Tel Aviv. Omikron wütet, die Preise sind enorm - doch die Auszeit in Tel Aviv muss sein. So ist der Urlaub in der teuersten Stadt der Welt.

Während in Deutschland die Preise für Heizöl, Strom, Gemüse, Milch, Brot, Obst und Benzin steigen, bin ich in die offiziell teuerste Stadt der Welt gereist. Dies besagt zumindest eine Studie des „Economist“, damit steht Tel Aviv noch vor Paris und Singapur. Allen Corona-Regeln und -Formalitäten zum Trotz sind wir für eine Woche nach Israel geflogen, geflüchtet vor der Eintönigkeit im Homeoffice, bezogen ein Apartment in Tel Aviv und verteilen unser Geld seither in ungeahnten Dimensionen.

Ein Bier acht Euro, ein Hähnchen-Sandwich vom Imbiss 10 Euro, ein Kaffee sieben Euro, der kleine Einkauf mit ein paar Tomaten, Brot, Käse, Humus und Wasser 40 Euro, sechs Scheiben Cheddar-Käse in Plastik verpackt 7 Euro. Die billigste Sonnencreme 20 Euro, ein Kinderhaarschnitt ohne Waschen 30 Euro. Allerdings sind die Flüge und das Appartement in Strandnähe wegen der aktuellen Omikron-Welle etwas günstiger als sonst.

Israel: Hohe Lebenskosten und gestiegene Energiepreise sind Thema Nummer 1

Die hohen Lebenskosten sind hier das Gesprächsthema Nummer 1, die neue Regierung unter Ministerpräsident Naftali Bennet wird schon jetzt von vielen schlechter bewertet als unter seinem Vorgänger Bibi Netanjahu. Bennet hat die Preise nicht im Griff, so einfach ist das. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis sich in Deutschland Inflation und teure Preise auf den Beliebtheitsgrad von Olaf Scholz auswirken?

Gerade hat es zwei Tage lang etwas geregnet und die Sonne schien weniger, so dass das Thermometer bei etwa 10 Grad Celsius verharrte. Für Israelis ist das ungewohnt kalt und hart, obwohl manch eine trotzdem ins Mittelmeer springt, wenn auch selten. Diese Stimmung nahm eine Boulevard-Zeitung auf und titelte: „Kalt und teuer: Willkommen im neuen Israel“.

Tel Aviv begrüßt seine „ersten Touristen“ freudig

Trotzdem werden wir hier freudig als die „ersten Touristen“ der Stadt begrüßt. Auch wenn einige unserer Freunde und Verwandten in Deutschland wegen unserer Urlaubspläne den Kopf schüttelten. Doch die Sehnsucht mal rauszukommen, barfuß die Füße im Sand zu fühlen, das Meer zu erblicken, die israelische Küche zu schmecken, war zu groß.

Nur die Kleiderfrage ist eine Herausforderung, während tagsüber die Sonne scheint, ist es warm, braucht man Sonnenbrille und T-Shirt. Verschwindet sie am Nachmittag braucht man schlagartig eine warme Jacke. Doch das sind Luxusprobleme der Urlauber.

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Ein Taxifahrer erzählte, dass er nicht mehr Taxifahren wolle, nach zwei Jahren Corona-Pandemie schaffe er das nicht mehr, seine Stimme klang traurig und erschöpft. Er wolle lieber als Pfleger in einem Krankenhaus arbeiten. Seine Gründe habe ich nicht ganz verstanden, schließlich denke er, die Pandemie sei jetzt bald vorüber, aber er glaube eben nicht mehr ans Taxifahren, jetzt wo auch viele den Zug vom Flughafen in die Stadt nehmen würden, zudem eine neue Tram in der Stadt gebaut wird. In zehn Jahren, vermutet er, werde Tel Aviv richtig modern sein.

Diana Zinkler, Textchefin der Zentralredaktion der Funke Mediengruppe schreibt an dieser Stelle regelmäßig über Politik und Gesellschaft.
Diana Zinkler, Textchefin der Zentralredaktion der Funke Mediengruppe schreibt an dieser Stelle regelmäßig über Politik und Gesellschaft. © Krauthoefer | Krauthoefer

Die Regierung in Israel plant Lockerungen, bald auch in Deutschland?

Gerade wird zwar viel gebaut, wie immer, aber jedes zweite Geschäft steht leer. So viele verstaubte Schaufensterscheiben hatte ich bisher in Deutschland nicht gesehen. Wer schon mal in Tel Aviv war, weiß, dass das Leben sich draußen auf den Straßen abspielt, die Bürgersteige sind voll, es wird geshoppt, gearbeitet, getrunken und gegessen. In diesen Tagen ist die Stadt ruhig wie selten. Der Straßenverkäufer, der früher mit Angeboten gelockt und auch genervt hätte, grüßt nur noch kurz oder reagiert gar nicht mehr.

Doch es gibt Lichtblicke: Die Regierung plant Lockerungen. So viele Menschen sind gerade an Omikron erkrankt, dass der Höhepunkt dieser Corona-Mutation überstanden scheint. Der Frühling kommt bald, auch in Deutschland. So viel ist sicher. Lesen Sie weitere Morgenland-Kolumnen.