Ein Untersuchungsausschuss soll belegen, wie Donald Trump den Sturm aufs Kapitol steuerte. Warum der Ex-Präsident vor Gericht gehört.

Als vor fast 50 Jahren im US-Kongress der Schleier vor Richard Nixons Schurkereien in der Watergate-Affäre fiel, saß Amerika gebannt vor den Fernsehgeräten. Die Übertragungen der Anhörungen, die den damaligen Präsidenten als Gauner enttarnten und letztlich das Amt kosteten, waren Straßenfeger.

Dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum blutigen Sturm aufs Kapitol in Washington, nach Beweislage angezettelt und choreografiert von Donald Trump, wird diese geballte Aufmerksamkeit in einer medial wie politisch extrem polarisierten Zeit nicht zuteil. Obwohl das Gremium ab heute über weitaus dramatischere Dinge Zeugnis ablegen wird.

Wie Trump den wütenden Mob instrumentalisierte

Dirk Hautkapp, US-Korrespondent.
Dirk Hautkapp, US-Korrespondent. © Privat | Privat

Im Januar 2021 hatte Amerikas Demokratie einen Nahtod-Moment. Weil er seine Wahlniederlage nicht akzeptieren wollte, blies Trump zur Rebellion. Er wollte die verfassungsmäßige Ordnung gewaltsam untergraben lassen und gegen den Willen der Mehrheit im Amt bleiben. Dazu instrumentalisierte er einen wütenden Mob. Mehr zum Thema:Kapitol-Erstürmung: Polizisten fühlen sich im Stich gelassen

Warum jemand wie Trump nie wieder in Verantwortung gelangen darf

Der von den Trump ergebenen Republikanern weitgehend verfemte Ausschuss hat für diese These erdrückende Indizien gesammelt. Millionen Amerikaner wollen trotzdem davon nichts wissen. Sie folgen der Mär vom „gestohlenen“ Wahlsieg Trumps und sehen ihr Idol einer „Hexenjagd“ ausgesetzt.

Diese Mischung aus Ignoranz und Selbstblendung ist gefährlich. Wer so unverhohlen und strafrechtlich relevant wie Trump die Resultate fairer und freier Wahlen ignoriert, darf nie wieder in Verantwortung gelangen. Wenn der Ausschuss seine Arbeit getan hat, ist das Justizministerium am Zug. Schon eine offizielle Anklage würde Trumps Ambitionen für 2024 mit einiger Wahrscheinlichkeit beerdigen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de