oder um Unfälle mit selbstfahrenden Autos („Breaking Even“, Herbst).

ARD-Fernsehfilmchef Jörg Schönenborn kündigt für September 2020 eine „große Serieninitiative“ seines Senders an: Zum Auftakt läuft die Miniserie „Oktoberfest – 1900“ mit Martina Gedeck, außerdem zeigt das Erste die dritte Staffel des mit Sky koproduzierten „Babylon Berlin“ als Free-TV-Premiere.

Im Idealfall taugen die Serien für den internationalem Markt

Der Idealfall für die Macher sieht so aus: Sie gewinnen mit den einheimischen Serien die Aufmerksamkeit hiesiger Medien und Zuschauer, können mit den deutschen Stoffen aber auch auf dem internationalen Markt punkten – so wie es mit „Babylon Berlin“ gelungen ist.

Dass letztlich aber nicht alle High-End-Serien Kritiker und Publikum überzeugen, steht auf einem anderen Blatt. Die zweite Staffel des Finanz-Thrillers „Bad Banks“ etwa versagte bei der Ausstrahlung im ZDF Anfang Februar komplett, und unter den zehn in Deutschland meistgesehen Netflix-Serien war 2019 nur eine einzige einheimische, die Teenager-Dramedy „How to Sell Drugs Online (fast)“. Auch sie wird 2020 übrigens fortgesetzt.

Bad Banks 2 - Paula Beer im Interview

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