Berlin. Der Krebs hat sein Leben verändert – zum Guten, sagt Hubertus Meyer-Burckhardt: Warum er so glücklich ist, erklärte er Markus Lanz.

Das war überraschend: Da saß bei ZDF-Talker Markus Lanz also ein bestens aufgelegter Hubertus Meyer-Burckhardt (63), Moderatoren-Kollege von Barbara Schöneberger beim NDR-Talk, der sich gar nicht mehr einkriegen wollte über das, was die Krebsdiagnose mit ihm Gutes gemacht hat. Demütiger sei er geworden, dankbarer und freier – er mache jetzt einfach keine Kompromisse mehr.

Ob er wirklich sagen würde, dass er jetzt so glücklich ist wie nie, fragt Lanz. Hubertus Meyer-Burckhardt mag es, so staunend angesprochen zu werden. Mit dem sicheren Gefühl für Pointen, das ihm auch jetzt nicht abhanden gekommen ist, antwortet er: „Es ist die beste Zeit meines Lebens.“ Das sitzt.

Markus Lanz: Das waren die Gäste:

  • Olaf Scholz, Politiker
  • Klara Geywitz, Politikerin
  • Markus Feldenkirchen, Journalist
  • Adel Tawil, Musiker
  • Hubertus Meyer-Burckhardt, Moderator

Hubertus Meyer-Burckhardt spricht bei Lanz über den Krebs

So sieht ein Mensch aus, der im Lotto gewonnen hat, könnte man denken. So ähnlich beschreibt Meyer-Burckhardt auch das Gefühl zu wissen, dass das Ende nah ist. Jemanden wie ihn euphorisiert das. Die Krankheit habe ihn befreit vom Zeitdruck, der ihn sein ganzes Leben beherrscht habe. Der Zeit übrigens widmet er auch den Titel seines Buchs „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“. Er sei mit ihr „wie ein verwöhnter Erbe eines reichen Vaters umgegangen“.

Jetzt hätte man gerne erfahren, was er denn falsch gemacht hat im Leben und wie er die Zeit denn nun anders nutzen will. Doch Moderator Markus Lanz fragt nicht so wirklich nach. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass Hubertus Meyer-Burckhardt a) ein Kollege und b) ein sehr redegewandter Kollege ist. Meyer-Burckhardt redet so viel und auch so hochtrabend und in hochliterarischen Zitaten vom Glück, dass Lanz kaum eine Chance hat, diese aufgeladene Sphäre mit praktischen Nachfragen zu profanisieren.

Hubertus Meyer-Burckhardt gibt seinen Krebsgeschwüren Namen

Ob es daran liegt, dass der Glücksbegriff per se eher vage ist? Jedenfalls bleibt vieles von dem, was Meyer-Burckhardt sagt, im Plauderton des Ungefähren stecken. Okay: Nicht alle Freundschaften will er weiter pflegen. Manche habe er jetzt aussortiert.

Konkret wird Meyer-Burckhardt, als er erzählt, an welchem Ort er die Diagnose erfahren hatte. Dass es so eine makabre Situation war, freut diesen unbändigen Geschichtenerzähler umso mehr: Auf der Beerdigung einer Freundin seiner Frau habe ihn sein Arzt angerufen.

Vor der Kirche habe er gestanden, als er von seinen beiden Karzinomen erfuhr. Er nannte sie übrigens nach seinen literarischen Vorbildern: Kafka und Shaw. Zuletzt hatte Hubertus Meyer-Burckhardt in Interviews über seine Krebs-Diagnose gesprochen und erzählt, dass er noch nie so glücklich gewesen sei.

So wünscht Meyer-Burckhardt sich seine eigene Beerdigung

Jetzt, sagt er, sei er auf einem guten Weg. Die Krankheit habe man „im Griff“. Und er wird nicht müde zu erzählen, wie er von ihr profitiere. Eine neue Dankbarkeit fürs Leben empfinde er. Und er lobt das Leben, Deutschland, die Politiker. Eine Weltumarmstimmung ist das!

Der Gedanke an die Vergänglichkeit hat ihn auch dazu gebracht, über etwas nachzudenken, was für viele ein Tabu ist: die eigene Beerdigung: Er hat schon einen Plan! Er will die engsten der engen Freunde an einer langen Tafel im Wald vereint wissen. Sie sollen seine Lieblings-Rod-Stewart-Songs intonieren. Und er selbst würde sich – schon auf dem Weg in die andere Welt – noch einen hinter die Binde gießen.

Adel Tawil ist gerührt vom NDR-Moderator

Ein Verehrer der Melancholie, der den nächsten Gast dazu bringt, den Tränen wahrhaft nahe zu sein: Sänger Adel Tawil sagt, er sei so bewegt von Meyer-Burckhardt, dass er das Thema gleich fortsetzt und mit stockender Stimme von seinem Unfall in einem Pool vor drei Jahren in Ägypten erzählt.

Da, wo er sich den ersten Halswirbel vier Mal gebrochen hatte. Und operiert werden musste. In Erinnerung daran kann er kaum weitersprechen. Lanz sagt, dass Tawil ja damit dem Rollstuhl sehr nahe gewesen sei. „Und dem Tod“, sagt Tawil.

Es ist eine Schwere im Raum. Eine schöne Schwere. Denn Tawil ist ja wieder gesund, und Hubertus Meyer-Burckhardt so glücklich wie nie.

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