Berlin. Der Rücktritt von Linken-Chefin Hennig-Wellsow ist konsequent, meint Jörg Quoos. Denn er folgt nur der Erosion der gesamten Partei.

“Bei uns beiden ist der Grad von Schnauze voll relativ hoch“ – so fasste die Linken-Chefin Hennig-Wellsow die Lage der Partei-Doppelspitze kürzlich zusammen. Derart direkt und ungeschönt beschreiben Politiker ihre Rolle nur, wenn die Stimmung unrettbar im Keller ist.

Offenbar ist die Laune nicht besser geworden und der Rücktritt der resoluten Parteivorsitzenden daher konsequent.

Nur dank dreier Direktmandate im Bundestag

Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke-Zentralredaktion in Berlin
Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke-Zentralredaktion in Berlin © Dirk Bruniecki

Die Erosion an der Parteispitze der Linken folgt lediglich der Erosion der gesamten Partei. Die Wahl am 26. September war ein Schock. Die Wählerinnen und Wähler hatten die Linke mit 4,9 Prozent in Wahrheit aus dem Parlament geworfen. Nur dank dreier Direktmandate war man wieder in den Bundestag eingezogen und hat diese Chance nicht wirklich genutzt.

Die Partei ist immer noch zutiefst zerstritten, die übrig gebliebene Parteichefin Janine Wissler steht im Zentrum einer unappetitlichen Missbrauchsaffäre und über allem schwebt die grundsätzliche Frage: Wozu wird diese „Linke“ eigentlich noch gebraucht?

Ohne erkennbares eigenes Profil, programmatisch dürftig

Als Mehrheitsbeschafferin für einen sozialdemokratischen Kanzler Scholz war sie jedenfalls nicht nötig, obwohl man in der Partei lange von einem Linksbündnis geträumt hatte. In der Corona-Pandemie eierte die Partei herum und fand keine eigenständige Linie. Auch beim wichtigen Zukunftsthema Klimaschutz ist die Linke ohne erkennbares eigenes Profil.

Bleibt als markantestes Alleinstellungsmerkmal die Ablehnung des „KriegsbündnissesNato. Auch hier hat sich die Partei historisch verzockt. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Nato wichtiger denn je und immer mehr Nationen wollen unter ihren Schirm.

Wer programmatisch so dürftig dasteht wie die Linke, muss sich also zu Recht um seine Zukunft sorgen.