Berlin . Der Donbass ist Putins Minimalziel. Aber die Offensive ist zum Abnutzungskrieg geworden. Steht der Kremlchef mit leeren Händen da?
Sie ist längst Routine im Krieg – die tägliche Abschussstatistik. 14 mobile Raketenwerfer, acht Panzer, eine Aufklärungsdrohne. Es ist schwer, die Erfolgsmeldungen der ukrainischen Militärs von Freitagmorgen zu überprüfen. Gleiches gilt für die russischen Angaben. Beinahe gerät in Vergessenheit, was sich hinter der mörderischen Statistik verbirgt.
"Es ist die Hölle", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag, "und das ist keine Übertreibung.“ Russland erhöht im Ukraine-Krieg den Druck auf den Donbass. Die Eroberung der Ost-Ukraine, des Donezbeckens – im Nordosten mit Donezk, im Süden mit Luhansk – dürfte das Minimalziel von Präsident Wladimir Putin sein.
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Seit bald drei Monaten hält der Krieg an. Im April zogen sich die russischen Truppen aus dem Großraum Kiew zurück, weil sie sich auf den Donbass konzentrieren wollten. Die zweite Phase des Angriffskriegs begann.
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Fehlschlag: Vormarsch im Donbass stockt
Doch auch sie ist bislang wenig erfolgreich. Das Fazit der russischen Militärführung klingt ernüchternd. Trotz "aller Schwierigkeiten" werde die "Spezialoperation" fortgeführt, sagte der stellvertretende Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Raschid Nurgalijew: Eine Erfolgsmeldung klingt anders. Für nicht wenige Experten rächen sich jetzt militärische Fehler.
Eine Einkesselung der ukrainischen Kräfte ist gescheitert. Umgekehrt drängen die Ukraine bei Charkiw im Nordosten die Russen bis zur Grenze zurück. Entlang des Flusses Donez, der ein natürliches Hindernis ist, stockt der russische Vormarsch. Ihnen fehlen die Soldaten, um die notwendige Übermacht aufzubauen.
Auf der anderen Seite hat die Ukraine keinen Mangel an Truppen, die größere Kampfmoral, Dank der Amerikaner auch die bessere Aufklärung. Als Verteidiger sind ihre Soldaten taktisch im Vorteil. Außerdem werden sie vom Westen mit zunehmend moderneren und schweren Waffen ausgerüstet.
Muss Putin eine Generalmobilmachung anordnen?
Nach der endgültigen Einnahme von Mariupol werden auf russischer Seite Kräfte frei, die bisher dort gebunden waren. Aber um Odessa zu ernsthaft zu bedrohen, reichen sie wohl kaum aus. Viele westliche Experten glauben, dass Putin eine Generalmobilmachung – das scheint er bislang zu scheuen – anordnen muss, weil am Donbass andernfalls eine Niederlage droht. Putin steht zum zweiten Mal nach dem Rückzug aus dem Großraum Kiew mit leeren Händen da.
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