Berlin. Markus Lanz diskutierte mit seinen Gästen die Lage im Ukraine-Krieg. SPD-Chef Lars Klingbeil verteidigte dabei den Kurs der Regierung.

Die Bilder aus der ukrainischen Kleinstadt Butscha gehen um die Welt und sorgen dabei für Entsetzen und Empörung. Gleichzeitig steigt der Druck auf die deutsche Bundesregierung. Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Gräueltaten und kündigte erneut Waffenlieferungen an. Doch reicht das? Muss Deutschland mehr tun? Diesen Fragen widmete sich Moderator Markus Lanz am Mittwochabend.

Trotz verkürzter Sendezeit ließ es sich Markus Lanz zu Beginn des Talks nicht nehmen, SPD-Parteichef Lars Klingbeil ein Statement zu Karl Lauterbach zu entziehen. „Wann haben Sie davon erfahren?“, fragte der Talkshow-Host in Bezug auf die Änderung der Isolationspflicht. „Heute morgen, als ich von Ihrer Sendung gelesen habe“, witzelte Klingbeil.

Der SPD-Politiker begrüßte die Entscheidung Lauterbachs. Die Einstellung, als Politiker dürfe man keine Fehler machen, lehne Klingbeil sowieso ab. „Ich habe das schon immer für Quatsch gehalten“, kommentierte Klingbeil. „Also ich halte es für richtig, wir sind in so turbulenten Zeiten. Das ist brutal, was wir für Entscheidungen treffen müssen“, ergänzte er.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Lars Klingbeil, Politiker (SPD-Chef)
  • Alexander Rodnyansky, wirtschaftspolitischer Berater von Wolodymyr Selenskyj

Nach einigen Witzeleien wurde es dann allerdings ernst. Es ging um den Ukraine-Krieg. Markus Lanz erinnerte an die Bilder der getöteten Zivilisten aus Butscha. Der Parteichef fand dafür klare Worte: Putin sei „der größte Kriegsverbrecher dieses Jahrhunderts“.

„Ich glaube, dass diese Bilder uns alle nochmal aufgerüttelt haben“, sagte Klingbeil. Der einzige weitere Gast, der ukrainische Ökonom Alexander Rodnyansky, zeigte sich weniger überrascht. Laut Rodnyansky seien die Verbrechen an der Bevölkerung in der Ukraine, den meisten bekannt gewesen. „Wir wussten, dass sowas geschieht, und jetzt haben wir natürlich die Bilder“, so der Ökonom.

„Markus Lanz“: Tut Deutschland eigentlich genug?

Und während SPD-Parteichef Lars Klingbeil immer wieder um Worte rang und versuchte, die Situation zu kommentieren, zeigte sich Alexander Rodnyansky siegessicher. „Wir gewinnen diesen Krieg. Wir sehen, dass die Russen abziehen“, betonte Rodnyansky.

Trotz dieser tiefen Überzeugung hagelte es im gleichen Zuge reichlich Kritik. „Was muss noch geschehen, damit Europa interveniert?“, fragte der Ökonom in die kleine Runde. „Tut Deutschland genug?", hakte Moderator Markus Lanz direkt nach. „Wir wünschen uns natürlich ein schnelleres Embargo“, entgegnete Rodnyansky.

Klingbeil schiebt verzögerte Panzerlieferungen auf Bürokratie

Neben einem Embargo seien aber die verzögerten Waffenlieferungen das zentrale Problem. Dabei stehe nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Europäische Union in der Verantwortung. „Wir wünschen uns einfach schnelleres Handeln“, sagte der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

„Warum dauert das so lange?“, fragte der Moderator Lars Klingbeil. Der SPD-Chef entgegnete, dass hier nicht die Politik zu kritisieren sei, sondern die Wirtschaft. Der SPD-Chef sprach von Wochen, die Rüstungskonzerne wie Rheinmetall brauchen, um etwa 60 Panzer einsatzfähig zu machen. Eine richtige Antwort auf die Frage konnte er damit nicht liefern. Der Parteichef vertröstete die Runde mit Pauschalantworten, es gehe um „lange Prozesse“. Immer wieder sprach Klingbeil von viel Bürokratie und schob die Verantwortung von hier nach da.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

„Lanz“: Durch Embargo drohen wirtschaftliche Schäden

Was das Öl- und Gasembargo angeht, von Moderator Markus Lanz auch „Mutter aller Sanktionen“ genannt, zeigte sich Klingbeil ebenfalls sehr zögerlich. „Also die Debatte ist ja wirklich komplex“, kommentierte der Politiker. Klingbeil zweifelt immer noch an der Wirkungsmacht eines Embargos. Zudem stehe Deutschland mit einem Ende der Energielieferungen vor einem massiven wirtschaftlichen Schaden.

„Natürlich würde das die Kriegsmaschine beeinträchtigen und auch stoppen“, entgegnete Alexander Rodnyansky. Ein Öl- und Gas-Stopp würde ein erhebliches Loch in den finanziellen Haushalt Wladimir Putins reißen. Doch Klingbeil ließ sich nicht überzeugen: Deutschland müsse zunächst seine Abhängigkeiten loswerden, die über Jahre aufgebaut wurden. „Ein Satz, der alles und nichts heißt“, erwiderte Lanz darauf. Klingbeil: „Wir sind alle bereit dafür, viel zu tun, aber ich habe Argumente, die ich miteinbeziehen muss, die manchmal Entscheidungen schwieriger machen.“

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