Berlin. Schon wieder ein Jahrhundertsommer: Bei Anne Will wurde deutlich, weshalb uns die anhaltende Trockenheit große Sorgen bereiten sollte.

Brennende Wälder, verdorrte Äcker, zerstörte Ernten: Dieser Sommer hat es mit seiner extremen Trockenheit in sich. Auch für die kommende Woche sagen die Metereologen mal wieder kaum Regenfälle voraus. Die Bauern ächzen, die Politik stellt sich auf Hilfszahlungen ein – und den Verbrauchern drohen steigende Lebensmittelpreise.

Anne Will nutzte am Sonntagabend die erste Sendung nach der Sommerpause, um sich diesem Großthema zu widmen. „Wie müssen wir unser Verhalten ändern?“, fragte sie in die Runde.

Das waren die Gäste von Anne Will:

  • Julia Klöckner (CDU): Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
  • Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen): Parteivorsitzende
  • Andreas Pinkwart (FDP): Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie in Nordrhein-Westfalen
  • Hans-Joachim Schellnhuber: Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
  • Werner Schwarz: Landwirt und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes

Ist das normal?

Zunächst machte Hans-Joachim Schellnhuber noch einmal deutlich, wo wir stehen. „Fast alle Experten sind sich einig, dass wir einen menschengemachten Klimawandel haben“, sagte der Klimaforscher. Ob es jetzt jeden Sommer so heiß werde, könne man nicht sagen. Feststehe aber, dass die Schwankungen immer größer werden: „Die Extreme werden so sicher wie das Amen in der Kirche zunehmen“, warnte Schellnhuber. Auch 2019 wird wieder eine Dürre erwartet.

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    Die Landwirtschaft ist ein Problem

    Eine wichtige Gruppe, die deswegen etwas ändern soll, sind die Bauern. Tatsächlich ist die Situation etwas absurd: Auf der einen Seite sorgt die Landwirtschaft für immerhin rund zehn Prozent der Treibhausgas-Emissionen – auf der anderen Seite sind die Landwirte von den Folgen direkt betroffen. U

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    „Das ist ein Fass ohne Boden, wir müssen umsteuern“, kritisierte Annalena Baerbock. Dazu forderte die Chefin der Grünen etwa, dass die EU-Subventionen gezielter an Ökobauern vergeben werden. Landwirtschaftsministerin

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    beschwichtigte dagegen: In manchen Regionen hätten die Bauern normale Erträge. Auch sei die Landwirtschaft im Vergleich ein nur sehr kleiner Faktor.

    Ein ambivalenter Schweinezüchter

    Werner Schwarz machte derweil die Ambivalenz deutlich, der viele konventionelle Landwirte unterliegen. Auf der einen Seite beschrieb er die Situation als Schweinezüchter drastisch: „Wir haben ungefähr die Hälfte weniger Futter für die Schweine, als wir erwartet haben“, sagte Schwarz. Falls nun noch der

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    sinke, werde es schwierig. „Es ist in Teilen dramatisch.“

    Auf der anderen Seite argumentierte Schwarz als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes dennoch gegen Eingriffe durch die Politik. Die Probleme dürfe man nicht zum Anlass nehmen, agrarpolitisch zu intervenieren, forderte er. Das wirkte dann fast schizophren.

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      Was kann getan werden?

      Doch wie könnte man die Entwicklung aufhalten? Auf der einen Seite müsste die Politik, wie von Schwarz befürchtet, aktiv werden. Förderung von modernen Heizungsanlagen, gezieltere Agragsubventionen, Steuern auf klimaschädliche Produkte, Verbote – vieles wäre möglich, das arbeitete die Runde gut heraus.

      Doch auch der Einzelne ist gefragt, schließlich

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      fahren gerne SUV und essen gerne günstig. In letzterer Hinsicht verwies Klöckner zu Recht auf die Trägheit der Konsumenten. Mittlerweile werde in Deutschland nur noch rund zehn Prozent des Einkommens für Essen ausgegeben, sagte die Agrarministerin. „Der Verbraucher schaut massiv nach den Preisen. Doch der Landwirt muss von seiner Arbeit ja auch leben können.“

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        Das Fazit

        Man kann dieser Runde vorwerfen, dass die Rolle des Verbrauchers insgesamt zu kurz kam. Und doch war es gut und wichtig, dass sich Anne Will dem Thema annahm.

        Wie weitreichend die Folgen sein können, machte am Ende noch einmal Schellnhuber deutlich. Sollte sich die Erde tatsächlich um vier, fünf Grad erwärmen, würden viele Regionen bei 50 Grad unbewohnbar werden, prognostizierte der Klimaforscher. In Afrika etwa werde dann langfristig keine Landwirtschaft mehr möglich sein. „Wir können sagen: Das geht uns nichts an. Doch die Migrationsbewegungen werden uns angehen.“