Berlin. Der vorletzte „Polizeiruf“ mit Matthias Brandt zeichnete ein düsteres Bild der deutschen Gesellschaft und ihrer Behörden. Was ist dran?

„Als man ihn gefunden hat, war sein Kopf soweit nach hinten gebogen, dass die Wirbel aus der Halswirbelsäule rausgebrochen sind“ – Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) spricht betont ruhig aus, was eigentlich unaussprechbar scheint.

„Wenn er nicht an seiner zerrissenen Leber gestorben wäre, dann wäre er querschnittsgelähmt gewesen. Das hätte er aber gar nicht mehr gemerkt, weil sein Gehirn in einem See aus geronnenem Blut schwamm.“

Der „Polizeiruf“ aus München bot viele solcher Szenen. Szenen, bei denen man lieber nicht so genau hingehört, nicht so genau hingeguckt hätte. Denn was gesagt und gezeigt wurde, war teilweise so ungeheuerlich, dass man sich fragte: Steht es wirklich so schlimm um Deutschland?

„Polizeiruf“ war sehenswert und schwer auszuhalten

Roher Hass gegen Ausländer, Rechte in der Polizei, ein Verfassungsschutz, der wortwörtlich über Leichen geht – vieles wurde als Selbstverständlichkeit hingestellt. Und machte diesen vorletzten „Polizeiruf“ mit Matthias Brandt als Kommissar von Meuffels gleichermaßen sehenswert wie schwer auszuhalten.

Doch was ist dran an den vielen Behauptungen, die im Krimi unwidersprochen bleiben? Wie skrupellos agieren Behörden wie das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz wirklich? Und wie glaubwürdig ist die Geschichte vom Halbiraner, der sich der rechten Szene zuwendet?

• Hat die deutsche Polizei ein Rassismus-Problem?

Einer der Tatverdächtigen, Farim Koban (Jasper Engelhardt), wird während der Untersuchungshaft von Mithäftlingen zusammengeschlagen. Statt ihm zu helfen, nutzen einige Wärter die Gelegenheit und prügeln ebenfalls auf den Halbiraner ein.

Auch interessant

und sein Kollege Ayhan (Kais Setti) suchen unterdessen in Farims Wohnung nach Hinweisen. Von Meuffels mahnt: „Lass uns mal im Büro nicht so über den Fall reden. Ich will nicht, dass die Rechten bei uns alles mitbekommen.“

Und Peter Röhl (Joachim Król) vom Verfassungsschutz gibt von Meuffels später zu verstehen, wie wenig der Kommissar ausrichten kann: „Früher hätte ich hier mit drei Kollegen gesessen. Heute interessiert sich niemand für rechte Gewalt.“ Hat die deutsche Polizei ein Rassismus-Problem?

„Polizeiruf“: Das Gespenst der Freiheit

In seinem vorletzten Fall bekommt es Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt, l.) mit vier Jugendlichen aus der rechten Szene zu tun. Sie haben einen Syrer totgeprügelt. Einer von ihnen ist Halbiraner Farim Koban (Jasper Engelhardt).
In seinem vorletzten Fall bekommt es Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt, l.) mit vier Jugendlichen aus der rechten Szene zu tun. Sie haben einen Syrer totgeprügelt. Einer von ihnen ist Halbiraner Farim Koban (Jasper Engelhardt). © BR | Hagen Keller
Die jungen Männer kommen in Untersuchungshaft. In der JVA eskaliert die Situation. Polizisten prügeln auf Farim ein.
Die jungen Männer kommen in Untersuchungshaft. In der JVA eskaliert die Situation. Polizisten prügeln auf Farim ein. © BR | Hagen Keller
Peter Röhl (Joachim Krol) vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz wirbt Farim als V-Mann an.
Peter Röhl (Joachim Krol) vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz wirbt Farim als V-Mann an. © BR | Hagen Keller
Die Kameradschaft kommt frei – und feiert in der Corso Stub'n, ihrem Stammlokal. V.l.: Farims Freundin Glubschi (Ricarda Seifried), Finn Gedecke (Cem Lukas Yeginer) und Farim.
Die Kameradschaft kommt frei – und feiert in der Corso Stub'n, ihrem Stammlokal. V.l.: Farims Freundin Glubschi (Ricarda Seifried), Finn Gedecke (Cem Lukas Yeginer) und Farim. © BR | Hagen Keller
Der Hitlergruß ist für die Jugendlichen völlig normal.
Der Hitlergruß ist für die Jugendlichen völlig normal. © BR | Hagen Keller
Kommissar von Meuffels will die Jugendlichen nicht aus den Augen lassen. Das gefällt ihnen naturgemäß nicht.
Kommissar von Meuffels will die Jugendlichen nicht aus den Augen lassen. Das gefällt ihnen naturgemäß nicht. © BR | Hagen Keller
Von Meuffels bemüht sich besonders um Farim. Er fürchtet um dessen Leben.
Von Meuffels bemüht sich besonders um Farim. Er fürchtet um dessen Leben. © BR | Hagen Keller/X Filme Creative
Und er konfrontiert ihn mit der Mutter des getöteten Rayhan Sahil.
Und er konfrontiert ihn mit der Mutter des getöteten Rayhan Sahil. © BR | Hagen Keller
Röhl gibt von Meuffels zu verstehen, wer in diesem Fall das Sagen hat.
Röhl gibt von Meuffels zu verstehen, wer in diesem Fall das Sagen hat. © BR | Hagen Keller
Der Kommissar lässt sich davon nicht einschüchtern. Er macht deutlich, was er von den Praktiken des Verfassungsschutzes hält.
Der Kommissar lässt sich davon nicht einschüchtern. Er macht deutlich, was er von den Praktiken des Verfassungsschutzes hält. © BR | Hagen Keller
Farim scheint ziemlich verloren zu sein. Er glaubt nicht, dass er eine gute Zukunft haben wird.
Farim scheint ziemlich verloren zu sein. Er glaubt nicht, dass er eine gute Zukunft haben wird. © BR | Hagen Keller
Auch Kommissar von Meuffels ist ratlos.
Auch Kommissar von Meuffels ist ratlos. © BR | Hagen Keller
Wie viel weiß die Wirtin der Corso Stub'n?
Wie viel weiß die Wirtin der Corso Stub'n? © BR | Hagen Keller
1/13

„Nichts weist darauf hin, dass bei der Polizei Rassismus gelebt oder gefördert würde“, sagte Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften an der Akademie der Polizei in Hamburg, dem Onlinemagazin „jetzt“. Es gebe aber Strukturen und Arbeitsweisen, die Rassismus ermöglichten oder Vorurteile schürten – etwa der sich ständig wiederholende Einsatz bestimmter Hundertschaften bei Großlagen in Brennpunkten.

Auch

Auch interessant

also das Kontrollieren bestimmter Personengruppen allein aufgrund von Stereotypen statt Beweisen, kommt laut Behr in der Praxis vor – allerdings werde das clever versteckt. „Wenn ein Beamter gezielt junge Migranten in tiefer gelegten Autos kontrolliert, dann wird er wahrscheinlich auch hin und wieder Betäubungsmittel bei ihnen finden. Und kann dann behaupten, die Praxis beruhe auf polizeilicher Erfahrung“, so Behr.

Racial Profiling: Hohe Dunkelziffer vermutet

Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sind seit ihrer Gründung im Jahr 2006 etwa 280 Beschwerden über rassistische Polizeikontrollen eingegangen. Diese Zahlen seien aber nur die Spitze des Eisbergs, sagte Sprecher Sebastian Bickerich unserer Redaktion. Es „dürfte eine erhebliche Dunkelziffer bestehen, da davon auszugehen ist, dass viele Betroffene solche Vorfälle nicht melden.“

Denn Betroffene könnten nicht auf Entschädigung klagen, weil das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz bei staatlichem Handeln nicht gilt. Die Antidiskriminierungstelle fordert deshalb eine bessere Erfassung von Racial Profiling und ein besseres Beschwerdemanagement bei der Polizei. „Modellhaft sehen wir hier die Einrichtung von unabhängigen Beschwerdestellen beziehungsweise Polizeibeauftragten in einzelnen Ländern, so etwa in Rheinland-Pfalz und Berlin“, sagte Bickerich.

• Ist der Verfassungsschutz auf dem rechten Auge blind?

Im „Polizeiruf“ agiert Verfassungsschützer Röhl skrupellos. Kommissar von Meuffels wirft ihm vor, seine Behörde versetze die rechte Szene mit ihren „total überzogenen Zuwendungen an V-Leute“ überhaupt erst in die Lage zu funktionieren. Beispiele aus der Realität zeigen, dass solche Verstrickungen zwischen Verfassungsschutz und Rechtsextremisten keineswegs an den Haaren herbeigezogen sind.

Beispiel NSU: Als 2011 der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) aufflog, überraschte das so ziemlich alle Behörden. Vor allem die sogenannte „Corelli“-Affäre warf damals die Frage auf, wie Risiko und Ertrag von V-Leuten in einem gesunden Verhältnis stehen können.

„Corelli“ war der Deckname des V-Mannes Thomas Richter, der von 1994 bis 2012 die Neonazi-Szene für den Verfassungsschutz ausspionieren sollte. Dabei traf er auch auf das spätere NSU-Mitglied Uwe Mundlos. Das warf die Frage auf,

Auch interessant

Das sind die Opfer und Tatorte des NSU

Morde, Sprengstoffanschläge, Raubüberfälle: Die rechtsextreme Terrorgruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“) hat eine blutige Spur der Gewalt durch Deutschland gezogen. Mitglieder der Gruppe haben über mehrere Jahre hinweg Menschen in Deutschland umgebracht. Sie töteten fast immer Leute, die in anderen Ländern geboren wurden. Oder die Vorfahren aus anderen Ländern hatten. Die beiden Männer Uwe Böhnhardt (M.) und Uwe Mundlos, die die Taten begingen, sind mittlerweile tot. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe (l.) ist im NSU-Prozess am 11. Juli 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht München sprach die 43-Jährige des zehnfachen Mordes schuldig. Das Gericht stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. Wir zeigen NSU-Opfer und Tatorte.
Morde, Sprengstoffanschläge, Raubüberfälle: Die rechtsextreme Terrorgruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“) hat eine blutige Spur der Gewalt durch Deutschland gezogen. Mitglieder der Gruppe haben über mehrere Jahre hinweg Menschen in Deutschland umgebracht. Sie töteten fast immer Leute, die in anderen Ländern geboren wurden. Oder die Vorfahren aus anderen Ländern hatten. Die beiden Männer Uwe Böhnhardt (M.) und Uwe Mundlos, die die Taten begingen, sind mittlerweile tot. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe (l.) ist im NSU-Prozess am 11. Juli 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht München sprach die 43-Jährige des zehnfachen Mordes schuldig. Das Gericht stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. Wir zeigen NSU-Opfer und Tatorte. © dpa | Frank Doebert
Die Bildkombo zeigt undatierte Porträtfotos der zehn durch die NSU Ermordeten: (oben, v.l.) Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic und die Polizistin Michele Kiesewetter, sowie (unten, v.l) Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik und Halit Yozgat.
Die Bildkombo zeigt undatierte Porträtfotos der zehn durch die NSU Ermordeten: (oben, v.l.) Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic und die Polizistin Michele Kiesewetter, sowie (unten, v.l) Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik und Halit Yozgat. © dpa | dpa
Am 9. September 2000, zwischen 12.45 und 14.45 Uhr, erschießen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den 38-jährigen Blumenhändler Enver Simsek in Nürnberg.
Am 9. September 2000, zwischen 12.45 und 14.45 Uhr, erschießen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den 38-jährigen Blumenhändler Enver Simsek in Nürnberg. © dpa | Polizei-Handouts
Simsek hatte auf einem Stellplatz an der Liegnitzer Straße – eine Ausfallstraße im Nürnberger Süden (Bayern) – seinen Transporter geparkt, aus dem heraus er seine Ware verkaufte.
Simsek hatte auf einem Stellplatz an der Liegnitzer Straße – eine Ausfallstraße im Nürnberger Süden (Bayern) – seinen Transporter geparkt, aus dem heraus er seine Ware verkaufte. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Florian Schuh
Heute befindet sich dort ein Verkaufsstand für Kirschen. In Sichtweite hat die Stadt eine Gedenktafel und ein Schwarzweißbild Simseks aufgestellt.
Heute befindet sich dort ein Verkaufsstand für Kirschen. In Sichtweite hat die Stadt eine Gedenktafel und ein Schwarzweißbild Simseks aufgestellt. © dpa | Daniel Karmann
Kurz vor Weihnachten im Jahr 2000 betritt ein Mann – laut Ermittlern Mundlos oder Böhnhardt – das Lebensmittelgeschäft einer iranischen Familie in der nördlichen Kölner Altstadt (Nordrhein-Westfalen). Unter einem Vorwand hinterlässt er eine in einer Stollendose versteckte Bombe. Die Dose bleibt über die Feiertage und den Jahreswechsel liegen. Am 19. Januar um 7.00 Uhr öffnet eine Tochter sie. Sie erleidet schwerste Verbrennungen und Verletzungen.
Kurz vor Weihnachten im Jahr 2000 betritt ein Mann – laut Ermittlern Mundlos oder Böhnhardt – das Lebensmittelgeschäft einer iranischen Familie in der nördlichen Kölner Altstadt (Nordrhein-Westfalen). Unter einem Vorwand hinterlässt er eine in einer Stollendose versteckte Bombe. Die Dose bleibt über die Feiertage und den Jahreswechsel liegen. Am 19. Januar um 7.00 Uhr öffnet eine Tochter sie. Sie erleidet schwerste Verbrennungen und Verletzungen. © dpa | Henning Kaiser
Heute existiert das Geschäft an der Probsteigasse nicht mehr. Das Haus ist umgebaut worden. Gegenüber erinnert eine Gedenktafel an die Tat. Das Mädchen überlebte und arbeitet heute als Ärztin.
Heute existiert das Geschäft an der Probsteigasse nicht mehr. Das Haus ist umgebaut worden. Gegenüber erinnert eine Gedenktafel an die Tat. Das Mädchen überlebte und arbeitet heute als Ärztin. © dpa | Henning Kaiser
Am 13. Juni 2001, zwischen 16.10 und 21.25 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 49-jährigen Änderungsschneider Abdurrahim Özudogru in Nürnberg. Er arbeitete in seinem Ladengeschäft in der südlichen Nürnberger Innenstadt.
Am 13. Juni 2001, zwischen 16.10 und 21.25 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 49-jährigen Änderungsschneider Abdurrahim Özudogru in Nürnberg. Er arbeitete in seinem Ladengeschäft in der südlichen Nürnberger Innenstadt. © dpa | Polizei-Handouts
Heute steht der Laden an der Gyulaer Straße leer. Die rotbraunen Jalousien sind zugezogen. Eine Gedenktafel und ein Schwarzweißfoto erinnern an die Tat.
Heute steht der Laden an der Gyulaer Straße leer. Die rotbraunen Jalousien sind zugezogen. Eine Gedenktafel und ein Schwarzweißfoto erinnern an die Tat. © dpa | Daniel Karmann
Am 27. Juni 2001, zwischen 10.45 und 11.24 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 39-jährigen Gemüsehändler Süleyman Tasköprü in seinem Geschäft in Hamburg-Bahrenfeld.
Am 27. Juni 2001, zwischen 10.45 und 11.24 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 39-jährigen Gemüsehändler Süleyman Tasköprü in seinem Geschäft in Hamburg-Bahrenfeld. © dpa | Polizei-Handouts
Heute befindet sich dort an der Schützenstraße ein Fahrradladen. Am Haus erinnert ein Gedenkstein an das Mordopfer.
Heute befindet sich dort an der Schützenstraße ein Fahrradladen. Am Haus erinnert ein Gedenkstein an das Mordopfer. © imago stock&people | imago stock&peopleFlorian Schuh
In der Umgebung ist eine Straße nach ihm benannt.
In der Umgebung ist eine Straße nach ihm benannt. © imago | imago stock&peopleLars Berg
Am 29. August 2001, zwischen 10.35 und 10.50 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 38-jährigen Lebensmittelhändler Habil Kilic in seinem „Frischmarkt“ im Münchner Stadtteil Ramersdorf (Bayern).
Am 29. August 2001, zwischen 10.35 und 10.50 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 38-jährigen Lebensmittelhändler Habil Kilic in seinem „Frischmarkt“ im Münchner Stadtteil Ramersdorf (Bayern). © dpa | Polizei-Handouts
Heute sieht es dort an der Bad-Schachener-Straße noch ähnlich aus wie damals. Vor der Theke stapeln sich Gemüse und Obst. An der Kasse liegt eine türkische Zeitung aus. Der Laden heißt heute „Himmet Market“. An den Mord erinnert eine Gedenktafel aus Stein neben dem Laden.
Heute sieht es dort an der Bad-Schachener-Straße noch ähnlich aus wie damals. Vor der Theke stapeln sich Gemüse und Obst. An der Kasse liegt eine türkische Zeitung aus. Der Laden heißt heute „Himmet Market“. An den Mord erinnert eine Gedenktafel aus Stein neben dem Laden. © dpa | Matthias Balk
Am 25. Februar 2004, zwischen 10.10 und 10.20 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 25-jährigen Mehmet Turgut. Er arbeitete im Imbiss eines Verwandten am Neudierkower Weg in Rostock-Toitenwinkel (Mecklenburg-Vorpommern).
Am 25. Februar 2004, zwischen 10.10 und 10.20 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 25-jährigen Mehmet Turgut. Er arbeitete im Imbiss eines Verwandten am Neudierkower Weg in Rostock-Toitenwinkel (Mecklenburg-Vorpommern). © dpa | Polizei-Handouts
Heute ist von dem Imbiss nichts mehr zu sehen. An den Toten erinnert ein Mahnmal: zwei sich versetzt gegenüberstehende Betonbänke mit Inschriften in deutscher und türkischer Sprache.
Heute ist von dem Imbiss nichts mehr zu sehen. An den Toten erinnert ein Mahnmal: zwei sich versetzt gegenüberstehende Betonbänke mit Inschriften in deutscher und türkischer Sprache. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Bernd Wüstneck
Am 9. Juni 2004, gegen 16 Uhr, zünden Mundlos und Böhnhardt in Köln eine mit Nägeln gefüllte Bombe. Sie befand sich auf einem Fahrrad, das sie vor einem Friseurgeschäft an der Keupstraße an die Hauswand lehnten. 22 Menschen werden verletzt.
Am 9. Juni 2004, gegen 16 Uhr, zünden Mundlos und Böhnhardt in Köln eine mit Nägeln gefüllte Bombe. Sie befand sich auf einem Fahrrad, das sie vor einem Friseurgeschäft an der Keupstraße an die Hauswand lehnten. 22 Menschen werden verletzt. © dpa | Federico Gambarini
Heute befindet sich in den Räumen des Hauses Nummer 29 statt des Friseurs ein Juweliergeschäft. Der Friseurladen existiert nach wie vor und zog nur ein paar Meter weiter in einen Hinterhof. Der Charakter der Straße ist unverändert – geprägt von türkischen Restaurants und Geschäften.
Heute befindet sich in den Räumen des Hauses Nummer 29 statt des Friseurs ein Juweliergeschäft. Der Friseurladen existiert nach wie vor und zog nur ein paar Meter weiter in einen Hinterhof. Der Charakter der Straße ist unverändert – geprägt von türkischen Restaurants und Geschäften. © dpa | Henning Kaiser
Am 9. Juni 2005, zwischen 9.50 und 10.15 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 50-jährigen Imbissbetreiber Ismail Yasar in seinem Döner-Imbiss in der Nürnberger Innenstadt (Bayern).
Am 9. Juni 2005, zwischen 9.50 und 10.15 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 50-jährigen Imbissbetreiber Ismail Yasar in seinem Döner-Imbiss in der Nürnberger Innenstadt (Bayern). © dpa | Polizei-Handouts
Heute ist der Imbiss-Stand an der Scharrerstraße verschwunden. Am Zaun eines Parkplatzes daneben ist ein Foto Yasars befestigt.
Heute ist der Imbiss-Stand an der Scharrerstraße verschwunden. Am Zaun eines Parkplatzes daneben ist ein Foto Yasars befestigt. © dpa | Daniel Karmann
Am 15. Juni 2005, zwischen 18.36 und 19.00 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 41-jährigen Schlüsseldienstbetreiber Theodoros Boulgarides in seinem Geschäft im Münchner Westend (Bayern) – nur wenige Meter von einer viel befahrenen Kreuzung entfernt.
Am 15. Juni 2005, zwischen 18.36 und 19.00 Uhr, erschießen Mundlos und Böhnhardt den 41-jährigen Schlüsseldienstbetreiber Theodoros Boulgarides in seinem Geschäft im Münchner Westend (Bayern) – nur wenige Meter von einer viel befahrenen Kreuzung entfernt. © dpa | Polizei-Handouts
Heute ist dort ein türkischer Imbiss, nebenan eine Gaststätte. An dem Haus direkt hinter einer Bushaltestelle hängt eine Gedenktafel.
Heute ist dort ein türkischer Imbiss, nebenan eine Gaststätte. An dem Haus direkt hinter einer Bushaltestelle hängt eine Gedenktafel. © dpa | Matthias Balk
Am 4. April 2006 erschießen vermutlich zwischen 12 und 13 Uhr Mundlos und Böhnhardt den 39-jährigen Kioskbetreiber Mehmet Kubasik in seinem Geschäft in Dortmund (Nordrhein-Westfalen).
Am 4. April 2006 erschießen vermutlich zwischen 12 und 13 Uhr Mundlos und Böhnhardt den 39-jährigen Kioskbetreiber Mehmet Kubasik in seinem Geschäft in Dortmund (Nordrhein-Westfalen). © dpa | Polizei-Handouts
Heute befindet sich in den Räumen in der Malinckrodtstraße ein Reisebüro.
Heute befindet sich in den Räumen in der Malinckrodtstraße ein Reisebüro. © dpa | Ina Fassbender
Wenige Meter entfernt erinnert eine Gedenktafel an den Mord.
Wenige Meter entfernt erinnert eine Gedenktafel an den Mord. © dpa | Ina Fassbender
Die Stadt Dortmund errichtete außerdem am Hauptbahnhof ein Mahnmal für alle NSU-Opfer.
Die Stadt Dortmund errichtete außerdem am Hauptbahnhof ein Mahnmal für alle NSU-Opfer. © dpa | Ina Fassbender
Nur zwei Tage später, am 6. April 2007, erschießen Mundlos und Böhnhardt gegen 17 Uhr den 21-jährigen Halit Yozgat in seinem Internet-Café in Kassel. Mehrere Gäste hielten sich in seinem Laden auf, unter ihnen ein V-Mannführer des hessischen Verfassungsschutzes.
Nur zwei Tage später, am 6. April 2007, erschießen Mundlos und Böhnhardt gegen 17 Uhr den 21-jährigen Halit Yozgat in seinem Internet-Café in Kassel. Mehrere Gäste hielten sich in seinem Laden auf, unter ihnen ein V-Mannführer des hessischen Verfassungsschutzes. © dpa | Polizei-Handouts
Heute hat ein Imker in den Räumen in der Holländischen Straße ein Honiggeschäft. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Gedenkstein und den nach Yozgat benannten „Halitplatz“.
Heute hat ein Imker in den Räumen in der Holländischen Straße ein Honiggeschäft. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Gedenkstein und den nach Yozgat benannten „Halitplatz“. © dpa | Göran Gehlen
In unmittelbarer Nähe gibt es einen Gedenkstein und den nach Yozgat benannten „Halitplatz“.
In unmittelbarer Nähe gibt es einen Gedenkstein und den nach Yozgat benannten „Halitplatz“. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Swen Pförtner
Am 25. April 2007 gegen 14 Uhr erschießen Mundlos und Böhnhardt die 22-jährige Polizeimeisterin Michéle Kiesewetter in Heilbronn (Baden-Württemberg) und verletzen deren 24-jährigen Kollegen Martin A. schwer.
Am 25. April 2007 gegen 14 Uhr erschießen Mundlos und Böhnhardt die 22-jährige Polizeimeisterin Michéle Kiesewetter in Heilbronn (Baden-Württemberg) und verletzen deren 24-jährigen Kollegen Martin A. schwer. © dpa | Polizei-Handouts
Die beiden Polizisten saßen in ihrem Einsatzwagen und parkten auf der Theresienwiese in Heilbronn (Baden-Württemberg). Der Platz ist heute annähernd unverändert. Ein Trafohäuschen direkt neben dem Tatort ist rötlich angestrichen. Eine Gedenktafel erinnert an alle NSU-Mordopfer.
Die beiden Polizisten saßen in ihrem Einsatzwagen und parkten auf der Theresienwiese in Heilbronn (Baden-Württemberg). Der Platz ist heute annähernd unverändert. Ein Trafohäuschen direkt neben dem Tatort ist rötlich angestrichen. Eine Gedenktafel erinnert an alle NSU-Mordopfer. © dpa | Bernd Weißbrod
Am 4. November überfallen Böhnhardt und Mundlos eine Sparkasse in Eisenach (Thüringen). Sie flüchten und verstecken sich in einem Wohnmobil. Den Ermittlern zufolge erschießen sie sich, als die Polizei sie entdeckt.
Am 4. November überfallen Böhnhardt und Mundlos eine Sparkasse in Eisenach (Thüringen). Sie flüchten und verstecken sich in einem Wohnmobil. Den Ermittlern zufolge erschießen sie sich, als die Polizei sie entdeckt. © dpa | Carolin Lemuth
Am 4. November 2011 steckt Beate Zschäpe die Fluchtwohnung an der Frühlingstraße in Zwickau in Brand, die sie mit Mundlos und Böhnhardt bewohnte.
Am 4. November 2011 steckt Beate Zschäpe die Fluchtwohnung an der Frühlingstraße in Zwickau in Brand, die sie mit Mundlos und Böhnhardt bewohnte. © dpa | Hendrik Schmidt
Die Stadt Zwickau ließ das beschädigte Gebäude ein halbes Jahr später komplett abreißen, um eine Wallfahrtsstätte von Neonazis zu verhindern. Wo einst das Haus stand, ist heute eine Wiese.
Die Stadt Zwickau ließ das beschädigte Gebäude ein halbes Jahr später komplett abreißen, um eine Wallfahrtsstätte von Neonazis zu verhindern. Wo einst das Haus stand, ist heute eine Wiese. © dpa | Hendrik Schmidt
1/34

Blutige Spur des Neonazi-Terrors: Das ist der NSU

weitere Videos

    Beispiel „Reichsbürger“: Im Oktober 2016 schoss ein

    Auch interessant

    auf Polizisten, ein Beamter starb. Auch damals wurden Vorwürfe laut, der Verfassungsschutz habe die Szene unterschätzt. Die Behörden entgegneten damals, eine Überwachung sei schwer, weil die Bewegung keine fixen Strukturen habe.

    Beispiel NPD: 2003 scheiterten Bundesregierung und Bundestag damit, die rechtsextreme

    Auch interessant

    zu verbieten. Der Grund: Es kam ans Licht, dass die Partei bis in die Spitze mit Informanten des Verfassungsschutzes durchsetzt war.

    Darum sind die Reichsbürger gefährlich

    weitere Videos

      • Rechtsextrem trotz ausländischer Wurzeln?

      Farim muss sich als Halbiraner gegenüber seiner Kameradschaft immer wieder als „echter Deutscher“ beweisen. „Weißt du überhaupt, was Iran bedeutet?“, fragt er irgendwann den Anführer der Gruppe, „Land der Arier.“

      Tatsächlich gilt der

      Auch interessant

      als Heimat der Arier, eines zentralasiatischen Volkes mit indoeuropäischer Sprache. Die sprachwissenschaftliche Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen wurde im 19. Jahrhundert in eine Rassentheorie umgedeutet. Mit dem Begriff „Arier“ verband man daraufhin eine „überlegene Rasse“.

      Auch der Amokläufer von München, der im Juli 2016 neun Menschen tötete, die meisten davon mit südosteuropäischen Wurzeln, ist laut den Ermittlungen stolz darauf gewesen, „Arier“ zu sein. Er selbst war Deutscher, dessen Familie aus dem Iran kommt. Ein Gutachter ging später davon aus, dass es sich bei dem Amoklauf um ein rechtsextremes Hassverbrechen handelte.